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					Was ist eigentlich 
					das spezifisch Christliche?  
					
					
					Worin unterscheidet 
					sich ein Christ von anderen Menschen? Das scheint eine 
					einfache Frage zu sein, aber tatsächlich erfordert ihre 
					Beantwortung einiges Nachdenken. Spontan möchten viele 
					sagen: Das Christentum ist die Religion der Liebe, und sie 
					erwarten deshalb von einem gläubigen Christen, dass er sich 
					als gütiger, liebevoller Mitmensch auszeichnet. Er sollte 
					vor allem auffallen durch eine höhere Moralität; als 
					Christen erwarten wir auch von uns selbst größere moralische 
					Leistungen als von anderen. Solche Vorstellungen sind 
					natürlich davon bestimmt, wie man Jesus sieht, wie man sich 
					ihn konkret vorstellt. Ein Zitat aus einem modernen Jesus - 
					Buch soll verdeutlichen, wie solche Vorstellungen oft 
					aussehen: "Jesus hat gelebt als der Freund der religiös und 
					gesellschaftlich Deklassierten. Zachäus, der 
					gesellschaftlich boykottierte, sozial verachtete Zöllner, 
					erhält Jesu Anrede und Besuch. Er wird mit unerwarteter 
					Menschlichkeit und Freude überschüttet. Und dabei ist keine 
					Rede davon, dass er zuallererst seine Sünden bekennen, die 
					Rechnungen in Ordnung bringen und die Geschädigten 
					entschädigen, also einem Schema der Rechtlichkeit 
					entsprechen müßte" (H. Wolff, Jesus, der Mann, Stuttgart 
					1975, 138). Jesus als der Freund der am Rande der 
					Gesellschaft lebenden Menschen, das trifft das Jesus-Bild 
					der meisten Christen und auch Nichtchristen heute. An 
					Christus glauben bedeutet demnach, diese Jesus-Gesinnung in 
					sein Leben aufnehmen und sie verwirklichen. Andere 
					betrachten den Glauben als eine Art psychischer 
					Versicherung. Er soll sich in Notsituationen und bei 
					Belastungen bewähren, dem Christen innere Ruhe, Harmonie und 
					Ausgeglichenheit geben, ihn vor Ängsten bewahren und ihm auf 
					jeden Fall psychische Gesundheit garantieren. Damit, so 
					meint man, könnte man den echten Wert des Glaubens 
					nachweisen. Aber, wie die Erfahrung lehrt, sind Christen 
					genau so anfällig für Depressionen und psychische Störungen 
					jeder Art. Sie haben genau so einen guten oder auch weniger 
					guten Charakter wie andere Menschen auch. Doch bei diesen 
					Erwartungen mit Bezug auf Mitmenschlichkeit und innere 
					Harmonie leiden sie zusätzlich daran, dass ihr Glaube 
					offenbar so wenig Wirkung zeigt. Albert Görres, Professor 
					der Psychologie, beschreibt das Dilemma, in dem sich gerade 
					der Fromme, der sich mit allen Kräften bemüht, den 
					Forderungen des Evangeliums nachzukommen, befindet: "Das 
					Verhalten der Christen wird, so scheint es, im großen und 
					ganzen von den gleichen Triebkräften und Motiven bestimmt, 
					die alle Welt bestimmen und die Freud richtig beschrieben 
					hat, nämlich von Libido, Aggression und Egoismus; dieses 
					Sosein ist freilich für den Christen unbekömmlicher als für 
					Hinz und Kunz weil es für ihn vermehrte Schuldgefühle, 
					vermehrte Gewissensangst, Selbstbetrug und infolge aller 
					dieser Dinge mehr Aggressivität, Gehässigkeit, Depression, 
					neurotische Symptombildung, Unehrlichkeit, Verdrängung und 
					Heuchelei mit sich bringt und mit sich bringen muß. Der 
					Christ hat seinen durchschnittlich schlechten Charakter wie 
					jeder andere, aber er hat ihn mit chlechterem Gewissen und 
					mit schlimmeren psychosomatischen Folgen als der 
					Nichtchrist" (A.Görres, Kennt die Psychologie den Menschen? 
					München 1984 2.Aufl. 193). Gerade, wenn man Erwartungen 
					moralischer Art an den Christen stellt, bringt das offenbar 
					Konflikte mit sich.  
					
					
					Grundsätzlich ist zu 
					überlegen, welche Schicht in der Existenz des Menschen der 
					Glaube berührt. Mehr in der Praxis als in der Theorie wird 
					auch die Auffassung vertreten, Christentum sei eine 
					soziologische Wirklichkeit. Wenn man sich als Christ 
					bekennt, will man kein Außenseiter sein, sondern sich den 
					Gewohnheiten der Mehrheit anschließen. Am stärksten macht 
					sich eine solche Haltung bemerkbar, wenn es um 
					Feierlichkeiten wie Weihnachten, Erstkommunion, Hochzeit und 
					Begräbnis geht. Bei solchen Gelegenheiten braucht man die 
					christlichen Rituale. Sie erhöhen und bereichern das 
					menschliche Leben in seiner Alltäglichkeit und 
					Gewöhnlichkeit und gehören zum Status des Menschen innerhalb 
					der Gesellschaft. 
					
					
					Oder ist Glaube 
					gleichzusetzen mit religiösem Erleben? Seit der devotio 
					moderna spielt die Gefühlsebene in der Frömmigkeit eine 
					große Rolle. Der Christ lebt und fühlt mit Christus, er 
					versetzt sich in die Situationen des Evangeliums, um 
					wirklich daran beteiligt zu sein. Glaube in dieser Weise ist 
					lebendig und unmittelbar erfahrbar. Um die Echtheit und 
					Tiefe des Erlebens zu garantieren, gehört dann auch zur 
					Religiosität, die Reife der Persönlichkeit zu fördern, also 
					Selbstannahme, Urvertrauen und andere Grunderfahrungen zu 
					vermitteln. Es ist also sehr wesentlich, sich darüber 
					klarzuwerden, welche Kräfte und Schichten im Menschen der 
					Glaube ergreift: den Verstand? dann ist Glaube ein 
					Fürwahrhalten oder Erkennen, das praktisch-sittliche 
					Streben? dann ist er Motivation zum Handeln, das Gefühl? 
					dann vermittelt er Erlebniswerte. Die Antwort auf die 
					eingangs gestellte Frage ist zwar formal klar: Der Glaube 
					macht den Christen zum Christen, aber diese Antwort kann man 
					offensichtlich in ganz verschiedener Weise verstehen. Darum 
					ist es bereichernd und anregend, über den Glauben 
					nachzudenken gemäß der Theologie des Origenes. 
					 
					
					
					  
					
					
					
					Glaube als 
					Offenbarungsempfang 
					
					
					  
					
					
					Paulus verkündet vom 
					Glauben ganz grundsätzlich, dass er rettet, und zwar, weil 
					der Mensch im Glauben das Evangelium als rettende Kraft 
					Gottes aufnehmen kann (Röm 1,16), und an einer anderen 
					Stelle, dass durch den Glauben Christus in unseren Herzen 
					wohnt (Eph 3,17). Für das theologische Denken des Origenes 
					ist grundlegend, dass die Beziehung Gottes zum Menschen sich 
					immer über das Wort vollzieht, darum versteht er Glauben als 
					das Organ, mit dem der Mensch Gottes Wort empfangen kann. 
					Seine Antwort auf unsere Frage ist daher: Der Mensch,der 
					Gottes Wort hören kann, ist mehr als Mensch, ein Christ ist 
					seinem eigentlichen Wesen nach ein Hörer dieses Wortes (vgl. 
					H. Rahner, Das Menschenbild des Origenes: Eranos-Jahrbuch XV 
					(1947). Eine solche Aussage steht in der Gefahr, 
					mißverstanden zu werden, denn ohne theologisch zu 
					reflektieren, denken wir über das göttliche Wort in Analogie 
					zum menschlichen. Nichts aber ist gerade in unserer Zeit so 
					sehr entwertet wie das menschliche Wort. Es wird ständig 
					mißbraucht und dient zu allen möglichen Zwecken. Darum ist 
					man mißtrauisch geworden gegenüber dem Wort und hat sogar in 
					der Liturgie Angst vor zu viel Wort, aus der heraus die 
					paradoxe Formulierung "verwortete Liturgie" entstanden ist, 
					was eine Entartung besagen soll, obwohl doch das Wesen der 
					Liturgie darin besteht, Gottes Wort zu empfangen und im 
					Lobpreis zurückzugeben.  
					
					
					Selbst das bindende 
					Wort der Zusage unter Menschen hat oft keine Macht und 
					Kraft, sondern ist leer, weit entfernt vom entsprechenden 
					Tun. Ganz anders das Wort Gottes. In ihm teilt Gott seine 
					göttliche Macht und sein göttliches Leben mit. Als 
					schöpferisches Wort bewirkt es, was es sagt. Dem biblischen 
					Denken liegt diese Einsicht nahe, denn in der hebräischen 
					Sprache wird mit dem gleichen Ausdruck "dabar" Wort und Tat 
					zugleich bezeichnet. Im Wort Gottes kommt also die ganze 
					göttliche Wirklichkeit zum Menschen; die Quelle allen Lebens 
					erschließt sich dem Menschen, aus der er trinken kann, um in 
					Wahrheit zu leben (Vgl. die Brunnenhomilie des Origenes = 
					Numeri-Homilie 12). Gottes Offenbarung ist Leben für den 
					Menschen, sie ist die Speise und der Trank, die ihm das 
					Leben geben. Doch kann solche Nahrung nur im Glauben 
					aufgenommen werden, denn ohne Glauben ist der Mensch auf 
					seine Umwelt festgelegt, die er mit den Sinnen wahrnehmen 
					und mit der Vernunft ordnen und erfassen kann. Auch vom 
					menschlichen Wort lebt er, aber sein Leben ist beschränkt 
					auf die irdische Wirklichkeit, die für seinen Hunger nach 
					Leben nicht ausreicht, obwohl viele Menschen nur ein solches 
					Leben kennen und es für das einzig reale halten. Wer glaubt, 
					lernt in diesem Punkt umdenken. Gott und seine Wahrheit ist 
					die Realität schlechthin, für die das Wort Gottes Zeugnis 
					ablegt. Darin liegt aber eine große Schwierigkeit für jeden 
					Menschen. Denn die Entscheidung, sich dem Wort und der 
					Wahrheit Gottes zu öffnen, ist ein Wagnis, ein Sprung, der 
					Vertrauen erfordert. Vorher wird keine Sicherheit gegeben; 
					erst wenn man alles wagt, zeigt sich die Tragfähigkeit des 
					Glaubens. Das ist eine radikale Entscheidung, und in diesem 
					Sinne kann man sagen, dass es keinen Glauben zu 50% oder zu 
					80% gibt. Viele Menschen versuchen zwar, einen Kompromiß zu 
					schließen, aber das ist unbefriedigend, weil es die Freude 
					am Glauben nicht aufkommen läßt und keine Sicherheit gibt. 
					Entweder hat Gott alle Bedeutung oder er hat gar keine 
					Bedeutung (Vgl. A.J. Heschel, Gott sucht den Menschen, 
					Neukirchen - Vluyn 1980, 95-104). Angesichts einer solch 
					radikalen Forderung fragt sich jeder: Woher soll ich die 
					Kraft nehmen, ein so großes Risiko einzugehen? Glaube ist 
					Gnade, antwortet die Theologie. Doch diese Antwort löst die 
					Schwierigkeit nicht auf. Denn es kann ja nicht gemeint sein, 
					dass man einfach warten kann, bis Gott seine Gnade schenkt. 
					Was also soll der Mensch tun, um zum Glauben zu kommen und 
					sich für die Gnade zu öffnen? Im Römerbrief heißt es: Der 
					Glaube kommt vom Hören (Röm 10,17). Von diesem Wort geht 
					Origenes aus und erläutert immer wieder, dass der Anteil des 
					Menschen in der Beziehung zu Gott Aufnahme des Wortes Gottes 
					und damit Hören sein muß. Gott wirkt durch sein Wort auch 
					das Hören des Menschen. Einerseits teilt er seine göttliche 
					Wirklichkeit mit und andererseits ermöglicht er die Antwort 
					des Menschen. Die Offenbarung Gottes selbst, also das 
					konkrete Angesprochenwerden des Menschen von Gott, bewirkt 
					den Glauben. Gottes Wort schenkt auch das Aufnahmeorgan, und 
					zwar dem, der sich dafür aufschließt. Wer immer mit offenem 
					Herzen die Hl. Schrift liest oder hört, in dem wirkt sie den 
					Glauben. Origenes sagt in einer Josua - Homilie: "Das Hören 
					der Schrift soll uns nicht lästig sein, auch wenn wir nichts 
					verstehen, sondern als Glaubenden geschehe uns gemäß unserem 
					Glauben, mit dem wir bekennen, dass die ganze Schrift von 
					Gott eingegeben und darum nützlich ist....In der Heiligen 
					Schrift ist eine Kraft, die für den Leser oder Hörer auch 
					ohne Erklärung ihre Wirkung hat" (Josue-Homilie 20,2).
					 
					
					
					Bei diesem Gedanken 
					empfindet der heutige Mensch ziemliche Schwierigkeiten. Es 
					kommt ihm naiv und ein bißchen fundamentalistisch vor, die 
					Heilige Schrift ganz einfach als Wort Gottes zu bezeichnen. 
					Man weiß doch heute um die Entstehungsgeschichte der Bibel 
					innerhalb eines ganzen Jahrtausend und kennt die 
					literarischen Eigentümlichkeiten der einzelnen Gattungen und 
					Verfasser. Vorsichtige Theologen sprechen also lieber von 
					Aufzeichnungen menschlicher Erfahrungen mit Gott. Ähnliche 
					Schwierigkeiten treten auf, wenn man Jesus einfach als den 
					Sohn Gottes bekennt. Ist das Verhältnis Vater-Sohn nicht ein 
					menschliches Bild, das deshalb auch für die göttliche 
					Wirklichkeit überhaupt nicht zutrifft? Ist der Glaube an 
					Jesus, den Sohn Gottes nicht in der frühen Kirche entstanden 
					aus einer begreiflichen historischen Entwicklung? Deshalb 
					redet man von Jesus lieber als von dem Stellvertreter 
					Gottes, einem Menschen, der sich in besonderer Weise von 
					Gott gesandt weiß, mehr als andere Gottes Willen verstanden 
					hat und darum auch interpretieren kann. Wenn man eine solche 
					Auffassung vertritt, macht man sich den Glauben anscheinend 
					leichter,auf jeden Fall menschlich einsichtiger. Aber damit 
					entzieht man sich seinem eigentlichen Anspruch, der daran 
					festhält, dass der transzendente Gott sich in die Kontingenz 
					hinein erfahrbar macht und dem Menschen begegnet sowohl im 
					Wort der Schrift wie auch in der konkreten Menschheit Jesu 
					Christi. Der Glaube weiß, dass Gott frei ist und neue 
					Schöpfungsakte setzen kann, denn nur mit der Schöpfung sind 
					Schriftwerdung und Menschwerdung zu vergleichen. Origenes 
					sieht den Vorgang der Menschwerdung immer parallel zum 
					Vorgang der Schriftwerdung, denn in beiden Vorgängen kleidet 
					sich der personale göttliche Logos in eine menschliche 
					Wirklichkeit. "Wie in den letzten Tagen das Wort Gottes aus 
					Maria mit Fleisch bekleidet in diese Welt eintrat und das 
					Sichtbare an ihm anders war als das dem Glauben Erkennbare, 
					- der Anblick des Fleisches nämlich bot sich allen dar, 
					Wenigen aber nur und nur Auserwählten wurde die Erkenntnis 
					der Göttlichkeit gegeben - so wird das Wort Gottes, wenn es 
					durch Propheten oder Gesetzgeber den Menschen vorgetragen 
					wird, auch nicht ohne angemessene Einleitungen vorgetragen. 
					Denn wie es dort vom Schleier des Fleisches, so wird es hier 
					von dem des Buchstabens verhüllt, so dass der Buchstabe 
					gleichsam als das Fleisch angeblickt, der darin verborgene 
					geistige Sinn aber gleichsam als die Gottheit verstanden 
					wird" (Leviticus-Homilie 1,1). Ohne solche Einkleidung kann 
					Gott dem Menschen überhaupt nicht begegnen. Der Buchstabe 
					der Schrift, d.h. ihre gesamte menschlich literarische 
					Wirklichkeit, und das Fleisch Jesu, d.h. seine gesamte 
					menschliche Natur, verhüllen die göttliche Wirklichkeit und 
					machen sie zugleich zugänglich wie in einem Sakrament (Vgl. 
					R. Gögler, Zur Theologie des biblischen Wortes bei Origenes, 
					Düsseldorf 1963, 307-319). 
					
					
					  
					
					
					
					                                  
					
					
					
					Die Dynamik des 
					Glaubens 
					
					
					  
					
					
					Vielleicht erschien 
					der Glaube bisher wie eine einmalige Entscheidung, die man 
					trifft oder auch nicht, die Entscheidung nämlich, ob man 
					sich der göttlichen Wirklichkeit im Wort der Schrift wie im 
					Menschen Jesus Christus öffnen und anvertrauen soll. Wenn 
					man das Leben Christi auf diese Weise empfangen hat, ist 
					aber erst der Anfang gemacht. Der Glaube ist geboren, er 
					will und kann jedoch wachsen. Diese Dynamik trägt er in 
					sich, so dass kein lebendig Glaubender in seinem Glauben 
					derselbe bleibt. Wie die Offenbarung Gottes in der 
					Heilsgeschichte der Menschheit und des einzelnen weiter 
					voranschreitet, weil Gott sich dem Menschen immer mehr 
					nähert, so will der Glaube im Volk Gottes und im einzelnen 
					dem Wort näher kommen. Er ist das Durchdringen der 
					menschlich - irdischen Hülle, die ernst genommen und bejaht, 
					aber auch überwunden werden muß, um zum göttlichen Kern 
					vorzustoßen. Gott ist der Lebendige. Seine Offenbarung ist 
					nicht einfach vorhanden, sondern sie wächst und wird immer 
					intensiver. Schon die Schöpfung ist eine grundsätzliche 
					Offenbarungstat Gottes, mehr noch die Erwählung des Volkes 
					Israel und die Gesetzgebung. In noch höherer Weise offenbart 
					Gott sich aber in Jesus Christus, dem menschgewordenen Wort 
					Gottes. Doch auch damit ist seine Offenbarung noch nicht an 
					ihr Ziel gekommen, denn immer noch ist das göttliche Wort 
					verhüllt unter dem Schleier des Fleisches. Im Tod Jesu wird 
					der Schleier weggenommen, denn der Auferstandene macht das 
					vergöttlichte Fleisch des Menschen offenbar. Wenn Christus 
					in voller Herrlichkeit wiederkommt, dann wird die 
					Offenbarung und Selbstmitteilung Gottes den Menschen in 
					größtmöglicher Intensität erfassen. Der Glaube wird vom 
					Schauen abgelöst.  Wie die Offenbarung eine Dynamik zu immer 
					größerer Unmittelbarkeit und Klarheit in sich trägt, so auch 
					der Glaube, der ihr entspricht. Wir sprechen hier vor allem 
					vom Glauben des einzelnen, weil uns das mehr betrifft. 
					Origenes zitiert oft die Bitte der Jünger im Evangelium: 
					"Herr, mehre unseren Glauben!" Der Glaube der einzelnen 
					Menschen kann sehr unterschiedlich sein. Das Maß richtet 
					sich nach ihrer Auffassungskraft und -bereitschaft für die 
					Offenbarung. Denn das Wort Gottes ist zugänglich in 
					unterschiedlicher Gestalt; unter dem Bild der Nahrung kann 
					man es als Milch, Gemüse oder als feste Speise bezeichnen, 
					je nachdem es für den einzelnen zuträglich ist. 
					Grundsätzlich gilt: das Wort Gottes ist lebendig und lebt in 
					jedem, der es aufnimmt. Es hat die Lebenskraft in sich 
					selbst; sie braucht ihm nicht von außen gegeben werden. Der 
					Mensch kann dem göttlichen Wort im eigenen Inneren immer 
					mehr an Lebensraum zur Verfügung stellen, die Kraft zum 
					Wachsen trägt aber das Wort selbst in sich.  Der Glaube 
					wächst mit Bezug auf Quantität und Qualität. Einerseits 
					umfaßt die Offenbarung Gottes viele verschiedene Seiten und 
					Inhalte. Der Glaube des Menschen wird größer, je mehr er 
					davon aufnimmt. Origenes vergleicht ihn mit weichem Wachs, 
					in das Gott sein Wort hineinschreiben kann. Zum vollen 
					Glauben gehört die Bereitschaft, alles aufzunehmen, was Gott 
					geoffenbart hat, also AT und NT, auch Stellen, die man 
					spontan nicht hören will. Der Glaube urteilt nicht über 
					ihren Wert, sondern nimmt das ganze Wort Gottes auf, damit 
					es in den Menschen des NT Fleisch wird. "Alles, was durch 
					das Gesetz kommt, ist außerhalb von uns; aber alles, was 
					durch die Gnade kommt, tragen wir in uns. Was im Gesetz 
					geschrieben steht, ist beispielsweise mit Schreibfeder und 
					Tinte auf Pergament oder Papier geschrieben. Was aber aus 
					Gnade zu uns herabsteigt, wird vom Geist Gottes in unser 
					Herz geschrieben. So erklärt es der Apostel, der dieser 
					Gnade in den anderen dient und sagt: Ihr seid unser Brief, 
					geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des 
					lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln von Stein, sondern auf 
					Tafeln in Herzen von Fleisch (2 Kor 3,3). Mir scheint, er 
					nennt das, was aus der Gnade kommt, deshalb sicherer als 
					das, was aus dem Gesetz kommt, weil jenes außerhalb von uns 
					ist, dieses aber in uns. Und jenes besteht aus 
					zerbrechlichem Material, so dass es leicht vergehen kann, 
					dieses aber ist vom Heiligen Geist geschrieben und ins 
					Innere der Seele eingeprägt und besitzt deshalb beständige 
					Dauer. Solche Verheißungsworte werden jener Seele 
					eingeschrieben, die ihren Glauben Gott wie vorbereitetes 
					Wachs darbietet, damit die Gnade Gottes sich dort in 
					würdiger Weise einschreiben kann." (Römerbriefkommentar 
					4,5). 
					
					
					  
					
					
					Es gibt in der 
					Offenbarung Stellen, die leichter zugänglich und solche, die 
					schwieriger zu verstehen sind. Milch kann auch der noch 
					Unmündige, der einen kleinen Glauben hat, aufnehmen. 
					Origenes bezeichnet mit Milch die moralischen Anweisungen 
					der Schrift. Sie betreffen unmittelbar das menschliche 
					Handeln, darum kann sie jeder begreifen. Andere Stellen, wie 
					z.B. die geschichtlichen Erzählungen des AT können leicht 
					mißverstanden werden, wenn man sie nur dem Buchstaben nach 
					interpretiert. Sie müssen mehr durchgearbeitet und gekaut 
					werden, wenn sie dem Menschen als Nahrung dienen sollen, und 
					gleichen deshalb dem Gemüse. Feste Nahrung sind Teile der 
					Schrift, die von Gottes Wesen und Wirken sprechen, denn Gott 
					ist dem Menschen verborgen, und was er von sich selbst 
					offenbart, ist nur für den schon voll ausgewachsenen Glauben 
					zugänglich. Für den anderen bedeutet solche Offenbarung eher 
					eine Gefahr. Origenes spricht darum nicht oft und nicht gern 
					von der Güte und Liebe Gottes, er hat Sorge, die 
					Nachlässigen könnten dadurch zur Sünde verleitet werden.   
					
					
					Andererseits wächst 
					der Glaube in jedem einzelnen Menschen und auch in der 
					Kirche als ganzer an Qualität, d.h. er dringt mehr ein in 
					das Wort, das er aufnimmt und gelangt von einem 
					vordergründigen, buchstäblichen zu einem geistigen, dem 
					göttlichen Wort mehr entsprechenden Verständnis. Es kann 
					also sein, dass der einfache Glaube das Wort zunächst nur 
					aufnimmt, ohne es zu verstehen. Bei den Weisungen für das 
					sittliche Leben bedeutet das, sein Leben davon bestimmen zu 
					lassen, ohne ihren Sinn zu durchschauen. Auf diese Weise 
					kann auch der ganz einfache Mensch das Heil empfangen, da er 
					in seinem Tun die Nähe zu Gott erfährt. 
					
					
					 Doch der Glaube 
					drängt danach, dem Wort noch näher zu kommen. Origenes 
					unterscheidet den einfachen Glauben von der Erkenntnis, die 
					dem geisterfüllten Menschen zuteil wird. Sie ist nicht eine 
					höhere Stufe des Glaubens, sondern seine vollere Entfaltung. 
					Wenn der Auferstandene seinen Jüngern das Verständnis der 
					Schrift erschließt, erfüllt er ihre Bitte um größeren 
					Glauben, indem er sie zur geistigen Erkenntnis führt. Diese 
					geistige Erkenntnis besteht darin, Christus in der gesamten 
					Schrift zu entdecken, aber nicht nur verstandesmäßig, 
					sondern mit allen menschlichen Kräften. Erkennen heißt bei 
					Origenes eins werden, eine lebendige Beziehung eingehen, 
					nicht nur intellektuelle Tätigkeit. Insofern unterscheidet 
					sich also Erkennen vom Glauben, als die Beziehung, die damit 
					beschrieben wird, enger ist, denn Erkennen ist Lieben, mit 
					dem Wort untrennbar verbunden sein. "Die Vollendung der 
					Erkenntnis, das tiefere und lichtvollere Verstehen alles 
					dessen wird denen zuteil, die das Erbe des wahren und 
					einzigen Sohnes empfangen dürfen, das denen verheißen ist, 
					die ihn vollkommen lieben" (Josue-Homilie 19,4). 
					
					
					  
					
					
					
					Glaube und Werke 
					
					 
					
					
					 Der Glaube ist 
					entscheidend für das Leben in Christus, nach Paulus ist er 
					allein entscheidend. Das "sola fide" haben die Reformatoren 
					nicht entdeckt, sondern neu akzentuiert. Heißt das nun 
					konkret, dass es zum Christsein genügt, die Hl. Schrift zu 
					lesen, zu studieren und immer tiefer zu verstehen? Muß sich 
					Christentum nicht im täglichen Leben bewähren? Kommt es 
					nicht darauf an, den Willen Gottes im Tun zu erfüllen? Im 
					Jakobusbrief steht im Gegensatz zu Paulus: "Der Glaube ist 
					tot, wenn er keine Werke vorzuweisen hat" (Jak 2,17).  
					Origenes sucht beides miteinander zu vereinen: die 
					Rechtfertigung allein aufgrund des Glaubens und die 
					Aufforderung zum gehorsamen Tun, wie sie sich an vielen 
					Stellen der Schrift findet. Die gegensätzlich klingenden 
					Aussagen bilden für ihn keine Alternative. Glaube und Werke 
					gehören zusammen. Der Glaube jedoch ist das eigentlich 
					Entscheidende, denn nur im Glauben kann der Mensch das Leben 
					Gottes empfangen, das sich von selbst, aufgrund seiner Kraft 
					im Tun auswirkt. Origenes spricht über Abraham, der beides 
					verwirklicht: den vollen Glauben, in dem er den Auftrag 
					Gottes annimmt, und die gehorsame Ausführung des Willens 
					Gottes. Das Verhältnis von beidem beschreibt er 
					folgendermaßen: 
					
					
					 "Als Gerechtigkeit 
					wird dem Menschen ganz allein die Tatsache angerechnet, dass 
					er an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, selbst 
					wenn er noch keine Werke der Gerechtigkeit vollbracht hat. 
					Gott fängt an, den Menschen zu rechtfertigen, wenn dieser an 
					den glaubt, der ihn rechtfertigt. Und ein solcher Glaube 
					gleicht, wenn er gerechtfertigt worden ist, einer Wurzel im 
					Seelengrund, die Regen empfangen hat. Nachdem ihr durch das 
					Gesetz Gottes Pflege zuteil geworden ist, können aus ihr 
					Zweige wachsen, um die Frucht der Werke zu tragen. Die 
					Wurzel der Gerechtigkeit wächst also nicht aus den Werken, 
					sondern aus der Wurzel der Gerechtigkeit wächst die Frucht 
					der Werke. Gemeint ist die Wurzel der Gerechtigkeit, die 
					Gott als Gerechtigkeit annimmt ohne Werke" (15).  Das 
					Verhältnis von Glaube und Werken ist also nicht umkehrbar. 
					Der Glaube ist der Zugang zur Gnade Gottes, darum kann er 
					unter Umständen auch ohne alle Werke zum Heil ausreichen, 
					wie es z.B. beim Schächer, der mit Jesus am Kreuz hing, der 
					Fall war. Dieser Räuber hatte Glauben; ein Zeugnis dafür war 
					seine Bitte an Jesus. Er hatte aber keinerlei gute Werke 
					vorzuweisen. Der Herr schenkte ihm das Heil allein aufgrund 
					seines Glaubens. Danach hatte er gar keine Gelegenheit mehr, 
					Gutes zu tun. Jedoch ist das, wie Origenes sagt, ein 
					Extremfall. Normalerweise soll der Mensch die empfangene 
					Gnade in sich wirken lassen. "Wer aus Gnade gerechtfertigt 
					wird, der muß diese Werke nicht vorweisen, er muß sie aber 
					beobachten, damit die empfangene Gnade in ihm nicht 
					unwirksam bleibt" (16). Die Werke erweisen also das Leben 
					Christi im Glaubenden, sie erwachsen aus dem lebendigen Wort 
					Gottes, das der Glaubende in sich trägt, und sind darum 
					nicht rein menschliche Taten. Glaube muß und wird den 
					Menschen verändern, nicht durch menschliche Anstrengung, 
					sondern vor allem durch die Kraft des Wortes Gottes, denn er 
					ist nicht nur eine psychologische und gedankliche 
					Wirklichkeit, sondern ein neues Lebensprinzip. Das Bild vom 
					Baum macht es deutlich. Aus der Wurzel wachsen die Zweige; 
					ein gesunder Zweig wird auch Frucht bringen, aber er kann es 
					nur, weil er aus der Wurzel seine Lebenskraft bezieht. Der 
					Glaube macht also den Christen aus, nicht das moralische 
					Verhalten, das ja durchaus auch aus anderen Ursachen kommen 
					kann. Einer guten Tat sieht man nicht an, ob sie christliche 
					Lebensäußerung, d.h. gottmenschliches Tun ist, oder ob sie 
					ein Ausdruck humanitärer Gesinnung ist, die damit keineswegs 
					in ihrem Wert geringgeschätzt werden soll. 
					 
					
					
					Hat diese Erkenntnis 
					eine Auswirkung für die Praxis? Ja, denn um Christ zu 
					werden, muß sich ein Mensch intensiv um den Glauben bemühen, 
					indem er Tag für Tag auf das Wort Gottes hört und es in sein 
					Leben hineinnimmt. "Wenn du dich dem Gesetz Gottes widmest 
					und in ihm meditierst Tag und Nacht, wenn du das Buch des 
					Gesetzes nicht aus der Hand legst, wie zu Josua gesagt wird, 
					wenn du eingedenk bist des Gebotes unseres Erlösers, in dem 
					er sagt: Forscht in den Schriften!, wenn du dich solchen 
					Studien hingibst und die Kenntnis des göttlichen Gesetzes 
					erwirbst durch Lesen und Hören, dann wird die Stadt der 
					Schrift dein Anteil sein" (17). Wer so lebt, darf darauf 
					vertrauen, dass das göttliche Wort in ihm seine Lebenskraft 
					entfaltet und sein Leben verändert. Das heißt nicht, dass er 
					sich weniger darum bemühen sollte, seinen Mitmenschen in der 
					rechten Art und Weise zu begegnen und für sie da zu sein. 
					Ein Christ hat aber nicht nur andere Motive dabei, sondern 
					er hat die Verantwortung, dass das Leben Christi in ihm zur 
					Entfaltung kommt. So wie er sich für sein körperliches Leben 
					verantwortlich fühlt und alles dafür tut, dass es gesund und 
					leistungsfähig ist, so sollte er auch dem Leben Christi in 
					sich die richtigen Lebensbedingungen verschaffen und dafür 
					Sorge tragen, dass es gesund ist. 
					
					
					  
					
					
					
					Der Glaube als 
					Gegenwart Christi in uns 
					
					
					Glaube ist 
					Gnadengeschenk Gottes und damit nicht in der Verfügung des 
					Menschen. Es ist ja unmöglich, dass der Mensch sich selbst 
					das Leben geben kann. Nach Origenes gibt es drei Stufen der 
					Lebensmitteilung, die eine jeweils intensivere Beziehung zu 
					Gott schenken. Die erste Stufe ist die Existenz überhaupt, 
					die zweite die Geistbegabung, die dritte der Glaube. Auch 
					die Schöpfung bezeichnet Origenes als Gnade: "Gnade ist also 
					alles, was immer der hat, der nicht war und nun ist. Er 
					empfängt von dem, der immer war und ist und in Ewigkeit sein 
					wird" (18). Gnade ist die Schöpfung deshalb, weil der Mensch 
					schon durch seine Erschaffung in die Beziehung zu Gott 
					gerufen wird. Sie wird intensiviert dadurch, dass er als ein 
					Wesen geschaffen wird, das Anteil am Logos hat, weil es Wort 
					und Sinn aufnehmen kann. Was mit der Schöpfung begonnen hat, 
					setzt sich dann im Glauben fort, denn im Glauben tritt der 
					Mensch in eine neue Beziehung zu Gott ein, weil er befähigt 
					wird, das göttliche Wort zu vernehmen. Durch das Wort Gottes 
					wird der Mensch ins Dasein gerufen, er ist lebendige Antwort 
					auf diesen Ruf. Das Wort der Offenbarung macht ihn zum 
					Bundespartner, so im AT, und das Wort des Evangeliums rettet 
					ihn aus Sünde und Tod, weil es dem Glaubenden das neue, 
					unzerstörbare Leben des Auferstandenen schenkt. Gottes Wort 
					ist schöpferisch, es bewirkt im Menschen, der es aufnimmt, 
					diese neue Realität. Deshalb ist der Christ seinsmäßig 
					anders als der Nichtchrist. Er hat ein neues Lebensprinzip 
					in sich, er ist aus Gott geboren, Christus lebt in ihm. Die 
					Glaubenswirklichkeit ist ihrem Wesen nach unsichtbar und 
					damit menschlichem Zugriff entzogen. Wir empfinden sie darum 
					oft als weniger wirklich und räumen ihr auch nur einen 
					geringen Stellenwert in unserem Leben ein. Wer aber das 
					Leben Christi, das ein Leben für Gott ist, wagt, der 
					erfährt, dass es ein Leben in einer neuen Dimension ist. Er 
					lernt, die Welt, die Mitmenschen und sich selbst immer neu 
					aus dem Wort Gottes verstehen. Aus der Sohnesbeziehung zu 
					Gott, an der Christus ihn teilhaben läßt, bekommt er eine 
					Würde und Freiheit, die ihm schon in diesem irdischen Leben 
					eine Teilnahme an der Freude des Himmels gewährt, die darin 
					besteht, die Schönheit und Herrlichkeit Gottes zu verkosten. 
					Allerdings muß uns immer bewußt bleiben, dass wir diese 
					Realität noch nicht in ihrer Unmittelbarkeit erleben. Unsere 
					Sinne sind nicht in der Lage, Gott und seine Wirklichkeit zu 
					erfassen, und das macht es möglich, dass wir gleichzeitig 
					mit unserem menschlichen Gefühl Traurigkeit und 
					Verlassenheit erleben, obwohl wir im Glauben die 
					überwältigend große Nähe Gottes bekennen und vielleicht 
					sogar erfahren. Eine wesentliche Erfahrung ist z.B. die 
					Liebe zum Wort Gottes, das uns immer neue Sinnhorizonte 
					erschließt. Christ werden bedeutet, dieses Wort betrachten 
					und sich auf seine Wirklichkeit verlassen, bis es seine 
					dynamische Kraft in uns voll zur Geltung bringt. 
					 
					
					
					Wenn wir die 
					eingangs gestellte Frage noch einmal bedenken, so können wir 
					antworten: Das Leben in Christus, dem personalen Logos, ist 
					also das spezifisch Christliche. Wir leben als Christen in 
					der Lebensgemeinschaft mit ihm, also nicht nur in einer 
					Überzeugungsgemeinschaft, unser Glaube schenkt mehr als 
					moralische Vervollkommnung oder auch psychische 
					Ausgeglichenheit, die Erwartungen dieser Art werden sogar 
					oft nicht erfüllt, und doch ist er ganz konkret erfahrbar 
					und lebbar als Leben aus dem Wort Gottes. Wir können von 
					einer wirklichen und echten Glaubenserfahrung sprechen, ja 
					von Gotteserfahrung, die in Wahrheit Berührung mit Gott ist 
					und zwar in allen Schichten unseres Menschseins, von denen 
					wir oben gesprochen haben. A. Stolz spricht von dieser 
					Wirklichkeit als von einer transpsychologischen Erfahrung 
					(19), um deutlich zu machen, dass es nicht um 
					außerordentliche psychische Phänomene geht, sondern um das 
					Leben Christi in uns. Immer, wenn wir das Wort Gottes hören, 
					wird das lebendige Wort in uns geboren, Christus tritt in 
					unser Leben ein (20). Er will wachsen in uns und unser Leben 
					ganz ausfüllen, so dass unser Denken, Reden und Tun seine 
					Prägung empfängt. Wenn wir sagen können: "Nicht mehr ich 
					lebe, sondern Christus lebt in mir," sind wir nicht weniger 
					wir selber, sondern mehr, weil wir mit dem Wort verbunden 
					sind, das uns unsere ureigene Existenz gegeben hat. Wir sind 
					wirklich mehr als Menschen, wenn das Wort Gottes in uns 
					lebt. Die Liebe zu diesem Wort schenkt uns den vollen 
					Glauben, denn "die Liebe glaubt alles" (1 Kor 13,7). 
					 
					
					  
					
					Literaturverzeichnis 
					 (1) H. Wolff, Jesus, 
					der Mann (Stuttgart 1975) 138. 
					 (2) A. Görres, Kennt 
					die Psychologie den Menschen?  (München 1984 2.Aufl.) 
					193. 
					 (3) Vgl. M. Harl, 
					Origène et la fonction révélatrice du Verbe Incarné (Patristica 
					Sorbonensia 2) Paris 1958, 243-266. 
					 (4) H. Rahner, Das 
					Menschenbild des Origenes: Eranos-Jahrbuch XV (1947). 
					 (5) Vgl. die 
					Brunnenhomilie des Origenes = Numeri-Homilie 12. 
					 (6) Vgl. A.J. 
					Heschel, Gott sucht den Menschen (Neukirchen - Vluyn 1980) 
					95-104. 
					 (7) Josue-Homilie 
					20,2. 
					 (8) 
					Leviticus-Homilie 1,1 Übersetzung nach R. Gögler, Zur 
					Theologie des biblischen Wortes bei Origenes (Düsseldorf 
					1963) 301, vgl. auch 299-307. 
					 (9) Vgl. Gögler, 
					a.a.O. 307-319. 
					(10) Vgl. de Lubac, 
					Geist aus der Geschichte (Einsiedeln 2. 
					Aufl. 1968) 327-345. 
					(11) 
					Vgl. de Lubac, a.a.O. 176-181. 
					(12) 
					Römerbriefkommentar 4,5. 
					(13) Vgl. Fontes 
					Christiani, 2,1 Einführung 36 und Römerbriefkommentar 2,4 
					a.a.O. 182f. 
					
					(14) Josue-Homilie 19,4. Vgl. Danielou, Les sources 
					bibliques de la mystique d'Origene: Revue d'Ascetique et de 
					Mystique 23 (1947)  126-141. 
					(15) 
					Römerbriefkommentar 4,1. 
					(16) 
					Römerbriefkommentar 8,7. 
					(17) Josue-Homilie 
					19,4. 
					(18) 
					Römerbriefkommentar 10,38. 
					(19) A. Stolz, 
					Theologie der Mystik (Regensburg 1936). 
					(20) Vgl. H.Rahner, 
					Die Gottesgeburt. Die Lehre der Kirchenväter von der Geburt 
					Christi aus dem Herzen der Kirche und der Gläubigen, in: 
					Symbole der Kirche (Salzburg 1964) 13-87, über Origenes 
					29-35. 
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