George Alexander Albrecht ist Dirigent. Als Generalmusikdirektor 
des Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar dirigierte Albrecht zum Jahreswechsel 
2001/2002 trotz eines starken Infektes das Neujahrskonzert in Weimar. Dabei kam es zum physischen 
Zusammenbruch, verbunden mit einer Nahtoderfahrung. Das Gespräch im April 2010 in Weimar mit Alois 
Serwaty, der sich selbst als „Nahtod-Beschenkter“ versteht, über diese Erfahrungen erfolgte 
auch vor dem Hintergrund einer kritischen Operation, die Albrecht erst wenige Monate vor dem 
Gespräch überstanden hatte. George Albrecht ist der Sohn des Bremer Arztes und Psychologen Carl 
Albrecht, der sich nicht nur als Mediziner mit mystischen Phänomenen wissenschaftlich 
beschäftigte, sondern selbst Mystiker war. So konnte diese Biographie im Gespräch nicht außen vor bleiben. Es 
folgen Auszüge aus dem Gespräch.
A.S. Ein Sterbeerlebnis, eine Nahtoderfahrung ist zunächst 
einmal ein sehr persönliches, intimes inneres Erleben eines Menschen. Man kann das Erlebnis schildern, 
man kann den Prozess der Verarbeitung, des Umgangs damit, die Integration dieser 
Erfahrung in das eigene Leben, darüber kann man berichten, aber die Erfahrung selbst bleibt immer die 
eigene Erfahrung. Sie wird nie die des Anderen.
G.A. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie das sagen.
				
Welchen Sinn macht dann ein solches Gespräch, welchen Sinn 
machen die Veröffentlichungen dieser Berichte oder Vorträge darüber, wenn die subjektive Seite dieser 
Erfahrungen nicht oder nur bedingt objektivierbar und vermittelbar ist?
Alles, was einen während eines solchen Erlebnisses begegnet, hat 
einen Charakter der Authentizität, dass man niemals zweifeln wird an dem, was man erlebt hat. Das, 
was man einmal blitzartig geschaut oder erkannt hat, wird man nicht zu Markte tragen und es eben 
auch nicht vermarkten, sondern für sich persönlich als wirkliches Heiligtum betrachten.
Natürlich gibt es Menschen, die sagen, dieses hat für mich nicht 
stattgefunden. Das war quasi ein Irrtum. Es gibt die Gleichgültigen, die sagen, auch ich habe 
eine solche Erfahrung gemacht, aber das habe ich einfach nicht beachtet. Und viele sagen, na gut, das 
gehört in das Kapitel Spinnerei, das ist nicht mein Ding und das war dann wohl nicht so wichtig. Und 
unter denen, die stark erleben, gibt es auch solche, die es nicht formulieren können, denen das Wort 
nicht zu Gebote steht oder denen die Fähigkeit abgeht, über sich selbst analytisch zu denken. Und 
diese Menschen sind dann dankbar, wenn sie Berichte lesen wie den ihren, wie den meinen. Dennoch finde 
ich es problematisch überhaupt darüber zu reden, weil man Sorge hat, dadurch an Intensität des 
Erlebens zu verlieren, je mehr man darüber redet.
				
Ein Interview mit Ihnen im Norddeutschen Rundfunk trägt die 
Überschrift „Ein Fenster zum Himmel war offen“. Was hat der Blick durch dieses offene Fenster Ihnen 
gezeigt, was hat er Ihnen offenbart?
Medizinisch ist klar, was es gewesen ist: ein hohes Fieber, dem 
ich schon dem Abend vorher und dem Silvesterabend unterlag. An diesem Morgen dirigierte ich das 
Neujahrskonzert in Weimar. Die Neunte von Beethoven ist aber sehr sensibel im Zusammenspiel mit 
Dirigent, Chor, Orchester und Solisten, so dass man da nicht plötzlich absagen kann. Und deswegen habe ich 
mir gesagt, du glühst vor Fieber, aber du kannst nicht absagen, du musst dirigieren. Und bis zum 
Zeitpunkt des Geschehens war die Aufführung so intensiv und nahezu vollendet, dass ich dachte, 
dies müsste so eigentlich die letztgültige Fassung in deinem Leben sein. Und dann kommt die 
Stelle ‚Brüder über’m Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen’, wenn die Musik sich nach oben 
bewegt und quasi in der Höhe hängt und steht für einen Moment still. Und da merkte ich, du musst 
dich festhalten und dachte, irgendetwas passiert jetzt. Ich habe aber weiter dirigiert und dann knickten 
mir die Beine weg. Ich merkte nur - jetzt kann man schon nicht mehr sagen, merkte -, sondern ich sah 
von außen, wie sie mir die Kleider aufrissen und jemand Mund zu Mundbeatmung machte. Eine Sängerin, 
eine Solistin kniete direkt bei mir und betete. Die Menschen schrien, weinten. Und einer sagte 
laut, das hat mich auch so gefreut:
‚So was Schönes haben wir in Berlin nicht.’ Ein Fernsehteam 
filmte nun also diesen Körper und alles was darum geschah und ich dachte: ‚Kinder, was macht ihr euch 
solche Mühe, es ist doch so schön, lasst es doch bleiben.’ Das sind ja nur wenige - leider - wenige 
Minuten. Man möchte ja gerne drin bleiben in dem Zustand. Auch diese humorvolle Überlegenheit - 
Gleichgültigkeit ist es ja nicht -, dass man sagt: ‚Kümmert euch doch nicht um den alten Körper. Es ist 
doch gut so, es ist doch alles gut.’
Und das Bewegende war jedoch die Engelsbegegnung. Die beiden 
Konzertmeister sahen den Zusammenbruch kommen und hatten sich verabredet. ‚Ich helfe ihm, 
bringe ihn raus und du machst weiter.’ Das heißt, das Stück ist so schwindelnd mit dem 
Riesenchor, das geht nicht zwei Takte lang, dass man es von der Geige aus dirigiert, das geht einfach nicht. 
Und es war auch ganz unmöglich, weil ja alle riefen und schrien und das Podium war voller fremder 
Leute und an Musik war überhaupt nicht zu denken. Aber in diesem Moment, als ich zusammenbrach, sah ich 
diesen Kollegen ohne Geige und ohne schwarzen Anzug in einem unaussprechlichen Licht auf mich 
zukommen, ganz groß von oben und ich sagte: ‚Ich kann nicht mehr.’ Das habe ich auch wirklich 
gesagt, das ist Realität. Und da sagteer zu mir: 
 
‚Du musst auch nicht mehr.’ Das war aber nicht mehr 
irdische Realität. Den Musiker habe ich hinterher gesprochen: ‚Sag’ mal, was habe ich gesagt?’ Seine 
Antwort war: ‚Sie haben gesagt: Ich kann nicht mehr, und da habe ich versucht sie rauszuführen und 
dann war es auch schon aus.’ Aber diese Antwort, ‚Du musst auch nicht mehr’ war natürlich 
wunderbar. Das tut einen jetzt noch wohl, wenn man denkt, was man eigentlich alles tun muss, und wenn 
einer von höchster Autorität sagt: ‚Du musst auch nicht mehr’, das ist schon etwas Herrliches.
				
Wer war es, was war dies für ein Wesen, das Ihnen diese 
beglückende Antwort gab?
Es war eine Engelsgestalt, eine Engelserscheinung. Ein 
unglaubliches Licht. Ich bin immer traurig darüber, dass es keinen Ausdruck für diese Qualität von Licht 
gibt. Alles was wir an Licht kennen, von Lampen, von der Sonne, alles ist nichts dagegen. Und das ist so 
merkwürdig daran: Er (der erste Geiger, A.S.) ist klein gewachsen und schwarz gekleidet 
gewesen. Die Engelserscheinung jedoch war groß. Aber es war derselbe, es war er, in meiner ersten 
Begegnung, als er von oben auf mich zukam:
‚Du musst auch nicht mehr.’ Naja, wenigstens ist das 
Zurückkehren dann nicht so schmerzhaft gewesen, wie man das oft liest und hört, sondern es war mit 
einem lächelnden Bedauern. Schade, es wär’ doch eigentlich schön gewesen.
				
Sie sind aktiver und engagierter Christ, nicht erst seit diesem 
Erlebnis. Wie hat sich dieses Erlebnis auf Ihren Glauben, auf ihr Transzendenzverständnis ausgewirkt?
Das Beglückende an diesem Erlebnis ist, dass es nicht im 
Widerspruch zu meinem Glauben steht. Christus hat gesagt: ‚Ich bin das Licht.’ Also, was wollen wir 
mehr. Ich habe ein Leben lang so gelebt, dass so etwas existieren könnte, sich ereignen könnte und siehe 
da, es ereignete sich, und das, was ich glaube und praktiziert habe durch Jahrzehnte lange Übungen durch 
Meister Eckhart, das hat sich bestätigt. Und so ist es mehr die Krönung gewesen, wie eine 
Summe der Hoffnungen und Erfahrungen. Das war besonders eindrucksvoll.
Natürlich gibt es da einige Reibungspunkte. Der eine ist, was 
machen die anderen Religionen? Dabei sage ich immer zu meinen Kindern, du kannst den Apfel von unten 
anstechen, von der Seite oder von der anderen Seite, du kommst immer zum Kern. Also, die 
Ausschließlichkeit des Heils, da kann man mich nicht überzeugen, dass dies von einer bestimmten Religion 
abhängt. Aber die Religionen stehen im Dialog und reden miteinander.
Das andere ist die Auferstehung der Toten nach Jahrtausenden 
oder Jahrhunderten, wenn dann endlich die Posaune erschallt. Das ist auch nur ein Bild. Wer darauf 
besteht, das wörtlich zu nehmen, der ist für mich kein Gesprächspartner. Wir gehen alle diesen Weg und 
zwar in dem Moment des Sterbens und kommen sofort ans Ziel und nicht erst nach Jahrhunderten, 
die wir dann auf dem Friedhof warten, bis das Grab sich dann öffnet.
Und ein drittes: Bei Gustav Mahler ist das so, in der zweiten 
Sinfonie, dass sie alle aufmarschieren vor den Weltenrichter, die Großen und die Kleinen, die Päpste und 
die Huren und die Verbrecher und die Heiligen, alle marschieren dahin, Millionen Menschen. Und siehe 
da, die große Überraschung: Es ist kein Gericht, sondern nur die allumfassende Liebe. Und die 
unglaubliche Güte, die einem aus dem Licht entgegenkommt. Das ist, was uns dann beschämt, das ist 
eigentlich das Gericht, dass wir so beschämt sind, dass wir das nicht erkannt haben, ein Leben lang: 
dass das Tiefste, die Existenzfrage der ganzen Welt, der spirituellen wie der dinglichen, die Liebe 
ist. Das ist der zentrale Punkt. Dass wir diesem Gedanke Unrecht tun, indem wir ihn verletzten, 
missbrauchen, das ist das Eigentliche, was man Sünde nennen muss. Daran muss man meiner Meinung nach 
arbeiten, im Diesseits wie im Jenseits. Im Faust II tragen die Engel die Seele, das 
Unsterbliche von Faust im Puppenstand empor, verpuppt wie der Schmetterling, und dort entfaltet man seine 
Flügel zur Seligkeit, zur letzten Reife.
				
Mein eigenes Nahtoderlebnis hat mein Verständnis von 
Transzendenz erweitert. Transzendenz ist nicht mehr das ferne Jenseitige, sondern auch die Überzeugung, dass 
die Höhen und Tiefen in unserem Leben, ja selbst der Tod ein gutes Ende nehmen werden.
Ja, und das strahlt auf das Leben zurück, auf das Alltagsleben, 
indem man einfach wohlgemut ist und getrost. Und selbst wenn es schwer ist, weiß man, es bleibt 
nicht so. Wenn man weiß wo die Reise hingeht, dann kann man alle Schwierigkeiten unterwegs gut 
ertragen. Die Transzendenz leuchtet nach hier, und auch was wir hier denken, tun, fühlen, unterlassen 
leuchtet nach dort hin. Aber von Letzterem wissen wir nichts.
				
‚Wo die Sagbarkeit endet, beginnt die Zone des Schweigens’ - so 
hat es einmal der Biologe und Verhaltenforscher Adolf Portmann in seinen Reflexionen zum 
inneren Erleben, zur imaginierenden und symbolhaften Weltdeutung des Menschen formuliert. Stossen 
wir mit diesen Erfahrungen an die Grenzen unserer Erklärungs- und Deutungsmöglichkeiten? Beginnt 
dort die Zone des Schweigens?
Wo die Sagbarkeit endet, fängt ja die Musik an. Es gibt manche 
mystischen Texte meines Vaters, die ich innerlich als Thema für gegeben nehme und dann Musik mache, 
wortlos, und das ist für mich dann die gültige Form. Wobei ich aber nicht behaupte, dass Musik 
Mystik ist, aber es gibt mystische Momente in der Musik. Das Wort ist immer eine Einengung, es will 
ja formulieren und eine Formel ist ja begrenzt. Das Unbegrenzte, das Grenzenlose, das Unfassbare 
lässt sich nicht in das Wort zwingen.Wort und Zahl sind immer eine Begrenzung. Man kann dort viel 
erkennen und verrichten, aber nicht das Letzte. Das Letzte ist eben wortlos, wie Meister Eckhart 
verlangt, dass man sogar den Begriff Gott aufgibt: „mach mich gotes kütteren ledic.“ Das ist hart.
				
Sie sprachen Ihren Vater an, den Arzt und Psychologen Carl 
Albrecht. Neben seiner Arbeit als Arzt schrieb er drei Bücher zur Psychologie der Mystik, darunter ein 
Standardwerk.
Er war Mystiker.
				
Wie weit hat Ihr Vater Ihr Leben und die Deutung Ihrer Erfahrung 
geprägt?
Bei meinem Vater war das Bemerkenswerte, dass er dieses 
spontane, existentielle Erleben nicht nur philosophisch, sondern wissenschaftlich psychologisch 
hinterfragte. Er hat also die Fähigkeit gehabt, in der Versunkenheit zu sprechen und das Sprechen in der 
Versunkenheit zu entdecken. Er war hypnotisch begabt und konnte die Patienten, ob gläubig oder 
nicht, in einen Zustand versetzen, dass sie anfingen zu sprechen oder mit einer ganz anderen Schrift zu 
schreiben, als sie im Alltag schrieben.Die Versunkenheit überhaupt war sein Forschungsgebiet. Deswegen 
ist er eine Ausnahme. Dieses Erleben wurde ihm geschenkt. Er hat nicht nur das Erleben selbst 
gehabt, sondern darüber hinaus vermochte er es wissenschaftlich zu durchforschen und zu 
hinterfragen.
Der Umgang mit dem Vater war sehr prägend und vor allem die 
Frage, was das Thema „Wesentlichkeit“ betrifft. Also, dass eigentlich kein Moment im 
Leben verschenkt werden darf, sondern jeder Moment ist wesentlich und Langeweile gibt es 
nicht. Jeder Moment ist mit Sinnhaftigkeit zu erfüllen, weil das Leben so kurz ist.
				
Wir haben bisher über die spirituelle Seite dieser Erfahrungen 
gesprochen. Diese haben aber noch eine andere Seite; sie sind auch Objekt der wissenschaftlichen 
Forschung wie bei ihrem Vater oder in den modernen Neurowissenschaften.
Mein Vater war ein Unruhegeist, er musste alles belegen und mit 
dem Intellekt bestätigen. Das ist mir überhaupt kein Anliegen - überhaupt nicht.
				
Für viele Menschen, die eine solche Erfahrung machen, stellt 
sich die Frage: „Was mache ich nun damit? Welche Bedeutung messe ich ihr bei?“ Es stellt sich damit 
die Frage der Integration dieser Erfahrung in das eigene Leben.
Nach dem Nahtoderlebnis kam ich sehr bald auf die Idee 
Hospizarbeit zu leisten; ich habe mich ausbilden lassen. Diese Tätigkeit, es klingt merkwürdig, 
bedeutet mir ebensoviel wie das Musikmachen und sie ist auch ebenso erfüllend und aufbauend wie 
das Musikmachen. Meine Frau war in Sorge, dass ich dann wunderlich werde und nur noch mit 
dem Schattenreich beschäftigt sei. Im Gegenteil. Es wird so viel gelacht. Der sterbende Mensch ist so 
wesentlich und ist so fern von allem Selbstbetrug und aller Lüge, dass man sich einfach wohl fühlt. 
Wenn die Ärztin gerade noch gesagt hat: ‚Kopf hoch, das wird schon’ und ‚Wir schaffen das’, und 
dann geht die Tür zu und ich bin wieder allein mit dem Sterbenden und er sagt: ‚Was soll die Lügerei? 
Das brauche ich nicht mehr.’ Herrlich, dann ist die Luft rein. Und dieses Eingehen auf den anderen Menschen bis zur physischen 
Übereinstimmung ist unglaublich wertvoll und bereichernd. Und es ist so wohltuend für den 
Sterbenden, dass ich nicht rede, sondern nur da bin und ich atme dann mit ihm, und das ist eine Form von 
Gebet. Aber diese Form muss geübt und stundenlang ausgehalten werden. Einfach da sein.
Ich erlebe in meiner Sterbebegleitung sehr oft, das auch 
atheistische Menschen in der letzten Strecke klar sehen, wo es hingeht, und dass es irgendwo hingeht, von dem 
sie vorher keine Ahnung hatten und nicht einfach Schluss ist. Da kann ich Ihnen wunderbare 
Erlebnisse erzählen. Zum Beispiel: Also, ich lernte ihn kennen und er sagte: ‚Dass wir uns richtig verstehen, 
ich bin Atheist, ich war Dekorateur und hab‘ mein Leben auf der Leiter zugebracht, und kommen Sie 
bloß nicht mit dem Glauben.’ Da habe ich gesagt: ‚Das werden Sie von mir nicht erleben, Sie 
dürfen doch alles, ich verlange doch nichts von Ihnen.’ Wir haben uns fabelhaft verstanden, wir haben 
viel gelacht. Und dann verstummte er viele Tage und plötzlich sagt er quasi aus dem Koma heraus - 
etwas, was noch nichts mit dem Jenseits zu tun hat, aber was zeigt, wie weise der Mensch wird: 
‚Die Zivilisation hat Uhren.’ Ich dachte: Mein Gott. Plötzlich redet er. Was meint er denn jetzt? 
Und nach einer ganzen Pause kommt: ‚Und die Natur hat Zeit.’ Da dachte ich, das hat ja den Rang 
eines Philosophen. Das ist ja eine große Weisheit und Erkenntnis. Und derselbe sagte, ganz kurz vorm 
Sterben: ‚Mit mir wird’s nichts mehr.Das steht da oben geschrieben.’ Atheist
Der Theologe Hans Küng stand dem Phänomen der Nahtoderfahrungen 
sehr kritisch gegenüber. Heute äußert er sich freundlicher dazu. In einem Interview sagte 
er einmal: „Nahtoderfahrungen sind vielleicht ein Hinweis dafür, dass das Sterben doch nicht so 
grausam ist oder dafür, dass wir ins Licht gehen können.“ Dennoch erleben Sie bei Ihrer Sterbebegleitung 
die Unerbittlichkeit des Todes und die Grausamkeit des Sterbens unmittelbar. Sie selbst haben sich vor 
wenigen Monaten einer kritischen Rückenoperation unterziehen müssen.
Die Nahtoderfahrung bei meinem Zusammenbruch im 
Neujahrskonzertkonzert war ein blitzartiges Erleuchtungserlebnis. Ganz anders war das jetzt bei der 
Rückgratoperation - genau das Gegenteil. Der Niedergang vor der Operation, in der Operation und danach, das 
Wiederkehren war, ein Abstieg in das tiefste Dunkel, in das Entsetzlichste, eine physische und 
psychische Qual. Das ist sehr interessant - die Gegensätze. Und so waren es ganz höllische Erlebnisse, wie bei 
Dante, wirklich ein Inferno, insbesondere die dreißig Stunden nach der Operation im 
Aufwachraum. Jetzt kann ich nur sagen, ich bin schmerzfrei, und ich genieße jeden Tag. Es ist ein neu 
geschenktes Leben. Aber die Niederfahrt zum Nullpunkt und das Wiederaufsteigen möchte ich nicht noch 
einmal erleben. Das ist infernalisch gewesen. Das Gegenteil von paradiesischem Erleben des nahen 
Todes. Also, auch das gibt es. Aber der endgültige Übergang, der ist ein Gehen ins Licht. Diesen Weg 
geht jeder.
				
Welche Form einer alltagstauglichen Spiritualität kann sich aus 
einer solchen Erfahrung heraus entwickeln?- eine Spiritualität, die auch für die Mehrzahl der 
Menschen in der heutigen Zeit geeignet ist, sozusagen eine „Mystik für jedermann“.
Die des Betens - ohne Unterlass. Aber wer tut das? Noch nicht 
einmal Mönche tun das. Es gibt eine viel leichtere, gängigere Art im Alltag diese Spiritualität zu 
leben. In einer Schlange, man wartet auf irgendwas, es ist langweilig oder im Wartezimmer des Arztes, im 
Bus oder in der Bahn, in allen langweiligen Situationen, wo man sagt, es ist schade um meine 
Zeit, die Gotteszeit ist, da können zum Beispiel katholische Menschen den Rosenkranz beten. Das ist ein 
Bilderbuch, das so spannend ist, wenn man sich in die Bilder hineinversetzt, die Lebens- und 
Leidenstationen, dann langweilt man sich nicht, überhaupt nicht und man ist abgeschirmt gegen die 
Nervosität und die Nichtigkeit, man geht mit etwas ganz Wunderbarem um und strahlt es auch aus. So gibt es 
Übungen, jeder muss das seine finden. Also, für mich ist der Rosenkranz eine Vorform des 
mystischen Gebetes und eine im Alltag unglaublich hilfreiche Art Spiritualität zu leben.
				
Es gibt sehr enge Beziehungen zwischen Mystik und 
Nahtoderlebnissen. Beide Erfahrungen erweitern unsere Erkenntnis, unser Bewusstsein und zeigen uns zugleich die 
Grenzen unseres Wissens auf.
Ich habe immer das Gefühl, der Mystiker braucht wie der 
Weltraumfahrer einen Schutzanzug, wenn er aussteigt aus der Kapsel, sonst verglüht er. Er braucht also den 
Rückhalt der Kirche, oder einer Glaubensgemeinschaft, die Verse, die Riten, die Gesänge, Dogmen. 
Er braucht diese als Raumkapsel, sonst verglüht er. Und das habe ich natürlich beim Vater sehr 
studiert und auch mir meine eigenen Verse darauf gemacht.
				
Der Mystiker wagt die Aussage, dass im Anfang das Ende, im Ende 
der Anfang sei. Aber unser Leben steckt voller Widersprüche, Gegensätzlichkeiten und Polaritäten.
Wir brauchen die Reibung. Zum Beispiel, ich kann nicht 
komponieren, wenn alles nur positiv oder himmlisch oder engelhaft ist. Sondern ich brauche die Reibung. 
Ich brauche das Diabolische oder das Hoffnungslose oder das Chaotische. Wenn jemand mir einen Text 
gibt, verton’ den doch mal, und der ist nur so im Himmel, dann sag ich, das kann ich nicht. Das ist 
langweilig. Also, die Kunst braucht es und das Leben auch. Wir brauchen die Reibung, auch mit dem 
Bösen. Wir müssen uns damit auseinandersetzen. Und daran reifen. Paulus: ‚Jetzt schauen wir 
durch einen Spiegel. Und alles ist Stückwerk.’ Oder Goethe sagt: ‚Es ist nur ein Abglanz, unser 
Licht, auch das Geisteslicht. Es ist nur ein Abglanz des eigentlichen Lichtes.’ Aber die Schlucht, die 
dazwischen liegt, oder die undurchdringliche Mauer, diese existieren nicht. Es ist eine 
hauchdünne Membran, die uns von dort trennt. Alles ist eins. Auch die Gegensätze. Es ist die 
Erfahrung von allen Mystikern: Alles ist eins.
				
Wird in dieser Sehnsucht nach der Einheit nicht der Versuch 
erkennbar, die Grenzen zu überschreiten, die uns als Teil der Schöpfung vom Ganzen, vom Paradies trennen? 
Aber wir verstehen diese Einheit noch nicht. Wir erkennen nicht, wie sich die Gegensätzlichkeiten 
und Widersprüchlichkeiten unseres irdischen Lebens auflösen.
Wir haben Bilder, die uns dahin leiten können. Zum Beispiel, 
wenn man Gebirgswanderer ist. Unten im Tal sieht man: hier geht jetzt ein Weg rauf. Ist das der 
richtige? Führt er vielleicht auf einen ganz anderen Gipfel? Man kennt das Gestrüpp von Wegen nicht. Und je 
höher man kommt, wenn man auf dem Gipfel ist, oben, dann durchschaut man alle Wege. Der führt 
in den Abgrund und der führt nach oben und der ist überhaupt kein Weg. Von Oben wird alles klar. 
Das ist ein gutes Bild. Auch die Irrwege, die werden einem nachträglich klar, dass auch sie ihren 
Sinn haben, und wo Licht und Schatten liegt auf der Landschaft, auch das. Dass man dies 
einschätzen kann und alles eins ist: dies wird einen beim Gebirgswandern so herrlich klar. Es gibt hilfreiche Bilder, 
die wir hier haben