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					Der große 
					Alexandriner Origenes (um 185 – etwa 253)141, war
					»das 
					einzig
					
					wirkliche 
					Genie unter 
					den griechischen Kirchenvätern«142, 
					
					
					»der 
					größte Gelehrte des 
					christlichen 
					Altertums«.143
					
					 300 Jahre nach seinem
					Tod aber 
					kulminierten Angriffe und Diskrimierungen in seiner Verurteilung 
					als Häretiker. Es dauerte noch einmal 1400 Jahre, bis man
					erkannte, welcher Art die Machtkämpfe und Intrigen waren, die zu 
					seiner Verurteilung führten und welches Lichtes man sich 
					dadurch in 
					der Kirche 
					selbst beraubt
					hatte144.  
					Neben Adolf von Harnack hat sich
					u.a. auch Hans Urs 
					von Balthasar energisch dafür eingesetzt, dass
					Origenes der ihm 
					gebührende Platz unter den Größten der Kirchen-
					und 
					Theologiegeschichte eingeräumt wird.145 
					
					
					In der 
					Neuzeit nun wurde Origenes »geradezu zum Kirchenvater der 
					Reinkarnationslehre, zu einer zentralen Berufungsinstanz, 
					Reinkarnationsvorstellungen im Christentum zu situieren«.146 
					Aber ob er wirklich an Reinkarnation glaubte und sie lehrte, 
					ist heute sehr umstritten und ein komplexes Thema. Helmut 
					Zander 147 kommt in seiner eingehenden und 
					differenzierenden Untersuchung der Frage zu dem
					Ergebnis, dass Origenes 
					keine Reinkarnation gelehrt habe (a.a.O., 145). 
					So stellt auch Lothar Lies fest, dass Origenes die 
					platonische Metempsychose (Wiederverseelung im Sinne der 
					Seelenwanderung durch Verkörperung auch in Tieren) 148 
					und die Metensomatose (Wiedereinkörperung in menschliche 
					Körper) der Stoiker ablehnte (a.a.O., 178
					Lind 184f). Und doch halten viele 
					Autoren Origenes für einen Vertreter der 
					Reinkarnation. 149 Was spricht nun für und was 
					gegen Reinkarnation bei Origenes?  
					
					
					Natürlich war Origenes, 
					der ein hervorragender Kenner Platons und neben Plotin ein 
					Schüler des Neuplatonikers Ammonius Sakkas150 
					war, mit dem Thema der Reinkarnation umfassend vertraut. Er 
					setzt sich mit ihr und speziell mit der Seelenwanderung an 
					vielen Stellen seines Werkes auseinander. »Pythagoras, 
					Empedokles, Platon und Kelsos etwa werden von ihm als ihre 
					Vertreter genannt, weiterhin der Gnostiker Basilides.«151 
					Umso mehr erstaunt es, dass er sich in den relativ wenigen 
					Schriften, die uns von seinem riesigen, rund 2000 Nummern 
					umfassenden literarischen Werk noch erhalten sind, an keiner 
					Stelle klar und positiv zur Reinkarnation äußert. Im 
					Gegenteil! Es gibt mehrere Stellungnahmen, in denen er sich 
					dezidiert und explizit gegen die Seelenwanderung ausspricht. 
					Er verwendet für sie meistens die Begriffe Metensomatose, 
					aber auch Metempsychose oder den gnostischen Ausdruck vom 
					»Umgießen in andere und (wieder] andere Körper« (HZ, 144). 
					In der lateinischen Übersetzung begegnet auch der Begriff transmigratio (das Übersiedeln der Seele in einen anderen 
					Leib, Seelenwanderung).152 
					 
					 
					
					
					Es gibt für mich keinen 
					Zweifel darüber, dass Origenes die Seelenwanderung im Sinne 
					der Wiederverkörperung in Tieren (oder gar Pflanzen) 
					ablehnte. Denn die Seelen von Menschen und Tieren gehören 
					für Origenes – auch im Blick auf die Gottesebenbildlichkeit 
					des Menschen153 
					– 
					
					»zwei verschiedenen Schöpfungsordnungen an, 
					können also nicht 
					ineinander konvertieren, und er sieht zwischen beiden 
					Seelenklassen einen prinzipiellen, nicht nur 
					graduellen Unterschied.«154 
					
					
					
					Trotzdem scheint er an einer Stelle über die 
					Wiederverkörperung in Tieren im zustimmenden Sinne 
					nachzudenken. Origenes lehrte, dass sich jedes Vernunftwesen 
					durch den freien Willen zum Guten oder Schlechten verändern 
					kann, so auch die menschliche Seele. Kraft ihrer 
					Fortschritte in der göttlichen Ordnung können Menschenseelen 
					einerseits zu Engeln werden, zu >Kindern der Auferstehung< 
					bzw. zu >Kindern Gottes< in seinem Reich.155 Wenn aber 
					andererseits »die Seele 156 vom Guten herabsinkt und sich zur 
					Schlechtigkeit neigt 
					und immer mehr in diese hineingerät, so wird sie, wenn sie 
					nicht umkehrt, durch die Vernunftlosigkeit viehisch und 
					durch die Bosheit tierisch.« Dieser Änderung ihres 
					Charakters folgt eine Änderung ihres Status. »An Stelle 
					der schmerzhaften Strafe in der Glut des Feuers« [des 
					Fegefeuers, TM), der sie eigentlich verfallen wäre, 
					»entscheidet sie sich lieber für ein Leben als vernunftloses 
					Tier, manche wählen für die Tierwerdung sogar, wenn ich so 
					sagen darf, ein Leben im Wasser. Und so geht wohl, in dem 
					Maße wie der fortschreitende Fall in die Schlechtigkeit es 
					verdient, die Seele [des Menschen, TM) in den Körper dieses 
					oder jenes unvernünftigen Tieres ein.«157 
					
					
					Origenes spricht hier 
					also ganz deutlich von Seelenwanderung in dem Sinne, dass 
					die menschliche Seele nach dem Tod auf Grund ihrer 
					Verschlechterung an Stelle des Fegefeuers auch in Tierseelen wiederverkörpert werden kann. Das Fegefeuer wird dabei nicht 
					als grundsätzliches Argument gegen die Seelenwanderung ins 
					Feld geführt. Das ist durchaus bemerkenswert. 
					  
					
					
					Rufin, der sich in seiner 
					397/8 entstandenen, sehr freien lateinischen Übersetzung von 
					Origenes' Hauptwerk Peri Archon erlaubte, scheinbare Längen 
					zu kürzen, selber zu ergänzen, ganze Abschnitte auszulassen 
					oder umzuarbeiten, zusammenzufassen und zu kommentieren, ja 
					Aussagen inhaltlich zu korrigieren, aber auch nach seiner 
					eigenen Aussage »das, was den sonstigen Äußerungen des 
					Origenes und unserem Glauben zuwider schien« 
					158, 
					nicht zu übersetzen, er stellt die obigen, für ihn wohl 
					anstößigen Aussagen des Origenes über die Wiederverkörperung 
					der Menschenseele in Tieren so dar, als verurteile Origenes 
					die Reinkarnation vernünftiger Seelen in Tieren. Er verkehrt 
					die Aussage des Origenes an dieser Stelle also in ihr 
					Gegenteil! Nun aber geht aus den Zeugnissen von Hieronymus 
					und Justinian deutlich hervor, dass Origenes die Tierwerdung 
					der Menschenseele ernsthaft erwogen hat. ja, »der Gedanke 
					scheint ursprünglich [von Origenes, TM) ausführlich 
					behandelt worden zu sein, denn Hieronymus spricht von einer 
					>sehr breiten Darstellung< (»sermo latissimus«).« 
					159 
					
					
					Freilich fügt Origenes 
					seinen Ausführungen hinzu: »Aber dies sollen 
					
					
					nach unserer Absicht keine festen Lehren 
					sein, sondern nur Fragen und Probleme. Ich habe es nur 
					deshalb ausgesprochen, damit die angeschnittene Frage nicht 
					ohne Behandlung bleibe.« 160 
					
					
					Diese Stelle darf also nicht als Indiz für 
					eine feste Seelenwanderungs-lehre des Origenes gewertet 
					werden. Er behandelt nur das Problem und lässt es an dieser 
					Stelle als Frage offen. Das war genau sein lebendiger 
					Lehrstil, der zum eigenen Denken einlud, und scheint mir 
					kein Zusatz Rufins zu sein. 
					
					
					Hingegen gibt es zahlreiche andere Stellen, 
					an denen er die Wiederverkörperung in Tieren, z.B. in 
					Hunden161, klar ablehnt. Im Römerbriefkommentar lehnt er die 
					Deutung des Pauluswortes »Ich selbst lebte einst ohne 
					Gesetz« (Röm 7,9) auf ein präexistentes Leben im Sinne der 
					Seelenwanderung ab, »die behauptet, dass die menschlichen 
					Seelen vorher im Vieh, in den Vögeln oder Fischen gewesen 
					und so zu den Menschen gekommen seien«.162 Origenes 
					bezeichnet dort die Seelenwanderung als »gottlose Lehre« (dogma 
					impium). In seinem Buch »Gegen Celsus« spricht er von ihr 
					als »fabelhafter Lehre«, »nach welcher die Seele von dem 
					Himmelsgewölbe herabfällt und bis zu den unvernünftigen 
					Tieren, nicht nur den zahmen, sondern auch den wildesten, 
					herabsteigt.«163 Er kennzeichnet sie auch als 
					»sinnlose 
					Seelenwanderungslehre«, durch welche »die vernünftige Natur 
					teils zu der ganzen unvernünftigen, teils aber auch zu der 
					gefühllosen Natur« herabgezogen werde (a.a.O., III 75, S. 
					290), d.h. zu den Tieren oder Pflanzen. 
					
					
					Diese Stellen lassen sich meines Erachtens 
					Origenes nicht absprechen. Sie sind im jeweiligen Kontext 
					bruchlos verankert und über sein ganzes, uns erhaltenes Werk 
					verteilt. 
					
					
					Wie aber denkt Origenes im Unterschied zur 
					Wiederverkörperung in Tieren und Pflanzen, die er klar 
					ablehnt, über die Reinkarnation einer menschlichen Seele in 
					einen neuen menschlichen Leib? Hier liegen die Dinge nicht 
					mehr so einfach. Es finden sich Stellen, in denen sich 
					Origenes deutlich gegen die Reinkarnation ausspricht. 
					
					Im 
					Römerbriefkommentar beispielsweise kritisiert er den 
					Gnostiker Basilides, der auf Grund von Röm 7,9f an 
					Reinkarnation denkt. Er habe »das Wort des Apostels auf 
					alberne und gottlose Geschichten bezogen und versucht, mit 
					dieser Aussage des Apostels die Lehre von der 
					Seelenwanderung (metensomatoseos dogma), das heißt, dass 
					die Seelen immer wieder in andere Körper übergehen (transfundantur), 
					zu begründen.« 164 
					
					
					Im selben 
					Kommentar weiter unten (S. 165) spricht er mit Paulus über 
					unseren Leib als »Leib der Sünde«, weil die Seele, die vom 
					Ursprung des Abfalls von Gott her sündig ist, in einen Leib 
					des Todes und der Niedrigkeit gekommen sei. »Um dieser 
					Sünden willen wird auch der Leib als Leib der Sünde 
					bezeichnet, und zwar nicht deshalb, weil die Seele etwa in 
					einem anderen Körper gesündigt hätte, wie einige meinen, 
					die eine Seelenwanderung (animarum transmigrationem) in 
					verschiedene Körper annehmen.« 
					
					
					In seinem 
					Matthäuskommentar bezeichnet Origenes die Lehre von der 
					Seelenwanderung als eine »irrige Lehre«.165 
					Und er gibt in der Auslegung von Mt 17,10 (»Die Jünger 
					fragten ihn [Jesus, TIM]: Warum sagen denn die 
					Schriftgelehrten, dass Elias zuerst kommen muss?«) eine 
					Erklärung für seine grundsätzliche Ablehnung der Lehre von 
					der Reinkarnation. Zunächst stellt er fest: »Ich möchte 
					nämlich nicht in die Lehrmeinung von der Wiedereinkörperung 
					verfallen, welche der Kirche
					Gottes fremd ist und weder 
					von den Aposteln überliefert ist noch irgendwo in 
					den Schriften erscheint«166 
					
					
					Als erstes 
					Argument gegen die Reinkarnation führt Origenes sodann die 
					urchristliche Eschatologie an, die Erwartung, dass das 
					Sichtbare, Himmel und Erde, vergehen werden und »diese 
					Weltzeit eine Vollendung erfahren wird«.167 Und 
					wer mit dem Ende dieser materiellen Welt in Bälde rechnet, 
					erwartet keine Reinkarnation mehr. 
					
					
					Umgekehrt 
					aber setzt die Wiederverkörperung der Seelen bis zu ihrer 
					vollkommenen Reinigung und ihrer endgültigen, gesamthaften
					Rückkehr zu Gott
					»sozusagen unendliche 
					Zeiten« voraus, bis auch der Letzte nicht mehr 
					wiedergeboren werden muss und das Weltende kommen könnte. 
					Diese Perspektive stimme aber nicht mit der Schrift überein; 
					»sie weiß nämlich von einer Menge von Sündern zur Zeit der 
					Weltzerstörung.«168 Die Annahme der 
					Seelenwanderung bedeute notwendigerweise auch die Leugnung 
					des Endes der Welt. 
					
					
					
					Und schließlich: Wenn die Welt nicht untergeht, sondern ohne 
					Ende sein wird, dann kann nicht einmal Gott alles wissen, 
					bevor es entsteht, weil etwas Unendliches grundsätzlich 
					nicht zu umfassen und zu begreifen, zu bestimmen oder durch 
					Prophezeiungen anzukünden ist (a.a.O., 242). »Gegen 
					Platoniker und Stoiker negiert Origenes die Ewigkeit der 
					Materie ... «  169 Die sichtbare Welt hatte für 
					Origenes als eine geschaffene und gewordene Welt einen 
					Anfang und ebenso ein Ende, das er schon bald erwartete. 
					
					
					
					Wenn er heute, nach 1750 Jahren, was einem Zeitraum etwa von 
					Abraham bis Jesus entspricht, das Ende der sichtbaren Welt 
					bedenken würde, sähe er es wohl in einem anderen Licht, 
					nämlich weniger in dem des Endes als vielmehr der Vollendung 
					der materiellen Schöpfung im Sinne des Übergangs, der 
					Verwandlung und Vergeistigung in eine unsichtbare und ewige 
					Wirklichkeit neuer, höherer Welten. 
					 170 Damit 
					hängt auch die Vollendung des Menschen und der ganzen 
					sichtbaren Welt im Blick auf die endgültige Apokatastasis 
					panton (Wiederherstellung aller Dinge) zusammen, eine Sicht, 
					die bei Origenes eine wesentliche Rolle spielt.171 
					
					
					
					Die angeführten Aussagen des Alexandriners über 
					Reinkarnation zeigen deutlich, dass es offensichtlich falsch 
					ist, Origenes einfach als christlichen Platoniker zu 
					bezeichnen, der platonisches bzw. hellenistisches 
					Gedankengut, einschließlich der Reinkarnation, unkritisch 
					übernahm. 172 
					
					
					
					Abgesehen davon, dass Origenes auch einen sehr intensiven 
					Austausch mit jüdischen Gelehrten pflegte und sich mit ihrer 
					Auslegung des Alten Testamentes beschäftigte173 
					behandelte er bei aller Liebe zu Platon die Lehren der 
					heidnischen Philosophen sehr selektiv und in vieler Hinsicht 
					kritisch, insofern nämlich für ihn die göttliche Offenbarung 
					grundsätzlich immer über der menschlichen Vernunft und 
					allem philosophischen Bemühen steht)174 Grundlage 
					für sein Denken war somit das Wort und die Lehre Christi, 
					wie sie vom Alten und Neuen Testament bezeugt wird. Denn 
					Origenes sah Christus auch schon im Alten Testament als >das
					Wort Gottes< durch die 
					Propheten sprechen, lehren und weissagen, wie er am 
					Anfang seines Werkes Peri Archon darlegt.175 
					
					
					
					Als weitere Richtschnur des Glaubens gibt er an, dass man 
					nur das als Wahrheit glauben dürfe, »was in nichts von der 
					kirchlichen und apostolischen Überlieferung abweicht.«176 
					
					
					
					Zu dieser kirchlichen Überlieferung gehörte 
					auch der Glaube an die leibliche Auferstehung, an der Origenes trotz Spannungen mit seinem 
					eigenen System festhielt)177 Man kann aber nicht 
					Reinkarnation vertreten und gleichzeitig an der leiblichen 
					Auferstehung festhalten, weil dann ja für die Auferstehung 
					des einen Geistes bzw. der einen Seele viele irdische Leiber 
					– oder das, was von ihnen im Laufe der Zeit noch übrig ist – 
					zur Verfügung stehen würden. 
					
					
					So 
					verteidigt Origenes die kirchliche Lehre von der 
					Auferstehung als eine erhabene, Gottes würdige Lehre gegen 
					den Spott und die Kritik des Celsus, und zwar nicht deshalb, 
					»weil wir, wie Celsus meint, >die Lehre von der 
					Seelenwanderung falsch gehört hätten<, sondern weil wir 
					wissen, dass die Seele, welche ihrer Natur nach unkörperlich 
					und unsichtbar ist, an jedem körperlichen Orte, wo sie sich 
					befindet, eines Körpers bedarf, der seiner Natur nach jenem 
					Orte angemessen ist.«178 
					
					
					Origenes 
					Vorstellung von der Auferstehung ist tatsächlich nicht 
					leicht zu verstehen. 179 Klärend ist seine 
					Bemerkung PA IPI 6,5: »So meinen die Törichten und die 
					Ungläubigen, unser Fleisch verginge nach dem Tode in der 
					Weise, dass nichts von seiner Substanz übrig bleibe; wir 
					aber, die wir an seine Auferstehung glauben, erkennen, dass 
					im Tod nur eine Umwandlung des Fleisches geschieht, seine 
					Substanz aber, das steht fest, bleibt und wird durch den 
					Willen seines Schöpfers zu einer bestimmten Zeit wieder ins 
					Leben gerufen, und dann geschieht eine neue Umwandlung.« 
					Die Substanz des zu Staub und Erde gewordenen Leibes wird 
					»wieder auferweckt aus der Erde und gelangt danach, so wie 
					es das Verdienst der in ihm wohnenden Seele fordert, zur 
					Herrlichkeit eines >geistigen Körpers<.« 
					
					
					An dieser 
					Stelle spricht Origenes also nicht von dem Wiederaufbau der 
					Substanz des Erde gewordenen Leibes zu einem neuen irdischen 
					Leib für den Zweck der Wiederverseelung im Sinne der 
					Reinkarnation. Er denkt vielmehr an die Umwandlung jener 
					Körpersubstanz zum Aufbau des geistigen Auferstehungsleibes. 
					
					
					Es ist 
					klar, dass diese Hypothese von der Substanz des Körpers, die 
					sich am Jüngsten Tag mit der Seele vereinen und den 
					Auferstehungsleib bilden soll, eine völlig spekulative 
					Hilfskonstruktion darstellt, die weit entfernt ist von der 
					Möglichkeit, biblisch begründet werden zu können, und nur 
					ein Versuch ist, die leibliche Auferstehung zu retten. Denn 
					alles Geistige löst sich mit dem Sterben vom 
					materiellen Leib. Es bleibt auf Erden nur der vergängliche 
					Leib, der verwest und damit in den Kreislauf der Natur 
					eingeht. Und wenn es auch irgendeine geistige Substanz gäbe, 
					die sich noch mit den Atomen des verwesenden Leichnams 
					verbindet, so würde sie doch im Kreislauf der Natur in neue 
					Pflanzen und andere Tiere und zuletzt auch wieder in andere 
					Menschen eingehen und mitnichten für eine Auferstehung 
					dessen zur Verfügung stehen, der jenen Leib einst trug, in 
					welchem sich die Atome befanden. Die von Origenes 
					postulierte, von den materiellen Atomen zu unterscheidende 
					körperliche Substanz wäre ja auch im Grunde etwas anderes 
					als der materielle Leib. Auch deshalb kann man mit dieser 
					(dem griechischen Denken entsprungenen) Hilfskonstruktion 
					die fleischliche Auferstehung nicht retten; denn die 
					fleischliche Auferstehung wird ja ersetzt durch die 
					Auferstehung in jener Substanz. Warum nimmt die Seele nicht 
					gleich diese wie aus einer geistigen Trickkiste 
					hervorgezauberte Substanz an, wenn sie sich im Sterben vom 
					Leibe löst? Das alles zeigt die Unhaltbarkeit der von 
					Origenes so gut gemeinten Hilfskonstruktion. 
					
					
					Was aber 
					ist mit der sich im Sterben vom Leibe trennenden Seele? Sie, 
					die präexistente und unsterbliche, löst sich nach Origenes 
					nicht mit dem Leib des Verstorbenen auf, sondern lebt nach 
					dem natürlichen Tod in der anderen Welt in Erwartung der 
					Auferstehung. In diesem Zwischenzustand hat sie zwar noch 
					nicht den Auferstehungsleib, doch existiert, handelt, lernt 
					und leidet entsprechend ihrem vorhergehenden Leben – 
					bekleidet mit einer Art Übergangsgewand.180 Die 
					guten Seelen der Entschlafenen gelangen – wie der gläubige 
					Schächer am Kreuz – sofort nach dem irdischen Abscheiden in 
					das zur Erde gehörig vorgestellte geistige Paradies und die 
					schlechten an einen Läuterungsort.181 
					
					
					Wenn aber 
					die abgeschiedenen Seelen leben, handeln, lernen oder 
					leiden, wofür brauchen sie dann noch zusätzlich später den 
					Auferstehungsleib? Und was wird nach der Auferstehung mit 
					dem Übergangsgewand? Auch hier bleiben lauter offene Fragen, 
					Aporien, Widersprüche, welche die Notwendigkeit eines ganz 
					neuen Auferstehungsverständnisses zeigen, das freilich nicht 
					aus neuen Spekulationen bestehen sollte, sondern aus der 
					Lehre Jesu. 182 
					
					
					Bei der 
					Auferstehung empfängt die Seele nach Origenes durch die 
					»Zeugungskraft« des irdischen Leibes, den sie im Sterben 
					abgelegt hat, einen neuen, geistigen Leib, der einerseits 
					mit dem alten identisch und andererseits neu und verwandelt 
					ist, so wie zwischen dem Leib des Samenkorns und dem Leib 
					der aus ihm emporkeimenden Pflanze Identität und 
					Andersartigkeit besteht.183 
					
					
					Auch hier 
					müssen wir, um bei der Wirklichkeit und damit auch bei der 
					Wahrheit zu bleiben, uns fragen: Was ist das für eine 
					Zeugungskraft eines Leichnams, der schon längst verwest ist? 
					Mit dem Samenkorn der Pflanzen lässt sich nur der 
					menschliche Samen vergleichen. Wenn aber der ganze Leib tot 
					ist, dann verfällt er unweigerlich und hat keinerlei Kraft, 
					einen neuen Leib zu zeugen. Alles andere wäre doch völlig 
					wirklichkeitsfremd. Die faktische Identität zwischen den in 
					den Kreislauf der Natur eingehenden Atomen des verwesenden 
					Leichnams und dem herrlichen, strahlenden, heilen 
					Auferstehungsleib ist in keiner Weise aufzeigbar und 
					ersichtlich. 
					
					
					Diese 
					Aporien werden gerne mit den Begriffen >Wunder< und 
					>Geheimnis< überdeckt, besonders wenn ein Theologe als 
					heilig oder als Kirchenlehrer gilt. Das aber heißt, mit 
					einem inadäquaten Begriff für von Menschen gemachte 
					theologische Widersprüche, Unwahrheiten und Irrtümer Glauben 
					einzufordern. Ich halte es für unverzichtbar, 
					selbstgemachte theologische Aporien einzugestehen, um nach 
					in sich stimmigeren Lösungen Ausschau zu halten. Die Wunder 
					und Machttaten, die Gott tut, als etwas Göttliches und 
					Heiliges voll Ehrfurcht zu bestaunen und Gott darüber zu 
					preisen, ist doch etwas anderes als unsere menschlichen und 
					oft so falschen theologischen Lehren mit einem >Wunder 
					Gottes< zu bemänteln. 
					
					
					Dafür, 
					dass Origenes kein eigentlicher Vertreter der Reinkarnation 
					war, spricht auch, dass er nie wegen ihr verurteilt wurde. 
					Man kritisierte und verurteilte 543 auf der Synode der 
					Ostkirche in Konstantinopel durch das Edikt Kaiser 
					Justinians und 553 auf dem von ihm einberufenen und 
					seltsamerweise als ökumenisch anerkannten Konzil184 zu dem man 
					den Papst Vigilius gegen 
					seinen Willen unter Anwendung brachialer Gewalt herbeigeschleppt hatte, und ohne eigentlichen Konzilsbeschluss — 
					unter anderem Origenes' 
					Lehre von der Präexistenz der Seele. Dass Origenes das vorgeburtliche Sein 
					der menschlichen Seele lehrte, darüber gibt es keinen Zweifel. Doch bedeutet Präexistenz noch 
					nicht unbedingt
					Reinkarnation, wie man oft etwas kurzschlüssig meinte. 
					
					
					Origenes denkt bei Präexistenz nicht nur an ein 
					vorgeburtliches Sein der Seelen, 
					sondern vor allem auch an ein Existieren derselben vor 
					Grundlegung dieser materiellen Welt in der ersten geistigen 
					Schöpfung bei Gott und in Gott. 
					185  Die 
					gnostische Behauptung, die Menschen seien 
					grundlegend verschieden geschaffen, die einen zum Verderben, 
					die anderen zum Heil bestimmt, widerlegt Origenes mit dem Hinweis auf die Güte und 
					Gerechtigkeit Gottes. »Der Gedanke von der Präexistenz der Seelen ist also 
					antihäretisch186 und im Sinne der Theodizee 
					187
					zu 
					verstehen.«188 Durch 
					den Missbrauch der Willensfreiheit haben sich die ursprünglich körperlosen, geistigen Wesen
					von Gott 
					entfernt, in ihrer Liebe zu ihm abgekühlt)189 Dadurch wurden die ursprünglich 
					körperlosen 
					Geistwesen zu Seelen und je nach ihrer Verschuldung oder 
					ihrem Verdienst zu Engeln, Dämonen oder auch Menschen und Tieren
					190 mit einem entsprechend 
					mehr oder weniger verdichteten, lichten oder dunklen bzw. materiellen Leib. Die in menschliche 
					Körper inkarnierten, abgefallenen 
					Geister gelangten gleichsam in einen »Kerker von Fleisch und Blut«191 Auf Grund der Willensfreiheit 
					aller Vernunftwesen, dieeine Grundlage des 
					origeneischen Denkens 
					darstellt192, wäre es theoretisch denkbar, dass alle von Gott abgefallenen 
					Geistwesen nach 
					ihrer 
					Erlösung durch Christus und ihrer Rückkehr zu Gott in neuen 
					Zeitaltern und Welten erneut 
					abfielen und Mensch werden müssten. 
					Doch für die Zeit bzw. Ewigkeit nach der endlichen 
					Wiederherstellung 
					aller Dinge, der Apokatastasis, wenn Gott sein wird alles 
					in allen (1 
					Kor 15,28), 
					rechnete Origenes praktisch nicht mehr mit einem erneuten Fall und Wiederaufstieg 
					der freien Geistwesen.193 Denn das Ende 
					
					der Schöpfung im Sinne der Vollendung wird nicht nur eine 
					einfache 
					
					Wiederherstellung ihres Anfangsstadiums194 sein, 
					sondern den Anfang übertreffen,
					
					
					»weil die Geschöpfe dann die Erfahrung der Liebe 
					Gottes gemacht haben und dadurch selbst in der Liebe 
					gefestigt sind«.195 
					
					
					Warum aber wird Origenes immer wieder unterstellt, er habe 
					an Reinkarnation geglaubt? Dabei hatte, was oft 
					übersehen wird, bereits
					
					Pamphilus (Märtyrer 309), der Lehrer von Eusebius von 
					Caesarea, lange 
					bevor die Schriften von Origenes verbrannt und entstellt 
					worden waren,
					
					
					
					in seiner Verteidigungsschrift für Origenes bereits den 
					Vorwurf, Origenes 
					habe die Seelenwanderung gelehrt, aus dessen eigenen Werken 
					widerlegt!
					196 
					
					Vor allem legte wohl die innere Logik des origeneischen 
					Systems,
					namentlich die Präexistenzlehre, den Gedanken der Reinkarnation sehr nahe. Dieser ließe 
					sich sozusagen nahtlos integrieren, wenn Origenes nicht an 
					der leiblichen Auferstehung festgehalten hätte, mit der er 
					sich selbst schwer tat; denn das Ende aller Heilswege Gottes 
					mit 
					den abgefallenen, ursprünglich 
					körperlosen Geistwesen197 
					sollte hinsichtlich der Körperlosigkeit der Geistwesen dem Anfang der Schöpfung 
					als deren
					
					
					Wiederherstellung entsprechen.198 
					Folglich wäre ein auch verwandelter, 
					
					vergeistigter, unsterblicher Auferstehungsleib in der Sicht 
					des Origenes 
					eigentlich etwas zum ursprünglichen Zustand Hinzukommendes, 
					im Grunde gar nicht Nötiges und Unvollkommenes, welches das 
					völlige Einswerden mit dem unkörperlichen Gott eher 
					behinderte. 
					
					Denn Gott ist – hier hat 
					vor allem der Platonismus mit seinem abstrakten, 
					unlebendigen Gottesbegriff und seiner unbiblischen 
					Körperfeindlichkeit 
					seine gravierenden Spuren im Denken von Origenes hinterlassen 
					– völlig transzendent, unbegreiflich, unveränderlich, 
					unkörperlich und unsichtbar, nicht 
					schaubar – auch für den Sohn, Christus, den Heiligen Geist und 
					die Engel nicht schaubar(!) – sondern nur erkennbar.199
					Origenes rechnet von seinem Systemansatz her eigentlich 
					damit, dass die Seelen in der 
					Vollkommenheit bei Gott und dem Einssein mit ihm einen 
					körperfreien Endzustand erlangen und nicht mehr
					psyche, sondern wieder reiner
					
					nous (Vernunftwesen) sind .200
					Also wäre die Auferstehung mit 
					der Substanz des irdischen, wenn auch vergeistigten Leibes gar kein 
					Gewinn. In diesem Dilemma erwägt Origenes quasi als Kompromiss 
					einen himmlischen Gesamtkörper für alle 
					201, einen universalen Leib Christi, 
					in den alle Vernunftwesen als Glieder integriert 
					werden. Er sieht selber keine klare Lösung und überlässt die 
					Entscheidung 
					über die endzeitliche Körperlichkeit oder Körperlichkeit der Geistwesen dem Leser.202 
					
					
					Das Problem des 
					Auferstehungsleibes verschärft sich in der Perspektive 
					des origeneischen Systems insbesondere im Blick auf den 
					auferstandenen 
					Christus selbst, dessen Seele mit dem Auferstehungsleib bei 
					der 
					Rückkehr zu Gott und der 
					Einswerdung mit 
					dem Vater etwas Neues und eigentlich Fremdes, weil mit dem Abfall 
					Verbundenes mitbringt. 
					
					
					Abgesehen also von diesem 
					Problem der leiblichen Auferstehung wäre die Reinkarnation in Origenes' System voll integrierbar. Dies soll im 
					folgenden anhand verschiedener Beispiele gezeigt 
					werden: 
					
					
					(1.) In
					
					
					PA III 2,1 (S. 297) 
					
					sagt Origenes, dass das 
					Körperliche 
					
					
					»aus  
					
					Nichts in zeitlichen Abständen 
					geschaffen wurde«.  Was er 
					sich dabei 
					genauer vorstellt, macht er in PA IV 4,8 (S. 813) deutlich: Das körperliche 
					Sein sei nicht ursprünglich, sondern trete in zeitlichen 
					Abständen 
					ins Dasein 
					»wegen gewisser Zwischenfälle bei den 
					Vernunftwesen, die (dann) der Körper bedürfen, 
					und dass diese Körper sich wieder ins 
					
					Nichtsein auflösen, wenn die Besserung (der Vernunftwesen) 
					vollendet 
					
					ist; und dieses geschieht immerfort.« 
					
					
					Die Vernunftwesen 
					bedurften der Körper als Engel, Mensch usw., weil sie sich durch Missbrauch des freien Willes von 
					Gott entfernt hatten. Wenn Origenes für das körperliche Sein der Vernunftwesen 
					zeitliche Abstände ins Auge fasst und von einer Mehrzahl von 
					Körpern spricht, 
					so scheint der Gedanke der Reinkarnation vorzuliegen. Doch 
					dachte Origenes wohl eher an die verschiedenen Körper der 
					geistigen und der 
					inkarnierten Wesen, die je nach Verschulden zu verschiedenen Zeiten Körper 
					erhielten und je nach ihrer Besserung und ihrem geistigen Aufstieg der Körper nicht mehr bedurften. 
					
					
					Hieronymus und Justinian 
					haben uns diese Ausführungen von Origenes überliefert, während Rufin sie nicht nur weglässt, sondern auch 
					noch den origeneischen Gedanken der Körperlosigkeit 
					korrigiert. 203 Er stößt sich offenbar an den 
					origeneischen Formulierungen, gerade weil sie Reinkarnation 
					vorauszusetzen scheinen oder zumindest mit Reinkarnation 
					völlig kompatibel sind. Wirb müssen davon ausgehen, dass 
					Rufin das 
					Erscheinungsbild der Lehre von Origenes an all den Stellen 
					tunlichst 
					verändert hat, an welchen eine deutliche Nähe zur 
					Reinkarnation erkennbar werden 
					könnte. Die Zeugnisse von Justinian und vor allem 
					von Hieronymus, der ja Origenes übersetzt hat und noch einen 
					relativ 
					ursprünglichen Text von Peri Archon besessen haben musste, 
					sind daher eine wichtige Korrektur 
					des von Rufin vermittelten Bildes von Origenes' Lehre. 
					
					
					Origenes selbst schließt 
					den obigen Gedanken ab mit der Bemerkung: »Wie 
					schwierig aber und nahezu unmöglich dies für unsere 
					Erkenntnis ist, haben wir oben im 
					einzelnen gezeigt.«204 Auch hier macht 
					Origenes selbst einen Vorbehalt 
					gegenüber dem Gedanken der naheliegenden Reinkarnation, 
					welcher zeigt, dass er manchmal durch die innere Logik seines Systems 
					förmlich dazu gedrängt wurde, Reinkarnationsgedanken zu formulieren.205  Doch hinderte ihn das kirchliche 
					Kerygma (die Verkündigung), insbesondere 
					die Lehre von der leiblichen Auferstehung daran, die Wiederverkörperung mit voller Überzeugung 
					zu lehren. 
					
					
					(2.) In PA IV 3,10 (S. 
					759f) spricht Origenes zunächst von Menschenseelen, 
					welche nach dem Tod zum Aufenthalt im »Hades« verurteilt 
					wurden. Doch müssen sie dort nicht auf ewig bleiben. Wenn
					sie ihre Gesinnung 
					bessern, können sie ihm auch wieder entrinnen
					und dem letzten 
					Ziel, der Apokatastasis, entgegengehen. Dabei ist es
					möglich, dass die den Hades Verlassenden auf Erden 
					inkarniert werden, 
					»wenn das Urteil 
					lautet, dass sie (den Aufenthalt in) den verschiedenen,
					teils besseren, teils schlechteren Behausungen in 
					dieser ganzen irdischen Stätte und bei solchen und solchen 
					Eltern verdient haben.« 
					
					
					Wichtig ist, dass 
					Origenes an dieser Stelle nicht von aus der geistigen
					Welt in den Hades gelangten Seelen spricht, sondern 
					ausdrücklich von 
					Menschenseelen. Auch ist 
					vom origeneischen System her völlig klar,
					dass nicht nur die aus der geistigen Welt stammenden 
					Seelen im Hades 
					diesen wieder verlassen 
					können, sondern auch die Menschenseelen,
					welche in ihn gelangt sind. Wenn diese letzteren aber 
					wieder inkarniert 
					werden, so liegt eindeutig 
					Reinkarnation vor. Das wird bestätigt durch
					Origenes' weitere 
					Aussage, dass es als Menschen verkörperte Seelen
					gibt, die 
					einerseits aus »dem oberen Himmel in unsere Stätten« kommen, 
					und andererseits Seelen, die aus dem Hades kommend
					»wieder
					nach oben gelangen und einen menschlichen Leib 
					annehmen«. 206 
					
					
					Auch hier kürzt Rufin den 
					Gedanken von Origenes und ergänzt ihn
					mit dem Hinweis auf 
					die Erlösung aus dem Hades, was in eine andere
					Richtung als Reinkarnation
					weist.207 
					Origenes selbst schwächt die 
					logische Konsequenz 
					seiner Überlegungen im Blick auf die Reinkarnation 
					allerdings ab durch 
					die Einschränkung, dass die im Hades Weilenden »vielleicht« 
					als Menschen 
					geboren werden. 
					
					
					Das hindert ihn aber nicht 
					daran, den aufgenommenen Faden weiterzuspinnen und die bedenkenswerte heilsgeschichtliche Möglichkeit ins Auge zu fassen, 
					dass durch die hier vorausgesetzte Reinkarnation ein Israelit, welcher 
					der Lehre des guten Hirten nicht folgt und nach dem Tod in den Hades gelangt, bei der erneuten 
					Menschwerdung »unter die Skythen fallen« und umgekehrt
					»ein Ägypter nach Judäa hinabgelangen« kann.
					208   Der Horizont 
					solcher Gedanken und Erkenntnisse würde meines Erachtens 
					jedweden Rassismus und Nationalismus sowie jede konfessionelle Einengung grundsätzlich überwinden. 
					
					
					(3.) 
					
					
					
					In seinem 
					Buch »Vom Gebet«
					209  sieht Origenes die Möglichkeit, dass von Begierden gereinigte Menschenseelen in der 
					himmlischen Welt 
					den Begierden entweder »fernerhin überhaupt nicht mehr anheimfallen«, wenn sie sich 
					mit der vollkommen befreienden, göttlichen Vernunft in Christus 
					verbinden, oder nach »langen Zeitperioden«, wenn die um der Begierde willen 
					erduldeten Leiden vergessen sind, erneut dem Bösen anheimfallen. Falls 
					sich so die Gesinnung der Geistwesen auf Grund des 
					freien Willens vom Guten zum Schlechten hinwendet, um das Begehren 
					zum zweiten Mal in der irdischen Schöpfung erfüllt zu sehen, so 
					scheint hier Origenes eine erneute Inkarnation ins Auge zu fassen. Das 
					wäre eine Reinkarnation nach Äonen, möglicherweise in einer neuen Welt, 
					wobei das allerletzte Ziel bei ihm immer die Apokatastasis 
					panton ist, wenn Gott alles in allen sein wird. 
					
					
					
					(4.)    Ein 
					Eckpfeiler der Theologie von Origenes ist die untrennbare Einheit der Güte 
					und Gerechtigkeit Gottes und damit auch der Einheit von Altem und 
					Neuem Testament?210 Damit kämpft er gegen die gnostische 
					Irrlehre, dass der Gott des Alten Testaments ein Gott der 
					strengen, unbarmherzigen 
					Gerechtigkeit ist und gelegentlich sogar böse Züge tragen kann, 
					während der von Jesus im Neuen Testament offenbarte Gott ein von jenem zu unterscheidender, anderer Gott 
					ist, ein Gott der Güte und Liebe. Für 
					Origenes ist der Gott Abrahams, Isaaks und Esaus derselbe 
					Gott wie der Vater Jesu Christi, der in vollkommener Weise sowohl 
					gerecht als auch gut ist. Die unterschiedlichen Schicksale der Menschen, die 
					oft viel Leid und scheinbare Ungerechtigkeit ertragen 
					müssen, sind also nicht auf Gottes vermeintliche 
					Ungerechtigkeit zurückzuführen, sondern haben ihre Ursachen im 
					fehlerhaften und
					schuldhaften Verhalten der Vernunftwesen mit ihrem freien 
					Willen. 
					
					
					Wenn daher Menschen schon von 
					Geburt an begünstigt oder benachteiligt 
					sind, so hat dies nicht seine Ursache in dem vermeintlich willkürlichen 
					Ansehen der Person durch Gott, sondern in entsprechenden 
					Verdiensten oder Verschuldungen der menschlichen Seele, 
					welche der menschlichen Geburt vorausgehen, d.h. in der 
					Präexistenz. 211 
					Origenes verdeutlicht dies unter 
					anderem am Beispiel der Zwillinge Jakob und Esau in 1 Mose 25,22-26.212 zweitgeborene Jakob 
					wird, bevor er überhaupt auf die Welt kommt, dem 
					erstgeborenen Esau vorgezogen, 
					also scheinbar ungerecht bevorteilt. Weil dies aber nicht an
					Gottes Willkür und 
					Ungerechtigkeit liegen kann, muss diese Bevorzugung 
					vorgeburtliche Ursachen in der Präexistenz der inkarnierten 
					Seele Jakobs und 
					bzw. Esaus haben. 
					»Wenn wir über die Seele des Esau nachforschen, 
					so können wir feststellen, dass er wegen früherer Sünden zu
					einem 
					tieferstehenden Leben verurteilt wurde.«213 
					Gottes vollkommene 
					Güte und unerschütterliche Gerechtigkeit ist somit ein Unterpfand für
					die Wahrheit und 
					Erkenntnis von der Präexistenz. Und Origenes fügt
					hinzu, dass die Seele
					»droben im Himmel gefehlt hat, bevor sie in den 
					Körper erniedrigt wurde.« (Ebd.) 
					
					
					Soweit ist nur von 
					Präexistenz und nicht von Reinkarnation die 
					Rede. Doch Origenes geht noch einen 
					Schritt weiter. Denn wenn man Jakob betrachtet, so muss man annehmen,
					»dass er auf Grund von Verdiensten eines früheren 
					Lebens von Gott mit Recht geliebt wurde, so dass er auch 
					nach Verdienst dem Bruder vorgezogen wurde.« 214 
					
					
					Nun stellt sich die 
					Frage, ob Jakob diese Verdienste im Himmel erworben hat oder auf Erden in einem 
					früheren Menschenleben. Wenn er 
					sie im Himmel erworben hätte, dann wäre er durch sie erhöht 
					worden, d.h. als 
					Engel erhöht worden und gerade nicht zum Menschsein erniedrigt 
					worden.Folglich hat er sich die Verdienste in einem 
					früheren Menschenleben erworben, so dass er nun für Gott zu einem 
					geheiligten Gefäß 
					zu seiner Ehre wurde – und das bedeutet Reinkarnation. 
					
					
					Origenes macht dies noch 
					deutlicher, indem er Paulus nach 2 Tim 2,20f zitiert, wo der Apostel sagt: »So jemand sich reinigt [als Mensch 
					
					auf Erden, TM), der wird 
					[auf Erden, TM) ein geheiligtes Gefäß sein zu
					Ehren, dem 
					Hausherrn bräunlich und zu allem guten Werk bereitet.«
					Paulus wolle damit 
					»offenbar dartun, dass einer, der sich in diesem
					Leben reinigt, zu 
					allem guten Werk bereitet sein wird im zukünftigen,
					wer sich aber nicht reinigt, wird wegen der Menge 
					seines Schmutzes ein
					Gefäß zu Unehren sein, d.h. ein unwürdiges.«215 
					
					
					Origenes spricht, wie 
					Paulus, explizit von der
					
					Reinigung hier auf 
					Erden 
					»in diesem
					
					Leben«, also nicht 
					vom Fegefeuer. Das für Origenes interessante
					
					Ergebnis dieser 
					Reinigung aber sieht er im Unterschied zu Paulus
					nicht so sehr in
					diesem 
					Leben als vielmehr im 
					zukünftigen 
					Leben. 
					
					
					Meint er damit das
					
					Leben in der 
					himmlischen Welt oder ein erneutes 
					Leben auf Erden? Origenes gibt selbst die Antwort: Es 
					gäbe 
					
					Vernunftwesen, die 
					sich selbst gereinigt haben oder
					
					nicht [nämlich
					hier auf
					
					Erden, wie er 
					vorher zum Ausdruck brachte, TM1], »und dass
					auf Grund davon ein jedes Gefäß nach dem Maß seiner 
					Reinheit oder Unreinheit den Ort, das Land oder die Stellung erhalten hat,
					in der es  
					geboren werden und etwas in dieser Welt leisten 
					soll.«216  Das
					
					Ergebnis der
					
					Reinigung zu einem 
					würdigen Gefäß zu Gottes Ehren erscheint somit 
					in einem nächsten Leben 
					auf 
					Erden, 
					wie das Beispiel 
					Jakobs 
					zeigt. Diese
					Überlegungen gehen 
					deutlich
					von der Reinkarnation 
					aus. 
					
					
					Dagegen
					
					könnte man 
					einwenden, dass Origenes
					
					in PA III 1,23 (S. 
					555) 
					erneut von den 
					Gefäßen zu 
					Ehren
					und Unehren spricht und 
					dort das Ergebnis der Reinigung oder 
					Verbesserung des Menschen als Gefäß
					
					zur Ehre Gottes in 
					der »neuen 
					
					Schöpfung« 
					erblickt, was nicht auf ein
					neues
					
					Erdenleben, sondern 
					auf
					
					eine Existenz nach 
					der Wiederkunft
					Christi in einer neuen Welt bezogen zu sein scheint. 
					
					
					Dem ist aber nicht so,
					
					denn mit der »neuen 
					Schöpfung« (kainä 
					ktisei) meint Origenes hier, wie er zuvor zum Ausdruck bringt, die Geburt in »einer
					anderen Lebensperiode«, d.h.
					ein neues Erdenleben in einer anderen
					Zeit (heteron aiona), denn 
					ein jedes Menschenkind ist
					ja, wenn es zur Welt kommt, 
					ein neues Geschöpf, auch wenn seine Seele präexistent ist. Origenes 
					sagt, was er meint, in diesem Zusammenhang ganz 
					deutlich: » ... so ist es doch möglich, dass jemand infolge irgendwelcher früherer 
					sittlicher Leistungen [auf Erden, wie wir oben sahen, TM) 
					jetzt (d.h. 
					in diesem Erdenleben, TMI ein Gefäß der Ehre wird.« Und 
					entsprechend kann einer, der 
					jetzt hier auf Erden als Mensch ein Gefäß der Ehre ist,
					»wenn er
					nicht tut, was einem
					Gefäß der
					Ehre entspricht und angemessen ist, für eine andere 
					Lebensperiode ein Gefäß der Unehre« werden
					217, wie es Esau 
					widerfuhr, also auch wieder hier auf Erden.
					Origenes bezieht den Ausdruck »Gefäß der Ehre (bzw. Unehre)« 
					wie Paulus auf das Leben als 
					Mensch. Auch von daher ist es klar, dass ein Mensch, der durch 
					»frühere sittliche Leistungen« ein Gefäß der Ehre wird oder 
					umgekehrt, dies »jetzt«, d.h. wiederum hier auf Erden wird, aber eben in einem neuen Leben. 
					
					
					Zur Stützung dieser 
					Interpretation lässt sich in PA IPI 1,21.22 (S. 547ff) 
					noch eine dritte, mit der obigen zusammenhängende Stelle bei Origenes anführen, 
					in welcher er, Paulus zitierend, auf die 
					»Gefäße der Ehre« bzw.
					»Unehre« zu sprechen kommt. Er wehrt den Gedanken ab, dass der Schöpfer von vornherein solche Gefäße der 
					Ehre oder Unehre schafft, weil dies der 
					Gerechtigkeit Gottes widerspricht. Die Ursachen dafür, dass 
					Menschen als Gefäße der Ehre oder Unehre geboren werden, 
					müssten eben in den Geschöpfen selber gesucht werden, und 
					d.h. vor ihrer Geburt in einem 
					Menschenleben, in welchem sie sich gereinigt 
					haben oder es verabsäumt haben, sich zu reinigen. 
					
					
					Somit lässt sich 
					eindeutig nachweisen, dass auch in PA III 1,23 der Gedanke der 
					Reinkarnation zugrunde liegt. Und Origenes schränkt ihn hier auch nicht mit Vorbehalten ein. Der zugrunde 
					liegende Reinkarnationsgedanke ist 
					hier nur nicht so leicht zu erkennen, und darum 
					ist diese Stelle wohl auch gewissen Korrekturen durch Rufins 
					oder andere entgangen. Dies 
					zeigt, dass Origenes Reinkarnationsvorstellung en in seine Lehre durchaus einfließen lassen konnte, 
					weil sein System,
					konsequent zu Ende gedacht, sie im Grunde auch fordert. 
					
					
					Gab es solche 
					reinkarnationshaltige Stellen vor Rufins Korrekturen noch häufiger? Dies kann 
					man nicht ausschließen. Dagegen spricht jedoch, dass Hieronymus für seine Übersetzung noch einen 
					vorrufinischen, griechischen 
					Text zur Verfügung hatte. Und wenn in diesem noch weitere Stellen gewesen 
					wären, die Reinkarnation bei Origenes nachgewiesen hätten, dann hätte Hieronymus als Gegner von Origenes 
					und der Reinkarnation 
					diese Stellen ganz sicher aufgegriffen und sie jedermann als Beweise für die Häresie des 
					Origenes vor Augen geführt. Doch die oben besprochenen reichten für Hieronymus und Theophilus 
					von Alexandrien,
					dass sie bei Origenes die Seelenwanderungslehre witterten 
					bzw. ihm klar
					Metempsychose (Wiedereinseelung) vorwarfen. 218  Und damit war
					»der Reinkarnationsvorwurf in der Welt ... «
					219 
					
					  
					
					
					Ergebnis:  
					
					
					Origenes war, soweit wir heute noch 
					erkennen können, kein eigentlicher 
					Vertreter der Reinkarnationslehre, weil er sich wiederholt und deutlich gegen sie ausgesprochen hat."' Insbesondere lehnte er die Seelenwanderung (Verkörperung in Tieren oder 
					Pflanzen) ab. Doch sein System führte ihn 
					wegen der Möglichkeit von neuen Verkörperungen in neuen Weltzyklen 
					und der (nicht konsequenten) Transzendierung der 
					kirchlichen Eschatologie mit ihrem doppelten Ausgang der 
					Geschichte durch 
					die Lehre von der Apokatastasis und trotz des Festhaltens an einer modifizierten 
					leiblichen Auferstehung immer wieder zu der Konsequenz, reinkarnationsähnliche oder – kompatible 
					Gedanken zu formulieren. Angesichts der für 
					ihn unumstößlichen Vollkommenheit und Einheit von 
					Gottes Güte und Gerechtigkeit sind Leid und Unrecht in dieser Welt nur 
					durch vorgeburtliche Ursachen bei den unvollkommenen 
					Geschöpfen zu erklären. Insbesondere durch die biblisch und systematisch 
					profund begründete Lehre von der Präexistenz einerseits und der Apokatastasis andererseits hat Origenes eine 
					wichtige Tür zur Erkenntnis der 
					Reinkarnation aufgestoßen, durch welche er selbst aber nie mit voller Überzeugung geschritten zu sein 
					scheint. 
					  
					Fußnoten 
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					141 Zu 
					seinem Leben und Wirken vgl. Eusebius von Caesarea, 
					Kirchengeschichte, Buch VI, 277ff; 
					Lietzmann, 
					Geschichte, Bd. II, 305ff; Kettler, Art. »Origenes<<, in: 
					RGG3, IV. Bd., Sp. 1692ff; v. 
					Campenhausen, 
					Kirchenväter, 43ff; Aland, Von Jesus, 120ff; Crouzel, 
					Origène; Sträuli, Origenes; 
					Küng, Denker, 45ff; Krüger, Ichgeburt, 37ff; Vogt, H.J., 
					Origenes (in: Gerlings, Theologen, 43ff). 
					
					142 Küng, a.a.O., 54. 
					
					
					143 Ders., 
					ebd.; nach dem Urteil Lietzmanns (a.a.O., 305) war Origenes 
					»der gewaltigste Lehrer, 
					den die östliche 
					Kirche kennt.« Ähnlich 
					Crouzel: >>II na de pairs qu'Augustin et Thomas d'Aquin
					et reste encore le plus grand 
					theologien quait produit l´Eglise d'Orient.<< (A.a.O., 
					7) 
					
					
					144 Preuschen 
					urteilt: 
					
					»Die Kirche seiner Zeit war noch nicht reif, 
					als Ganzes dieses Erbe zu übernehmen. So ist seine 
					Wissenschaft begraben worden und was von ihren Trümmern 
					erhalten blieb, hat genügt, Geschlechtern über Geschlechtern das Leben zu 
					fristen. Dreihundert Jahre 
					später aber hat es 
					pfäffische Dummheit fertiggebracht, den größten Sohn der 
					Kirche noch nachträglich aus ihren Büchern zu streichen. 
					Zur Strafe hat die griechische Theologie Mücken sehen und 
					Kamele verschlucken müssen. Was noch lebendig blieb von 
					ihrer Arbeit, das kam aus den Klöstern, und der 
					geistige Vater dieses Mönchtums war Origenes, der Origenes, 
					bei dessen 
					Name die Mönche schauderten.« 
					
					Zitiert in: Hieronymus: Briefe, 164, Anm. 3. 
					Vgl. zum Charakter 
					Kaiser Justitiars, der unzählige Morde auf dem Gewissen hat, 
					und den Machenschaften 543 
					und beim Konzil 
					553 Sigdell, Reinkarnation, 66ff, der überzeugend darauf 
					hinweist, dass die 
					
					Bannflüche gegen die origenistische Lehre 
					
					
					vor 
					
					Eröffnung des Konzils unter Druck unterschrieben 
					werden mussten und daher kirchenrechtlich nicht als 
					Konzilsbeschlüsse gelten können (ders., a.a.O., 71). 
					
					
					145 Vgl. H. Düng, Denker, 48. Vgl. auch 
					Berner, Origenes, 84f, und Krüger, Ichgeburt, 39; ferner
					
					Fehle, Wie viele Male, 67ff. 
					
					
					146 HZ = Helmut 
					Zander: Geschichte der Seelenwanderung in Europa (Darmstadt 
					1999), 137. 
					
					
					147 HZ, 
					137-145. 
					
					
					148 Lies, 
					Origenes 169. 
					
					
					149 HZ, 137f, 
					nennt MacGregor, Bertholet, Bauer, Heimahn und Krüger. Auch 
					Sträuli, Origenes, betrachtet den Alexandriner als 
					Reinkarnationsvertreter. Vorsichtiger Sigdell, 
					Reinkarnation, 57ff. 
					
					
					150 Vgl. Vogt, 
					Origenes (in: Gerlings, Theologen, 54). 
					151 HZ, S. 138. 
					
					
					152 Z.B. in 
					Origenes, Römerbriefkommentar, Bd. III, 164. 
					
					
					153 Vgl. Des 
					Origenes acht Bücher gegen Celsus, I. Teil, IV 83 (S. 407). 
					
					
					154 HZ, 142; vgl. 
					auch 141. 
					
					
					155 Origenes, PA, 
					1 8,4; S. 261. 
					
					
					156 Aus dem 
					Textzusammenhang ergibt sich eindeutig, dass Origenes hier 
					nicht von der 
					präexistenten Seele, sondern ausdrücklich [Vgl. a.a.O., S. 
					261 ] von der Menschenseele spricht. 
					
					
					157 PA 1 8,4; S. 
					263/265. 
					
					
					158 Vgl. PA 111, 
					Vorrede Rufins, 459ff. Zu Rufins Übersetzungsweise, die 
					gelegentlich eher einer Paraphrase gleicht, vgl. PA, 36ff. – 
					Rufins Übersetzung bietet uns heute den einzigen, 
					einigermaßen vollständigen Text von Origenes Peri Archon. 
					Insofern müssen wir noch froh sein, dass wir diesen Text 
					überhaupt haben. Denn die Übersetzung durch Hieronymus, der 
					sich, wie oben bemerkt, aus einem Origenes-Anhänger in einen 
					Gegner gewandelt hatte, ist – bis auf Exzerpte daraus – 
					verlorengegangen. Vom griechischen Text besitzen wir – 
					abgesehen von den wenigen Zitaten  Justitiars – nur 
					eine Sammlung von ausgewählten Stellen, die so genannte 
					Philokalie, welche von den Origenes-Verehrern Basilius dem 
					Großen und Gregor von Nazianz hergestellt wurde und etwa ein 
					Siebtel des Gesamttextes von Peri Archon umfasst. 
					
					
					159 PA, 263, Anm. 
					15. 
					
					
					
					160 PA, 1 8,4; 265. 
					
					
					161 Vgl. HZ, 140. 
					
					
					162 Origenes, Römerbriefkommentar, Bd. 111, 263. 
					
					
					163 Des Origenes acht Bücher Gegen Celsus, I. Teil, 1 20 ( S. 28). Vgl. auch II. Teil, VIII 30 
					(S. 334). 
					
					
					164 Origenes, Römerbriefkommentar, 63. 
					
					
					165 Origenes, Matthäus,1.Teil, X 20, S. 88. 
					
					
					166 A.a.O., 240. 
					
					
					167 A.a.O., 240f. Vgl. 2 Kor 4,18; Mt 24,35; Mt 13,39; 1 Kor 
					7,31; Ps 101,27. 
					
					
					168 A.a.O., 241. Vgl. Lkw 18,8; Mt 24,37f. 
					
					
					169 Lies, Origenes, 184. 
					
					
					170 Lies, Origenes, 81. 
					
					
					171 Vgl. Lies, ebd. und 140 ff; 155; 187. 
					
					
					
					
					172 Krüger, Ichgeburt z.B., der für Reinkarnation eintritt, 
					sieht auch (a.a.O., 103), dass Origenes sich deutlich gegen 
					Reinkarnation ausgesprochen hat. Trotzdem stellt er – aus erkenntisleitendem Interesse 
					– diese Aussagen auf die Seite und macht Origenes zu einem 
					Lehrer der Wiederverkörperung. Er betont auch gegen 
					Origenes' Intention die Geistesleiblichkeit, welche er als 
					wesentlichen Ausdruck geistiger Individualität am Ziel des 
					Heilsweges betrachtet (a.a.O., 130). Dabei geht es meines 
					Erachtens Origenes eher um die Überwindung der 
					Körperlichkeit, um am Ende wieder den Anfangszustand der 
					Vernunftwesen zu erreichen und gerade das, was durch den 
					Fall zur individuellen Seele führte, durch die 
					Wiederherstellung der Gottesebenbildlichkeit auf dem Wege 
					der Gleichgestaltung, Vergöttlichung und Einswerdung der 
					Seele mit Gott hinter sich zu lassen. 
					
					
					
					
					Die Entfaltung der ich bewussten Persönlichkeit kann 
					unvermittelt zu egoistischer Selbstverwirklichung 
					verkommen und ist weder bei Origenes noch im Christentum 
					allgemein, noch gar bei Jesus  
					
					
					
					
					
					das zentrale Anliegen; vielmehr: ››wer sich selbst 
					verleugnet«, »wer sein Leben verliert« um Christi 
					willen, in der Liebe zu Gott und zum Nächsten, der wird es 
					retten.« (Mk 8,34f) Paulus könnte 
					
					
					auch vom Mit-Christus-Sterben sprechen, um mit ihm 
					aufzuerstehen zu dem wahren Leben (Röm  
					
					
					
					
					
					6,3ff). 
					
					
					
					
					173 Erst von hieraus versteht man, wie ein 
					Universalgelehrter wie Origenes sich der ungeheuren Mühe 
					unterziehen konnte, ein etwa 50 Bände umfassendes Riesenwerk 
					wie die Hexapla zu 
					
					
					schaffen, mit ihren sechs Spalten des hebräischen Textes des 
					Alten Testamentes, der griechischen Umschrift und 
					daneben außer der Septuaginta noch drei weiteren 
					griechischen Übersetzungen, 
					nur um den Text des Alten Testamentes in möglichster 
					Zuverlässigkeit auslegen 
					
					
					
					zu  
					
					können. 
					
					
					
					174 Lies, a.a.O., 180. Ähnlich der große Origenes-Forscher 
					Crouzel. Vgl. Berner, Origenes, 8off. 
					
					
					
					175 Vgl. PA, 83 
					
					
					
					176 PA 12; 85 
					
					
					177 Vgl. Lies, Origene, 115ff und 156ff. 
					
					
					178 Des Origene acht Bücher gegen Celsus, IPI. 
					Bd., VIA 32, S. 248. 
					
					
					179 Vgl. dazu Crouzel, Origène, 31off. 
					
					
					
					180 Crouzel: » ... une
					
					certaine enveloppe corporeile exprimée, suivant une notion 
					méso- et nebplatonicienne, comme le >véhicule< (ochèma) de 
					I'ame. . . >> (Origène, 311) Auch dieses Übergangsgewand 
					scheint mir eine in der Bibel nicht begründbare Hypothese, 
					um nicht zu sagen eine mittel- und neuplatonische 
					Spekulation zu sein. 
					
					
					181 Harnack, Dogmengeschichte, 694. 
					
					
					182 Vgl. Till Mohr: Kehrtet 
					zurück ihr Menschenkinder Kap. BI, 3.2.3f. 
					
					
					183 Vgl. Harnack, a.a.O., 693f, Crouzel, a.a.O., 321 und 
					327. 
					
					
					
					184 Vgl. dazu MacGregor, Reinkarnation, Bd. I, 8ff; Lies, 
					Origenes, 192; Bauer, Wiedergeburt, 85ff
					; v. Harnack, Dogmengeschichte, 2. Bd., 
					17ff. Die zum 5. Konzil führenden skandalösen politischen 
					und kirchlichen Intrigen und Machenschaften um Kaiser 
					Justinian, der sich als Oberhaupt 
					der Kirche und maßgebender Kirchenlehrer aufspielte 
					kommentiert Harnack a.a.O..420: "Origenes war aufs Neue 
					verurteilt; ihm folgte
					nun die antiochenische Theologie. Die Kirche
					
					schaffte sich nun erst vollkommen eine gefälschte Tradition, 
					indem sie unter dem Patronat
					Justinian's ihre wahren 
					Väter als Häretiker ausschloss. ...Justinian, der die Schule 
					von Athen geschlossen hat, er hat auch 
					die 
					Schulen von Alexandrien und Antiochien 
					geschlossen! Er ist der Diokletian der theologischen Wissenschaft und der 
					Konstantin der Scholastik!« 
					Die neun
					Anathematismen (die mit 
					dem Bannfluch bedrohten Lehren) von 543 und die fünfzehn von 
					553 sind abgedruckt in PA, 822ff. 
					
					
					185 Vgl. PA 15 und Lies, a.a.O., 68ff. 
					
					
					186 Antiketzerisch. 
					
					
					187 Im Sinne 
					der Rechtfertigung Gottes angesichts des Bösen in der Welt. 
					
					
					188 Vogt, Origenes (in: Gerlings, Theologen, 57). 
					
					
					189 PA BI 8,3; 5.393 
					
					
					
					190 Origenes: »Dass in allen Tieren Seelen sind, auch in 
					den Wassertieren, 
					
					wird, 
					meine ich, von 
					niemand bestritten.<<, PA BI 8,1; S. 381. 
					
					
					191 PA 1 1,5; S. 109. Vgl. auch PA 1 5.3; S. 203. 
					
					
					
					192 PA IPI, 1; S. 463ff und 199, Anm. 10.- 
					Was von Origenes selbst stammt, bezeichne ich als 
					origeneischen im Unterschied zu origenistischen Gedanken 
					oder Lehren der Schüler und Anhänger
					von Origenes, die, wie man an Rufins Übersetzung von Peri 
					Archon sehen kann, oft schon eine Interpretation und Veränderung der origeneischen Lehre 
					darstellen, in der Regel auch keine Weiterentwicklung sind, sondern nur als eine 
					Zurückbildung und Verkümmerung betrachtet werden können. 
					
					
					193 Dies geht aus verschiedenen, auch griechisch erhaltenen, 
					also nicht von Rufin übersetzten Schriften hervor. Vgl. 
					Lies, Origenes, 166. 
					
					
					
					194 Vgl. Tertullians Lehre von der recapitulatio. Dazu Eva 
					Schulz-Flügel, Tertullians (in: Gerlings, Theologen 18). 
					
					
					195 Vogt, 
					Art. Origenes», 466f. 
					
					
					196 Ders., 
					a.a.O., 467. 
					
					
					197 PA 1 
					7,1; S. 233; BI 3,2; S. 301. 
					
					
					198 PA 1 6,2; S. 217/219. 
					
					199 PA 1 1,8; S. 119f. 
					
					
					200 PA 11 
					3,2; S. 301 und 311; III 11,7; S. 457. Vgl. Scheffczyk, 
					Reinkarnationsgedanke, 29f. 
					
					
					201 Vgl. 
					Lies, Origenes, 159. 
					
					
					202 PA IPI 6,9; S. 667. 
					
					
					203 PA, 813, 
					Anm. 65. 
					
					
					204 PA IV 4,8; S. 813. 
					
					
					205 Vgl. auch Origenes, Gegen Kelsos, 132, S. 57, wo Origenes in der 
					Auseinandersetzung mit Celsus auf die Inkarnation der Seelen 
					»nach gewissen verborgenen Gesetzen« zu sprechen kommt
					und bemerkt: Ach sage das 
					
					aber jetzt im Sinne 
					des Pythagoras, 
					
					
					Plato und Empedokles, die Celsus oft
					angeführt 
					hat.« Wenn Origenes hier die großen Vertreter der 
					Seelenwanderung anführt, 
					dann ist klar, dass er hier nicht im Sinne der Präexistenz 
					spricht, sondern von Reinkarnation und ihren »verborgenen Gesetzen«. Diese innere Freiheit besaß Origenes. 
					
					
					206 PA IV 
					3,10; S. 761. Unterstreichung im Text von AM. 
					
					
					207 Vgl. PA, S. 759, Anm. 25. 
					
					208 PA IV 3,10, S. 759f. 
					209 Koetschau (Hrsg.), Vom Gebet, BI 14 (S. 129f.). 
					
					210 Vgl. PA 115, S. 341ff. 
					
					
					211 Dieser für Origenes sehr wichtige Gedanke wird von Brox völlig 
					übersehen, wenn er meint, Origenes sei damit überhaupt nicht 
					einverstanden, wenn man lehrt, dass eine Seele aus der
					Zeit vor ihrer Geburt 
					eine Schuld mitbringt, die sie in dieser Welt abzubüßen 
					habe. Vgl. Brox, Debatte, 429. 
					
					
					212 PA 1 7,4; S. 239/241. Wie Brox a.a.O., 429 
					Texten aus Peri Archon, dem Hauptwerk von Origenes, jede 
					Bedeutung absprechen kann, weil sie von dem »jungen 
					Origenes« stammen, ist mir nicht verständlich. Dann müsste 
					man entsprechend auch z.B. für das Thomas-Mann-Verständnis 
					allen Texten aus seinem genialen Frühwerk »Buddenbrooks jede 
					Bedeutung absprechen. 
					
					
					213 PA 11 
					8,3; S. 395. 
					
					
					214 PA 11 9,7; S. 415. 
					
					
					
					215
					
					PA II 9,8; S. 417/419. 
					
					
					216 PA BI 9,8; S. 417/419. Unterstreichung von TM. 
					
					
					217 PAG 111 1,23; S. 555. 
					
					
					
					218 PA I 8, Anhang I, Nr. 7; 
					S. 279. Vgl auch HZ,135 
					
					
					
					219 HZ, ebd. 
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