Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin sowie von Bo 
	Katzman
	 
	
	Basel,
	11. Oktober 2008
	
	(aus dem 
	Schweizerdeutschen übersetzt)
	
	Ich freue mich sehr, dass du dir die Zeit nimmst, mir heute 
	ein paar Fragen zu beantworten. Wenn es dir recht ist, würde ich gerne eine 
	kleine Reise machen, angefangen mit dem Tag des Unfalls, dann die NTE selbst 
	und wie es dich verändert hat. Ich habe gelesen, dass du einen 
	Motorradunfall hattest in jungen Jahren, welcher zu deiner NTE führte. 
	Erzähl doch mal!
	
	Ja das ist 
	schnell erzählt! An einem wunderschönen Junimorgen, es war strahlend blauer 
	Himmel, wollte ich wieder mal Motorrad fahren. Ich bin dann mit hohem Tempo 
	in eine kurvige Unterführung hinein gefahren. Es reizte mich so richtig mit 
	schnellen 85 km/h in die Kurve zu liegen, doch dummerweise war ein Stau in 
	der unübersichtlichen Kurve, was ich natürlich viel zu spät gesehen hatte. 
	Ich bin dann mit voller Wucht in das letzte stehende Auto hinein geprallt. 
	Zuerst einmal habe ich nicht mehr Atmen können und wusste sogleich, dass 
	meine letzte Stunde geschlagen hatte. Ein riesiges Gefühl von Panik packte 
	mich: Wieso ich? Wieso jetzt? Warum?
	
	Also hattest du wirklich auch Gedanken gehabt während diesem 
	kurzen Augenblick?
	
	Ja, es waren 
	eher Emotionen, die alles übernommen hatten: Wütende, zornige, auflehnende 
	Emotionen und Gedanken. Und dann ist das übergangen in eine Art, wie sagt 
	man dem? So ein „Hände hoch“, jetzt musst du dich ergeben, jetzt kannst du 
	nichts mehr ändern, jetzt ist es vorbei. Plötzlich aber ist eine 
	unglaubliche Ruhe über mich gekommen. Nach dieser Erkenntnis, diesem 
	Ergeben, lief dann wirklich dieser berühmte Film ab, wovon man auch immer 
	wieder liest. Allerdings hinkt der Vergleich mit dem Film. Einerseits 
	erlebte ich jeden Moment meines bisherigen Lebens noch mal und war 
	gleichzeitig Beobachter. Es war wie ein Zeitfenster, alles stand still und 
	ich hatte in diesem Zeitfenster nochmals diese 20 Jahre meines Lebens.
	
	
	Danach wurde 
	ich bewusstlos, hörte zwar zwischendurch noch die Sirenen des Krankenwagens, 
	doch versank ich auch gleich wieder in die Tiefe der Bewusstlosigkeit. Und 
	plötzlich war ich unvermittelt wieder bei klarstem Bewusstsein. Ein 
	Bewusstsein, das ich bis jetzt noch nie hatte. Es war so allumfassend und 
	hell, dass ich mich wunderte, was denn jetzt passiert sei. Ich sah, dass 
	mein Körper auf einem Operationstisch lag und mir wurde bewusst, dass ich 
	nicht mehr in meinem Körper war, sondern darüber schwebte. Okay, das hatte 
	ich dann blitzartig akzeptiert und dachte: Aha, jetzt bin ich tot! Es war 
	völlig klar für mich.
	
	D.h. eigentlich fast ein wenig objektiv hast du das 
	betrachtet?
	
	Ja, ja, das 
	war mir damals einfach bewusst. Es war keine Beurteilung, sondern eine 
	nüchterne Feststellung, dass ich jetzt tot war. Interessant war, ich habe 
	die Gedanken dieser Ärzte wahrgenommen wie ein lautes Gespräch. Es war 
	unglaublich und zuerst war ich verblüfft, was denn da um mich herum so laut 
	schwatzt. 
	
	Selber hattest du aber keinen Körper?
	
	Ich hatte 
	schon so eine Art Körpergefühl, das ich übernommen hatte von früher, aber 
	ich hatte keinen wirklichen Körper, sondern eher so eine Wolke. Ich war eine 
	Art Geist, hatte also keine eigentliche Form oder genaue Konturen.
	
	Aber du hast dich selbst doch als etwas wahrgenommen?
	
	Ja, als 
	Individuum. Das Ich-Bewusstsein war voll da.
	
	Ich bin dann 
	auf den Doktor zugeschwebt, und sagte zu ihm: „Doktor Rosetti, sehen Sie 
	nicht, dass ich tot bin? Sie können jetzt aufhören!“ Dann habe ich ihn 
	packen wollen mit dem, was ich als Arm empfunden habe von meinem Körper her, 
	bin aber nur durch ihn hindurch gefahren. „Aha, logisch“, dachte ich, „Ich 
	habe ja keinen Körper mehr!“ 
	
	Ich fühlte, 
	dass ich hier nichts mehr zu tun hatte hier und war plötzlich in einer 
	anderen Sphäre, in einem Nebel, ich kann es nicht anders beschreiben. Dieser 
	Nebel bestand aber nicht aus Tautropfen, sondern (wie soll ich das sagen?) 
	das gesamte Wissen, das es gibt, das Allwissen, war in diesem Nebel 
	vorhanden. 
	
	Dieses Wissen hattest du dann auch?
	
	Ja, ich war 
	ein Teil von diesem ganzen geistigen Universum, da ich ja keine körperliche 
	Abgrenzung mehr hatte. Wie ein Tropfen, der ins Meer fällt. Dieser ist  auch 
	nicht mehr trennbar vom ganzen Ozean, er ist der Ozean. Dieses 
	Gesamtwissen zu erfassen hat mich fast erschlagen. Das trifft dich wie ein 
	Donnerschlag. Plötzlich waren alle Antworten auf alle Fragen da! Du weisst, 
	wieso die Welt entstand, wann und wie; einfach alles! 
	
	Eigentlich alles, was der Mensch gerne wissen würde, hast du 
	gewusst.
	
	Ja, alles war 
	vorhanden, dieses Wissen ist einfach da. Später dann wollte ich mir diese 
	Phänomene natürlich selber erklären und habe gelesen, dass dieses 
	gleichzeitige Vorhandensein von Zukunft und Vergangenheit die Akasha-Chronik 
	genannt wird. Das heisst, alles, was je passiert ist und auch jemals 
	passieren wird - ist als mögliche Realität vorhanden. Sowohl die Zukunft als 
	auch die Vergangenheit waren präsent. 
	
	Bedeutet das, dass es die Vorbestimmung gibt?
	
	Nein, 
	vorbestimmt kann man nicht sagen. Es sind einfach alle Möglichkeiten, die es 
	jemals geben wird, alle Wahrscheinlichkeiten vorhanden als eine Art mögliche 
	Realität.
	
	So dass man eigentlich immer noch selber wählen kann, welchen 
	dieser unendlichen Wege man nehmen will?
	
	Ja genau. Es 
	ist wie beim Billard-Spiel. Der Winkel und dir Kraft, wie du die weisse 
	Kugel anstösst, bestimmt den Verlauf der anderen Kugeln. Jeder Millimeter 
	der Winkelveränderung, verändert auch den Verlauf aller dieser Kugeln. So 
	wie alle diese Möglichkeiten des Kugelverlaufs in einem Spiel, das sind ja 
	mehrere Milliarden, so sind auch die Aktionsmöglichkeiten eines Individuums 
	während eines Lebens praktisch unbegrenzt. Jede einzelne Möglichkeit ist 
	schon von vornherein in diesem „kosmischen Geflecht“ vorhanden. Es ist 
	schwierig zu erklären. 
	
	Wirklich nachvollziehen wird man es wahrscheinlich nie 
	können, wenn man es nicht selber erlebt hat.
	
	Wahrscheinlich 
	nicht. Das Interessante war, dass ich gemerkt habe, dass es weder 
	Vergangenheit noch Zukunft gibt, es gibt einfach… (denkt nach) Alles, das 
	Eine!
	
	Der Begriff 
	Ewigkeit für uns ist eine unendlich lange Zeit, aber eigentlich ist es die 
	Abwesenheit von Zeit, was die Ewigkeit ausmacht. Es gibt keine Zeit mehr.
	
	Also eigentlich ein dauerndes Jetzt?
	
	Ja. Und 
	trotzdem gibt es eine permanente Veränderung in diesem dauernden Jetzt. Es 
	pulsiert, es verändert sich, es kreiert, aber es ist immer jetzt (lacht). 
	Man kann es mit Worten fast nicht erklären, man kann es sich auch nicht 
	vorstellen. Wir haben in dieser Welt einfach keine Erfahrungen und keine 
	Vergleichswerte dafür. 
	
	(…)
	
	Und ja dann 
	kam dieses Licht. Es ist eigentlich kein Licht, sondern es ist eine 
	unfassbare Energie, die soviel Liebe ausstrahlt, so dass diese nur noch 
	leuchten kann. Darum das Wort Licht, aber eigentlich ist es die reine 
	Liebesenergie.
	
	Sieht man es denn als etwas Gelbes oder Weisses?
	
	Man nimmt es 
	wahr… Gehen wir etwas ins Theologische: Ich habe diese Energie, als 
	allumfassende, schöpferische Liebesenergie wahrgenommen, die alles 
	durchpulst und dank der alles Leben „schwingt“.  Und gleichzeitig war eine 
	Persönlichkeit in dieser Energie, ES hat mich geliebt (lacht). Dieses 
	Gefühl war dermassen überschwemmend und hat mich dermassen getroffen mit 
	einer ungeahnten Wucht. Das hatte ich ja noch niemals erlebt, auf diese 
	uneingeschränkte Art geliebt zu werden. 
	
	Nicht vergleichbar mit „der Liebe auf Erden“?
	
	Nein. Man kann 
	es vielleicht vergleichen mit dem Gefühl, wenn man über beide Ohren verliebt 
	ist in einen Menschen. Man sitzt diesem gegenüber und alles, was man sieht, 
	liebt man einfach. Man hat Herzklopfen und es ist...überwältigend. Dieses 
	Gefühl, aber millionenmal verstärkt, erfüllt einen in diesem Licht.
	
	Bei mir war es 
	dann so: Dieses Licht war nur als sanfter Schimmer am Horizont aufgetaucht. 
	Ich raste darauf zu, ich schätze mit Lichtgeschwindigkeit, doch irgendwann 
	merkte ich, dass ich nicht näher kommen konnte. Da war nur dieser Schimmer 
	am Horizont, und ich konnte diese Energie, die mich traf, fast nicht 
	aufnehmen. Ich wusste, dass wenn ich noch näher heranginge, dann würden 
	meine Gefühle explodieren, das würde ich nicht aushalten. In diesem Moment 
	nahm ich eine Art Stimme in meinem Bewusstsein wahr, die sagte: Bis hierher, 
	nun musst du wieder zurück! Jetzt hast du es gesehen, jetzt weisst du es und 
	jetzt gehst du wieder zurück ins Leben. Sofort war mein Bewusstsein 
	verschwunden und ich war offenbar wieder zurück in meinem bewusstlosen 
	Körper. Die Ärzte hatten mein Herz reanimiert.
	
	Unter 
	Anästhesie war ich bei tiefer Bewusstlosigkeit. Einige Stunden später 
	erwachte ich dann in der Intensivstation und wurde von Schläuchen und 
	Apparaten am Leben erhalten.
	
	Die Personifizierung vom Licht, hast du dies als Gott 
	wahrgenommen oder denkst du, dass dies allgemein als Gott angesehen wird?
	
	Ja, ich habe 
	auch jetzt noch keine andere Erklärung. Doch das, was ich als Gott erlebt 
	habe, war so total anders, als das, was mir beigebracht wurde. Auch das 
	Jenseits, das war so total anders. Man denkt doch dann, dass man in den 
	Himmel kommt, wo es schön ist und man von irgendeinem Vorfahren empfangen 
	wird. Aber alles spielt sich nur auf energetischer Basis ab. Ich frage mich, 
	wieso die meisten Menschen die Vorstellung ablehnen, dass Gott die reine 
	Energie ist. Was soll er denn sonst sein? Ein freundlicher alter Mann?
	Dabei ist alles Existierende bloss schwingende 
	Energie. Gedanken, Gefühle, das Licht - ja sogar Materie ist nichts anderes 
	als dicht schwingende Energie. Und es gibt nur EINE Energie, und alles hängt 
	mit dieser Lebensenergie zusammen, die schlussendlich nichts anderes ist als 
	„Gott“. 
	
	(…)
	
	Der Mensch ist 
	ja ein schöpferisches Wesen. So wie man jetzt sein Leben gestaltet und jede 
	Sekunde neu erschafft, so erschafft man dann auch als Geistwesen im so 
	genannten Jenseits seine Umgebung. D.h. du kannst, wenn du das willst, deine 
	Schwester oder deine verstorbene Mutter für dich Gestalt annehmen lassen. 
	Diese sind zwar dort, das ist schon so, aber sie haben keine Gestalt, sie 
	sind ja Geistwesen. Du kannst dir ihr Erscheinungsbild erschaffen, so dass 
	du begreifst: Jetzt kommt z.B. meine Mutter, und sie sieht auch aus wie 
	meine Mutter! 
	
	Ganz einfach gesagt, kann man sich also sein „Paradies“ 
	selber vorstellen? 
	
	Ja, ich bin 
	überzeugt, dass die Nahtoderfahrenden, die sich in der Geistigen Welt 
	aufhalten, sich anfänglich ihre Umgebung nach ihren Vorstellungen selber 
	erschaffen. Mit der Zeit merken sie, dass das nicht nötig ist und dass man 
	in einer ganz anderen Daseins-Wirklichkeit ist. Das hat nichts mehr mit der 
	gewohnten materiellen Welt zu tun, wo es Dinge gibt.
	
	So dass man auch diese Verbindung zur bekannten Welt gar 
	nicht mehr unbedingt braucht? Dies braucht man ja wahrscheinlich vor allem, 
	damit man begreifen kann.
	
	Ja, dies 
	verschwindet mit der Zeit und man kommt in eine ganz neue Daseins-Form 
	hinein. Dort war ich auch noch nicht, aber ich weiss, dass es einen Zustand 
	gibt, von dem man nicht mehr zurückkommen kann, und von dem noch niemand 
	zurück gekommen ist. 
	
	(…)
	
	Gut dann kommen wir auf die Zeit zu sprechen, wie es denn 
	war, als du „zurückgekommen“ bist. Wieder diese Schwere und die Schläuche 
	und wo du auch wieder deinen Körper gespürt hast. War das ein Schock für 
	dich? Gedanken wie: Nein, wieso wieder zurück? 
	
	Gleich nach 
	dem Aufwachen aus der Narkose habe ich noch nichts wahrgenommen. Doch dann 
	bekam ich mit, dass die Ärzte mich aufgegeben hatten, dass sie gedacht 
	hatten, ich würde es nicht mehr lange mache. Meine Milz war Brei, die Leber 
	zerdrückt, diverse Knochenbrüche, Rippen, die in die Lunge hinein stachen. 
	Man gab mir in meinem Zustand vielleicht noch eine Woche. Meine Familie kam, 
	alle fünf Geschwister und die Eltern, um Abschied zu nehmen. Ich wollte sie 
	trösten, ich wusste ja, dass ich jetzt wieder da war und überleben würde 
	(lacht). Leider konnte ich aber nicht sprechen, weil ich von einer 
	Lungenmaschine beatmet wurde, mit einem Schlauch, der durch die Nase und 
	Stimmbänder zur Lunge führte. 
	
	Es war eine 
	schreckliche Zeit. Ich konnte wochenlang nicht essen und trinken, ich lag 
	einfach nur auf dem Rücken mit entsetzlichen Schmerzen. Ein leidendes 
	„Häufchen Elend“.
	
	Extrem war wahrscheinlich auch der Übergang von „alles machen 
	können“ zu weniger als ein Baby.
	
	Ich erlebte 
	höchstes Hoch und tiefstes Tief innert kürzester Zeit. Es ging dann fast ein 
	Jahr, bis ich wieder einigermassen genesen war. Nachdem ich dann aus dem 
	Spital kam, fiel ich ganz langsam in eine Depression hinein. Ich wusste 
	nicht mehr, was ich hier sollte. Ich wollte auch nicht mehr hier sein. Ich 
	hatte nicht wirklich Todessehnsüchte, ich wollte mich nicht umbringen, aber 
	ich sah wirklich keinen Weg mehr, Fuss zu fassen in dieser Welt. Ich habe 
	mich einfach in mein Zimmer eingeschlossen, die Storen runter gelassen und 
	starrte an die Decke. Das ist ziemlich lange so gegangen. Meine Eltern 
	fingen an, sich Sorgen zu machen und schickten mich zum Arzt. Dieser empfahl 
	mir, eine Psychoanalyse zu machen und meinte, dass ich da nicht mehr alleine 
	herauskommen würde. Mir war damals alles recht, denn ich wollte dieses leere 
	Gefühl einfach nicht mehr haben (lacht). Ich ging also zu einer 
	Psychiaterin, wo ich zweieinhalb Jahre diese Psychoanalyse gemacht habe. 5 
	Stunden pro Woche habe ich auf dieser Couch gelegen und einfach über mich 
	geredet. 
	
	Hast du dann auch von der Erfahrung erzählt?
	
	Ja, ich musste 
	es ja irgendwie loswerden. Sonst habe ich 8 Jahre lang gar niemandem ein 
	Sterbenswörtchen davon erzählt. Dieses Erlebnis war für mich jenseits von 
	allem, was ich bisher erlebt hatte. Ich befürchtete, auf Unverständnis oder 
	Ablehnung zu stossen, wenn ich dies jemandem erzählen würde, oder dass man 
	dieses absolut tiefe Erlebnis dem Einfluss der Narkose oder Drogen 
	zuschieben würde. Was man halt in wissenschaftlichen Abhandlungen darüber so 
	liest. Nicht ernst genommen zu werden, hätte ich nicht ertragen. Heute kann 
	ich es, denn wenn ich diese wissenschaftlichen Berichte lese, denke ich nur: 
	Ok, ihr werdet es ja dann sehen, wenn ihr selber so weit seid.
	
	Ich weiss nicht genau, wie das zu dieser Zeit war, aber ich 
	glaube, dass man die NTE noch nicht so kannte wie heute und dann war es 
	wahrscheinlich auch eine Erleichterung, lesen zu können, dass andere 
	Personen eine ähnliche Erfahrung gemacht haben wie du, oder? Du hast ja 
	gesagt, du wüsstest, dass deine Erfahrung echt war, aber möglicherweise gab 
	es doch ab und zu Unsicherheiten, vor allem auch dann, wenn es schon etwas 
	länger her ist.
	
	Ich war in 
	dieser Sache total verwirrt. Vor allem weil ich dachte, ich sei der Einzige, 
	der das erlebt hat. Es war vor 30 Jahren und da hat kein Mensch darüber 
	geredet. 
	
	Nach diesen 8 Jahren konntest du dann diese Erfahrung völlig 
	annehmen und wieder ganz im Leben stehen und auch darüber reden?
	
	Nein, das ging 
	nochmals anders. Das hätte ich niemals freiwillig gemacht, sondern ein 
	Spitalpfarrer wusste von meiner Erfahrung, denn ich hatte gleich nach der 
	Operation dem Arzt erzählt, was mir Merkwürdiges passiert sei. Ich fragte 
	ihn, was denn los gewesen sei, denn ich hätte gehört, wie er sagte, dass 
	mein Herz aufgehört hätte zu schlagen und man den Elektroschocker bringen 
	sollte. Der Arzt meinte dann, dass er es mir eigentlich nicht sagen wollte, 
	aber ich sei ihm kurz weggestorben während der Operation. 
	
	(…)
	
	Dieser 
	Spitalpfarrer wusste dies also und hat mich angefragt, ob ich in einer Runde 
	mit totgeweihten Krebskranken von meinem Erlebnis erzählen würde. Ich sagte, 
	dass ich zuerst darüber nachdenken müsse, ich wusste nicht, ob ich im Stande 
	dazu wäre. Ich bin dann einer inneren Stimme gefolgt, die sagte, dass ich es 
	machen solle. Ich hatte es erlebt, ich durfte es erfahren, jetzt sollte ich 
	es aber auch erzählen. Also sagte ich zu und kam in diesen kleinen Raum und 
	da sassen alle diese kahlköpfigen, zusammengeschrumpften, abgemagerten 
	Gestalten – auch junge Leute – in einem Kreis. Dies war das erste Mal, dass 
	ich mein Erlebnis berichtet habe. Am Schluss haben wir alle geweint, auch 
	ich. Nicht weil wir traurig waren, sondern einfach wegen der Tröstlichkeit 
	dieses Moments.
	
	War es denn eine Befreiung für dich?
	
	Ja absolut, 
	für alle. Das erste Mal ist immer das emotionalste, jetzt kann ich darüber 
	relativ distanziert erzählen. Aber damals kam das alles mit einer solchen 
	Wucht. Es hatte eine unglaubliche Bedeutung für diese Menschen, die da so in 
	diesem Kreis zusammen waren. Sie sagten mir dann einfach nur: Danke, jetzt 
	haben wir keine Angst mehr!
	
	Nun mal längerfristig gesehen mit der Verarbeitung und den 
	Veränderungen… Du hast ja vorhin vom Allwissen erzählt und viele sagen, dass 
	sie nach der NTE einen enormen Wissensdurst hatten, vielleicht auch, um 
	diesem Wissen wieder etwas näher zu kommen. Wenn ich das richtig verstanden 
	habe, hast du dieses Allwissen jetzt ja nicht mehr, oder?
	
	(lacht) Nein, 
	das ist verschwunden wie ein Traum. Denn das hat hier drin (zeigt auf den 
	Kopf) gar keinen Platz.
	
	Ist denn bei dir jetzt ein solcher Wissensdurst vorhanden? 
	Möchtest viel erfahren und wissen oder bist du eher einfach zufrieden, so 
	wie es ist, und weisst, dass dies dann sowieso wieder einmal kommt?
	
	Ich war so 
	entwurzelt, dass ich unbedingt hinter die Dinge sehen wollte. Zuerst war da 
	diese Psychoanalyse. Ich wollte wissen, was passiert ist und wie ich das 
	verkraften konnte. Das hat mir recht gut geholfen. Ich habe zu meiner 
	Persönlichkeit ein wenig zurückgefunden, aber es hat doch noch nicht 
	gereicht. Ich habe dann wirklich alles zu lesen begonnen, was mir Inputs 
	gegeben konnte. Ich habe angefangen die Bibel zu lesen, habe mich mit allen 
	möglichen Sekten eingelassen, mit Mormonen, Zeugen Jehovas. Ich habe diese 
	zu mir eingeladen und sagte ihnen, sie sollen einfach mal erzählen. Ich ging 
	zu deren Sitzungen und habe auch sonst einfach alles gelesen, was man kann: 
	Doktor Moody, Kübler-Ross, esoterische Schriften, psychologische Schriften. 
	Ich habe angefangen aufzusaugen. Ich wollte wissen, was andere Leute zu 
	diesem Thema zu sagen haben. 
	
	Mit der Zeit 
	kann man das verarbeiten und mit einer persönlichen Art damit fertig werden. 
	Es gibt dann auch eine gewisse Sicherheit, für das, was man erlebt hat. Ich 
	hatte wirklich einen riesen Wissensdurst, auch jetzt noch. 
	
	(…)
	
	Im Gespräch über Religion und Spiritualität…
	
	(…)
	
	Die Hölle ist 
	auch so ein Thema, über welches ich unter anderem mit religiösen Leuten 
	diskutiert habe. (studiert) Also ich habe dort drüben nichts wahrgenommen, 
	das irgendetwas mit einer Hölle oder einer Bestrafung zu tun hat, nichts das 
	dich richtet und auch keine Verdammnis. Dort gibt es nur etwas, die Einheit, 
	und das ist das Licht, das ist die Liebe. Und jeder Sünder, jeder 
	Massenmörder, was auch immer, der wird dort drüben geliebt. Denn das Leben 
	hier ist eine Schulung für die Seele, um Erfahrungen zu sammeln. 
	
	Jetzt kommen 
	wir vielleicht etwas ins Theologische hinein. Die zehn Gebote werden von uns 
	ja so interpretiert, dass wenn man es richtig macht, geht’s nach oben und 
	sonst nach unten. Es heisst aber nirgends, dass du dieses und jenes nicht 
	tun darfst, sondern es heisst lediglich, dass du es nicht tun 
	sollst.
	
	Also eigentlich ist es die eigene Entscheidung?
	
	Richtig, du 
	darfst alles machen, wofür du den Impuls hast. Du darfst das Schlimmste 
	machen, aber du trägst nachher natürlich einfach die Konsequenzen. Denn der 
	Kosmos gleicht alles aus, doch das ist nicht eine Bestrafung, sondern das 
	ist nur ein Ausgleich. Ich weiss jetzt, dass alles zum Guten hinarbeitet, 
	auch das Schlimmste. Wenn du eine schlechte Tat machst, vielleicht eine 
	bösartige, lieblose, dann kommt irgendwann die Konsequenz auf dich zurück. 
	Das habe ich auch gelernt, dass eben alles, was du in die Welt hinaussetzt, 
	wieder auf dich zurück kommt. Zu einem anderen Zeitpunkt, in einer anderen 
	Situation, aber du erleidest dies selber, was du anderen angetan hast. Darum 
	muss man auch nicht erstaunt sein, wenn einem etwas Unangenehmes passiert, 
	denn das könnte das Echo auf vergangene Taten sein. 
	
	(…)
	
	Ich denke, 
	dass auch dieses Leben hier, ein grosses Ziel und einen grossen Sinn hat.
	Es geht bei uns Menschen darum, unsere Energieaufnahmefähigkeit für 
	Liebe, ich sage dem das Liebesgefäss, zu vergrössern. Wenn du also mit 
	deiner kleinen Erfahrung von Liebe nur ein fingerhutgrosses Gefäss hast und 
	du stehst dort drüben plötzlich diesem Ozean von Liebe gegenüber... da bist 
	du gar nicht fähig, diese Fülle aufzunehmen. Das habe ich selbst gespürt. 
	Und deshalb geht es in diesem Erdenleben darum, dass man versucht seine 
	Liebesfähigkeit zu vergrössern, damit man nachher mehr von dieser Energie 
	empfangen kann. Je grösser dieses Gefäss ist, desto näher kannst du zu 
	diesem Licht hin, die Religionen würde sagen: Näher zu Gott. 
	
	Würdest du sagen, dass dies der Sinn des Lebens und auch der 
	Lebensauftrag ist?
	
	Ich denke 
	schon. So wie ich das jetzt interpretiere. Jedoch spielt das Böse eine 
	wesentliche Rolle im Ganzen. Ohne das Böse wird das Gute nicht erkannt,
	also 
	ist es ein wesentlicher Faktor, um die Liebe als Gegenteil zu erkennen und 
	anzustreben. 
	Und darum ist das Böse von der Liebe erschaffen, so absurd das klingen mag. 
	(lacht) 
	
	(…)
	
	Nochmals wegen 
	den 10 Geboten. Diese Gebote sind keine Vorschriften sondern eigentlich eine 
	Checkliste. Du kannst dann sagen für „töten“ habe ich keine Impuls, also 
	abhaken. „Stehlen“? Gut, also mal sich etwas Vorteile verschaffen, so dass 
	der andere schlechter wegkommt, diesen Impuls habe ich noch, das kann ich 
	noch nicht abhaken. Das heisst, ich bin noch nicht so weit, dass ich die 
	negativen Impulse auf der Liste nicht mehr habe und sagen kann, dass ich 
	jetzt „heilig“ wäre. (lacht)  
	
	Glaubst du denn auch an die Reinkarnation, so dass man 
	eigentlich weiter an seiner Checkliste arbeiten kann?
	
	Ich weiss 
	nicht, warum so viele Leute ablehnen, dass man mehr als einen Anlauf 
	braucht, um zur vollkommenen seelischen Reife zu kommen. Das ist für mich 
	völlig logisch. Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, dann kann er ja auch 
	nicht am nächsten Tag als Universitätsprofessor Vorlesungen halten. Man muss 
	zuerst lernen zu laufen, zu spielen, man geht in den Kindergarten, in die 
	Schule, zur Uni usw. Immer in die nächste Schulklasse, bis man eben Meister 
	ist. Wenn man Meister ist, kann man selbst unterrichten und sich so 
	einbringen. Ebenso kann man nicht in einem einzigen Menschenleben die ganzen 
	Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln, die es braucht, um vollkommen zu sein.
	
	Bis man diese 
	ganze Checkliste im Griff hat, dauert es ein Weilchen. Es gibt nicht nur 
	diese eine Welt, um die vielfältigen Erfahrungen auf dem Weg zur 
	Vollkommenheit zu machen. Es gibt noch unzählige andere Möglichkeiten.
	
	(…)
	
	Ich weiss 
	noch, als ich da unter diesem Auto lag, dass ich eine Art Beurteilung über 
	mich selber machen musste. Ich habe neben mir ein liebendes Wesen gespürt, 
	ich hab es nicht genau gesehen, aber ich habe seine Anwesenheit 
	wahrgenommen. Es hat dann liebevoll gesagt, dass dies mein Leben gewesen sei 
	bis jetzt. Sieh es dir an, was meinst du dazu? Ich sagte dann: Ok, so 
	ziemlich verplempert. Ich würde mir etwa eine 3-4 als Note geben. Gut, was 
	machen wir da, willst du dir eine bessere Note holen, fragte mich das Wesen. 
	Offenbar war ich einverstanden, drum bin ich wieder hier und darf meine 
	verpatzte Schulklasse nachholen.
	
	Denkst du, dass du dich hättest entscheiden können, nicht 
	mehr weiter zu leben? Oder war es klar, dass du zurück gehst?
	
	Es war, glaube 
	ich, klar. Ich konnte nicht viel sagen, es ist entschieden worden. Ich habe 
	das Gefühl, dass ich mich bereits, bevor ich in diese Welt gekommen bin, 
	entschieden habe. Du bist ja vor deiner Menschwerdung ein kreativer Geist, 
	der an der Allwissenheit Teil hat und du weisst genau, was auf dich zukommen 
	wird. Und du entscheidest: Ich will in die Schweiz, mit diesen Eltern, zu 
	dieser Zeit, dieses und jenes durchmachen. Du kannst dir deine Prüfungen 
	zurechtlegen. Aber das vergisst man ja alles wieder, wenn man hier ist.
	
	
	Es gibt aber 
	auch viele Menschen, die sich zu viel zumuten mit ihren selbst gestellten 
	Lebensaufgaben, weil sie eine Abkürzung machen möchten. Das sind dann jene, 
	welche irgendwann scheitern und denken, es nicht mehr zu schaffen. 
	
	
	(…)
	
	Ich habe eine 
	grosse Freude an diesem Leben und geniesse jeden Moment, aber ich weiss, 
	dass dies irgendwann aufhören wird und ich dann wieder Abschied nehmen muss. 
	Das darf man einfach nicht ausblenden! 
	
	(…)
	
	Betrachtest du dein Erlebnis als ein Geschenk, als einen 
	Segen?
	
	Ja, im 
	Nachhinein war diese Erfahrung war ein Riesengeschenk, aber es war verbunden 
	mit Schmerzen und Qualen. Sie hat mir wieder in Erinnerung gerufen, was ich 
	vergessen oder eben ausgeblendet hatte: Dass dieses Leben eine Weiterführung 
	im geistigen Zustand findet und dass alles einen Sinn und ein Ziel hat. 
	Offenbar aber war diese Erkenntnis eine meiner Aufgaben im Leben, die ich 
	freiwillig nicht wahrnahm. Ich wurde unsanft drauf geschubst.
	
	Es ist eine 
	unbezahlbare Kostbarkeit, die ich in meinem Herzen trage. 
	
	Gut, dann danke ich Dir ganz herzlich für das Interview und 
	für die Zeit, die Du investiert hast.
	 
	 Milena Kuhn