Der vollständige Artikel ist enthalten in 
		dem Buch 
	
										
"Nah-Todeserfahrungen - Rückkehr zum Leben".  
	Mit 
		Beiträgen von: Phyllis Atwater, Yolande Eck, 
		Harald Kiczka, Florin Lowndes, Dorothea Rau-Lembke, Kenneth Ring, George 
		Ritchie, Tom Sawyer, Michael Schröter-Kunhardt, Wolfgang Weirauch, 
		Siegfried Woitinas.
		 Bestellmöglichkeit des Buches (15.- €)
	 
	Abdruck in 
	dieser Website erfolgt mit einer Sondergenehmigung des Verlages. 
	Wir bedanken uns 
	sehr für die Erlaubnis.
	 
		
	
	
	
	Begleitung in den letzten
	Augenblicken des Lebens
	Interview mit Dorothea Rau-Lembke
	von Wolfgang Weirauch
	Auszug
	
	Dorothea Rau-Lembke, geb. 1960 in Wunsiedel, verheiratet, lebt in Bamberg. Studium der Literatur- und Kunstgeschichte, Philosophie, Theologie. 
	Ausbildung in Psychologie. Freiberufliche Dozentin. 
	
	D. Rau-Lembke: Die Krankheit, die ich damals hatte, ist über längere Zeit 
	entstanden, mit den verschiedensten Mitteln behandelt worden, und erst lange 
	Jahre danach habe ich wirklich erfahren, was bei mir vorlag: nämlich ein 
	Blinddarmdurchbruch nach vier Wochen Krankenhausaufenthalt, mit starker 
	Beeinträchtigung anderer Organe. Wahrscheinlich hatte ich auch noch 
	anderweitige Infektionen. Das Nah-Todeserlebnis hatte ich zwischen zwei 
	chirurgischen Eingriffen, drei bis vier Tage nach der ersten großen 
	Operation.
	
	W.W. Ging es so weit, dass Sie klinisch tot waren?
	
	D. Rau-Lembke:  Nein, ganz so dramatisch war der 
	Krankheitsprozess 
	wahrscheinlich nicht. Es geschah nachts während meines 
	Krankenhausaufenthaltes, und ich weiß nur, dass am Morgen danach 
	Untertemperatur festgestellt wurde. Zwar kamen die Ärzte und Pflegerinnen 
	alle herbeigeeilt und haben sich gewundert, aber während des 
	Nah-Todeserlebnisses gab es an meinem Krankenbett keine Zeugen.
	Am Nachmittag vorher hatte ich noch etliche Besucher, an die ich mich aber 
	nicht mehr erinnern kann. Nur von meinem Vater weiß ich noch. Er hat 
	wahrscheinlich gespürt, dass ich im Sterben lag. Mein Vater saß neben mir am 
	Bett und hat richtig um mich gekämpft, innerlich gekämpft, dass ich 
	weiterleben solle. Ich habe hinterher gesagt, dass diese Kraft von ihm —er 
	ist evangelischer Theologe — mich am Leben gehalten hat bzw. mich wieder 
	zurückgeholt hat. Aber das kann von mir auch eine subjektive Deutung sein.
	
	
	WW: Hat Ihr Vater an Ihrem Bett gebetet?
	
	D. Rau-Lembke: Ja, er hat nicht nur gebetet, sondern er hat zu seinem Gott 
	geschrien.
	
	
	Im Bett lag eine schneeweiße Tote
	
	
	W.W.: Können Sie den Prozess schildern, als Sie 
	übersinnlich erwachten?
	
	D. Rau-Lembke: Vorher war ich so schwach, dass ich nicht mehr den Knopf des 
	Telefons bedienen konnte, weil ich meinen Arm nicht mehr
	heben konnte. Ich kippte dann einfach weg. Ich wurde durch eine graue Decke 
	zu einem Licht gezogen und sah von oben den „Krankenhausgalgen" am Bett 
	sowie jemanden in diesem Bett liegen. Diese Gestalt war schneeweiß und wie 
	tot — und das war ich.
	
	
	W.W. Wussten Sie sofort, dass dies Ihr Körper ist?
	
	D. Rau-Lembke: Nicht im ersten Moment, aber schon nach kurzer Zeit war es 
	mir klar. Diese Erkenntnis war furchtbar.
	
	
	W.W.- Was ging gedanklich, bewusstseinsmäßig dabei in Ihnen vor?
	
	D. Rau-Lembke: Vor allem ein Erschrecken darüber, wie ich aussehe. Das 
	Gesicht war nämlich von der Krankheit gezeichnet. Ich war 
	erschrocken 
	darüber, dass in diesem Bett eine Tote liegt. Auf der anderen Seite war ich 
	darüber erschrocken, dass es mich trotz des Leichnams im Bett immer noch gibt 
	und ich mich so wahrnehmen konnte, wie dies damals geschah. Eigentlich war 
	es eine Überforderung für mich. Trotzdem war es für das Gesamterleben nicht 
	so wichtig wie das, was darauf folgte.
	
	W.W.: Hatten Sie während dieses Out-of-body-Erlebnisses andere 
	Wahrnehmungen? Haben Sie anders gehört oder gesehen als in Ihrem physischen 
	Leib? Konnten Sie auch in andere Räume des Krankenhauses hineinschauen?
	
	D. Rau-Lembke: Nein, im Nachbarzimmer war ich überhaupt nicht, denn 
	eigentlich war ich nur ganz bei mir. Es war auch jenseits meines Interesses, 
	denn ich war auch schon vorher ganz darauf eingerichtet, dass jetzt mein 
	Sterbeprozess beginnt. Es ging um mich. Das Gehör hat sich nicht verändert, 
	ich habe keine besonderen akustischen Wahrnehmungen gehabt, allerdings war 
	mein Gefühl unglaublich gesteigert und angereichert. Ich war hellwach, 
	allwissend, so als könnte ich alle mir bekannten Menschen perfekt 
	ausleuchten und als würde ich von ihnen alles wissen. Es war auch so, als 
	würde ich die gesamte Zukunft und Vergangenheit kennen, und zwar was mit der 
	Welt und mit mir selbst geschehen ist und sich noch ereignen würde. Irgend 
	etwas muss auch darunter gewesen sein, was mich entsetzlich erschreckt hat. 
	Leider weiß ich nicht mehr, was das war, auch wenn es von meinem Gefühl her 
	etwas mit der Welt zu tun hatte. Ich wusste es nur in diesem Moment, 
	hinterher nicht mehr. Aber es war etwas ganz Schlimmes, Bedrohliches.
	
	W.W. Hatten Sie auch das Tunnelerlebnis?
	
	D. Rau-Lembke: Nein, aber es war mir, als würde ich nach oben durch eine 
	graue Decke schweben. Möglicherweise ist, diese Art des Erlebens darin 
	begründet, dass ich durch Kaiserschnitt geboren worden bin.
	
	
	Begrüßung durch Verstorbene
	W.W.: Was schloss sich in Ihrer Nah-Todeserfahrung an das Out-ofbody-Erlebnis 
	an?
	D. Rau-Lembke: Zunächst war es mir, als ob ich durch eine graue Decke 
	hindurch in ein Lichtreich vorstoßen würde. Ich wurde in Richtung dieses 
	Lichtes aus meinen Körper gezogen. Das allererste war eine liebevolle und 
	herzliche Begrüßung durch verstorbene Menschen, die mir sehr wichtig waren. 
	Vor allem waren das die Freundin, von der ich eben berichtet habe, sowie 
	meine Großmutter väterlicherseits. Was mich im nachhinein sehr frappiert 
	hat, ist, dass ich meine Großmutter gar nicht gekannt habe, da sie vor meiner 
	Geburt verstorben war. Aber sie war da, um mich zu begrüßen. Die 
	Kommunikation mit den Gestalten geschah ohne Worte, es war so, als wäre ein 
	Gedanke der Gedanke aller. Alles war sehr harmonisch und lichtdurchflutet. 
	Diese Begrüßung durch die Gestalten war sehr überwältigend, im Grunde war es 
	ein Meer von Liebe. Das hat sich dann immer mehr gesteigert, die Gestalten 
	rückten langsam in den Hintergrund, und von da ab ging es eigentlich nur 
	noch um mich.
	W.W.: Können Sie die Verstorbenen ein wenig beschreiben? Waren es 
	Lichtgestalten?
	D. Rau-Lembke: ja, man könnte sie als Lichtgestalten beschreiben, auch wenn 
	unsere normalen Kategorien von Raum, Zeit, Farb- und Formgebung dafür nicht 
	ausreichen. Wichtig war für mich, dass sie lichtdurchflutet waren, und dieses 
	Licht war Liebe. Dieses Licht war auch Wissen. Es vermittelte mir, dass ich 
	gestorben sei. Ich habe diese beiden ganz wichtigen Gestalten an ihrer Liebe 
	zu mir erkannt. Diese unverwechselbare Beziehung hat sich bei mir wie durch 
	ein Brennglas eingebrannt.
	W.W.: Darf ich noch einmal wiederholen: Durch die Liebe dieser beiden 
	Gestalten zu Ihnen haben Sie erkannt, dass es diese beiden Persönlichkeiten 
	sind?
	D. Rau-Lembke: ja.
	W.W.: War es Ihnen auch vorher schon klar, 
		dass der Mensch nach dem Tod 
	weiterlebt, oder haben Sie solche Gedanken abgelehnt?
	
	D. Rau-Lembke: Ich hatte es mir manchmal gewünscht, aber eigentlich hatte 
	ich den ganzen Bereich des Todes verdrängt. Sterben müssen die anderen, 
	nicht ich — so empfand ich damals. Ich habe den Tod immer verdrängt, obwohl 
	ich in einem Pfarrhaus und neben einem Friedhof aufgewachsen bin. Heute muss 
	ich sagen, dass ich ohne die Stütze dieser beiden Verstorbenen während meiner Nah-Todeserfahrung im Weltall verloren 
	gewesen wäre. Ich wäre in ein schwarzes Loch, in ein Nichts gefallen.
	Aber dass die Begegnung mit den Verstorbenen mir Halt gegeben hat, war im 
	nachhinein auch eine erschreckende bzw. frappierende Erfahrung, weil sie die 
	blinden Flecken meines Weltbildes zerstört hat. Alles, was ich bisher 
	gedacht und erlebt hatte, war durch dieses Erlebnis zerbrochen. Der Glaube 
	an den persönlichen und den männlichen Gott war mir zerbrochen, denn das, 
	was ich während meiner Nah-Todeserfahrung erlebt habe, war etwas Abstraktes, 
	war etwas, was mit Ethik zu tun hat, aber nicht mit üblicher Moral. Vor 
	meiner Nah-Todeserfahrung wusste ich auf fast alle Fragen eine Antwort, 
	hinterher kaum noch auf eine. Und stark abgenommen hat sicherlich meine 
	Angst vor dem Tod!
	W.W.: Aber es war Ihnen klar, dass die Verstorbenen richtige geistige 
	Lebewesen sind, die noch heute existieren?
	D. Rau-Lembke: ja. Natürlich hatten sie eine andere Gestalt, sie waren nicht 
	so wie wir in einem physischen Leib, trotzdem hatten sie eine 
	unverwechselbare Gestalt. Sie waren die Personen, die unverwechselbar nur 
	sie selbst sein konnten.
	W.W.: Was haben die beiden zu Ihnen gesprochen, und wie ging die 
	Kommunikation vor sich?
	D. Rau-Lembke: Die Kommunikation erfolgte nonverbal. Sie haben sich mir 
	gegenüber dahingehend geäußert, dass sie riesengroße Freude empfinden, mich 
	in diesem Reich begrüßen zu dürfen. Faszinierend war auch die Art des 
	Gespräches. Das war kein Herantasten oder Small Talk, sondern es war ein so 
	inniges Gespräch, wie es hier auf der Erde höchstens in ganz intimen 
	Beziehungen in seltenen Augenblicken vorkommt. Sie haben mir Freude und 
	Willkommen vermittelt, Geborgenheit und unendlichen Trost gegeben.
	
	W.W.: Wie war die Umgebung der Gestalten in diesem Lichtreich? Haben Sie 
	paradiesische Landschaften wahrgenommen?
	D. Rau-Lembke: Landschaften habe ich nicht gesehen, sondern nur eine 
	unendliche Weite, eine schöne, lichte Weite. Ich erblickte zusätzlich sehr 
	viele Gestalten, die auch alle freundlich und harmonisch wirkten, aber 
	wichtig für mich waren eigentlich nur diese beiden. Diese Weite hat mir auch 
	sehr gut getan, denn auch hier im irdischen Leben liebe ich die Wüste und 
	jede andere Weite. Allerdings war mir klar, dass sich hinter diesen Gestalten 
	noch ein viel größeres Licht befinden muss, und zwar ein sehr starkes, 
	zugleich aber sehr mildes Licht, das ich eigentlich nicht beschreiben kann. 
	Diese Art von Licht habe ich seitdem auch nie wieder gefunden.
	
	W.W. Haben Sie, als Sie in der geistigen Welt waren, auch eine Art höllische 
	Landschaft erlebt?
	D. Rau-Lembke: Nein.
	Das Lebenspanorama
	W.W.: Wann trat das Erleben des Lebenspanoramas, des Lebensfilms, ein?
	
	D. Rau-Lembke: Das trat nach der Erstbegegnung mit den beiden Verstorbenen 
	ein. Es begann, als ich mich in meinem neuen Zustand ein wenig 
	zurechtgefunden hatte. In diesem Panorama habe ich mein ganzes Leben erlebt. 
	Bezeichnenderweise geschah dies unter einem ganz anderen, für mich 
	ungewohnten Wertesystem. Besonders habe ich soziale Situationen erlebt, 
	Vorfälle, bei denen ich anderen Übles angetan hatte. Normalerweise hätte ich 
	mich für diese Vorfälle geschämt, aber in der Situation dieses 
	Lebenspanoramas habe ich mich nicht geschämt, sondern ich habe mich selbst 
	verstanden und mich liebevoll angenommen. Dann habe ich Situationen erlebt, 
	in denen mir andere Übles angetan haben, und dadurch habe ich diese Menschen 
	verstanden, und zwar besser und tiefer, als ich dazu jemals auf der Erde in 
	der Lage gewesen wäre. Ich habe verstanden, warum diese Menschen mir 
	verschiedenes angetan haben. Natürlich habe ich auch Glückssituationen 
	erlebt. Aber ganz prägnant sind mir die Situationen bewusst geworden, in 
	denen man sich gegenseitig Böses angetan hat.
	W.W. Lief Ihr Leben rückwärts ab oder stand Ihr Leben in allen Situationen 
	gleichzeitig vor Ihnen?
	D. Rau-Lembke: Es war sehr geballt, aber die Tendenz war eher zurücklaufend. 
	Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht. Vielleicht konstruiere ich in der 
	Erinnerung das Rückwärtslaufen nur, denn im Grunde war alles gleichzeitig.
	
	W.W.: Standen Sie den Bildern gegenüber oder waren Sie mitten in dem 
	jeweiligen Geschehen?
	D. Rau-Lembke: Ich war in dem Geschehen drinnen und war gleichzeitig tief in 
	jeder Person, so dass ich sie verstanden habe. Vor allem habe ich sie 
	umfassender als vorher verstanden. Auch mich habe ich ganz neu verstanden. 
	Und unser gegenseitiges Verhalten sah ich in einem ganz anderen Licht.
	
	„Ich konnte die Geheimnisse aller Personen lüften”
	
	W.W.: Dann sind Sie also innerlich in die jeweiligen Personen geschlüpft und 
	haben in ihnen die Schmerzen empfunden, die Sie diesen Personen während des 
	Lebens zugefügt haben?
	D. Rau-Lembke: Erlebt habe ich die Schmerzen eigentlich nicht, aber ich 
	wusste um sie. Ich wusste ganz klar um diese Schmerzen. Im nachhinein ist es 
	auch faszinierend, dass ich mich während dieses Erlebnisses nicht geschämt 
	habe, obwohl ich genau wusste, was ich anderen Übles zugefügt hatte. Ich habe 
	mich in diesem Lebenspanorama nicht einmal verurteilt, denn das Verurteilen 
	war durch Liebe und Wissen abgelöst worden.
	W.W.: Sie haben also nie unmittelbar gespürt, was ein anderer an Gutem oder 
	Schlechtem durch Sie erlebt hat?
D. Rau-Lembke: In dem Erlebnis selbst habe ich es nicht gespürt, aber es war 
	mir so, als ob ich es vorher gespürt hätte. Im Grunde war alles 
	gleichzeitig.
	W.W.: Sie haben gesagt, dass Sie z.B. erkannt hätten, warum andere Ihnen 
	etwas angetan haben. Wahrscheinlich konnten Sie in die subjektive 
	Ursachenverkettung im Umfeld dieser anderen Personen hineinschauen. Können 
	Sie dieses Moment noch ein wenig beschreiben?
	D. Rau-Lembke: Mir war, als ob ich in die andere Person hineinschlüpfen, als 
	ob ich plötzlich alle Geheimnisse dieser Person lüften könnte und das ganze 
	Konglomerat an Motiven wüsste.
	W.W.: So als wären Sie der andere Mensch selbst?
	
	D. Rau-Lembke: Ja.
	W.W.: Geschah dies gleichzeitig mit mehreren Personen oder nacheinander?
	
	D. Rau-Lembke: Eigentlich geschah dies mit allen Personen gleichzeitig. Zwar 
	ist man versucht, alles chronologisch zu erzählen, aber es ist im Grunde 
	alles gleichzeitig passiert.
	W.W. Wie haben Sie auf diese Phase Ihrer Nah-Todeserfahrung reagiert? War es 
	ein Schock, erlebten Sie Gedanken der Erleichterung oder war es eine Art 
	Aha-Erlebnis, weil Ihnen erstmals Ihre sozialen Beziehungen durchleuchtet 
	wurden?
	D. Rau-Lembke: Eigentlich war es sehr erhellend, auf jeden Fall eine 
	Bereicherung. Im nachhinein könnte ich es als ein Aha-Erlebnis bewerten, 
	aber während dieser Erfahrung war es das Erleben von eigener 
	Liebesfähigkeit, um die ich vorher nicht wusste. Ich habe dabei Räume 
	entdeckt— in mir und anderen gegenüber —, die ich vorher einfach nicht 
	genutzt habe.
	W.W.: Könnten Sie einmal ein Beispiel davon geben, wie Sie einer Person 
	etwas angetan haben bzw. diese Ihnen, und was Sie während des 
	Lebenspanoramas durch Ihren überschauenden Wissensblick verstanden haben?
	
	D. Rau-Lembke: Ich hatte z.B. eine Beziehung zu einem Mann, die sehr 
	problembehaftet war. Er war auch damals in einer sehr schwierigen Situation, 
	aber ich hatte für ihn in manchen Punkten Unverständnis, obendrein auch 
	einige Ansprüche. Während dieser Nah-Todeserfahrung habe ich verstanden, 
	warum dieser Mann so ist, wie er ist, und habe auch Dinge wahrgenommen, die 
	ich ihm hinterher auf den Kopf zusagen konnte und die alle stimmten. Das 
	waren Bereiche, die ich vorher allerhöchstens ahnte, aber nicht genau 
	kannte.
	W.W.: Ging das Lebenspanorama bis zur Kindheit zurück?
	
	D. Rau-Lembke: Ja, ich habe bis zu meiner Geburt alles gesehen.
	
	W.W.: Über die Geburt hinweg haben Sie nichts geschaut?
	
	D. Rau-Lembke: Konkret nicht. Aber etwas Wichtiges war noch die Liebe meiner 
	Eltern zu mir, die in irgendeiner Form auch vorhanden war, allerdings nicht 
	in einem konkreten Erlebnis. Es waren eher kleine Erlebnisse, die 
	wahrscheinlich in die Zeit vor meiner Geburt hineinreichten. Ich habe 
	plötzlich gespürt, dass meine Eltern mich gewollt haben, bevor es mich gab. 
	Das stimmt auch damit überein, wie es wirklich war.
	
	Die irdischen Werte verschwinden
	W.W.: Kam während der Schau des Lebenspanoramas irgendeine Ihnen bekannte 
	Person oder auch eine andere Gestalt auf Sie zu, um mit Ihnen gemeinsam das 
	Lebenspanorama anzuschauen bzw. zu bewerten?
	D. Rau-Lembke: Nein, dabei war ich ganz mutterseelenallein. Die Verstorbenen 
	waren in diesem Moment zwar wohl noch anwesend, aber sie traten in den 
	Hintergrund und waren nicht mehr so wichtig. Als Botschaft für die Zeit danach ist mir geblieben, wie wichtig die 
	Begegnung mit Menschen ist, auch wie wichtig die Begegnung mit mir selbst 
	ganz allein ist. Die Zeit, die ich mit mir selbst verbringe, ist ebenfalls 
	eine ungeheuer kostbare. Diese beiden Themen waren auch bereits während des 
	Lebenspanoramas deutlich und klar in meinem Bewusstsein.
	
	W.W.: Gibt es noch etwas Wichtiges über dieses Lebenspanorama zu erzählen, 
	was wir bisher noch nicht angesprochen haben?
	D. Rau-Lembke: Im nachhinein hat es mich fasziniert, dass der 
	Leistungsbereich und alles, was für mich vorher in diesem Sinne wichtig war, 
	dort überhaupt keine Rolle mehr spielte. Auch Äußerlichkeiten oder Dinge, 
	auf die man normalerweise achtet, hatten dort überhaupt keine Bedeutung 
	mehr. Es ging wirklich um soziale und emotionale Qualitäten, um das 
	Verstehenkönnen anderer Menschen, um Vergebung und darum, Macht aufgeben zu 
	können. Darüber denke ich seither sehr oft nach, denn meine Erfahrung macht 
	die Werte unserer Gesellschaft ziemlich mürbe.
	
	Der Sog in das Licht
	W.W.: Auf welche Weise verschwand das Lebenspanorama wieder?
	
	D. Rau-Lembke: Es war damit abgeschlossen, dass das Licht immer wichtiger und 
	dass der Sog, der von dem Licht ausging, immer stärker wurde. Ich hatte ganz 
	starke Sehnsucht, diesem Sog nachzugeben und endlich in dieses Licht zu 
	kommen, wohl wissend, dass es den Tod bedeutet. Meinen Tod!
	
	W.W.: Können Sie die Qualitäten dieses Lichtes noch ein wenig beschreiben?
	
	D. Rau-Lembke: Das ist sehr schwer. Es war ein sehr mildes und helles Licht, 
	aber keine Helligkeit, die blendet. Es war auch ein sehr starkes Licht, aber 
	in diesem Licht zu sein, bedeutete für mich totales Glück, umfassendes 
	Wissen und Liebe für andere und zu mir selbst. Diesem Licht konnte man sich 
	gänzlich übergeben, ich konnte von allem Bisherigen absehen, ohne dabei 
	etwas zu verlieren, und es bedeutete für mich das Aufheben aller Gegensätze, 
	letztlich ganz tiefes Glück, gemischt mit Freude. Dieses Licht hat für mich 
	auch so etwas wie eine fremde Macht dargestellt. Ich hatte das Empfinden, 
	dass ich dieses Licht sehr gut kenne und dass ich auch ein Stück von diesem 
	Licht selbst bin. Aber als ich mich in diesem Licht befand, war da noch 
	etwas, was über mich bestimmt hat.
	W.W.: War das eine Wesenheit?
	D. Rau-Lembke: Wenn ich das nur wüsste! Eigentlich habe ich es als etwas 
	Abstraktes empfunden, obgleich es etwas sehr Machtvolles, Kraftvolles und 
	Wissendes in sich barg. Seither habe ich in mir das Gefühl, dass ich eine 
	Aufgabe im Leben zu bewältigen habe. Vorher hatte ich nach dem Motto 
	gelebt-. Ich mache, was ich will, und alles bestimme ich. Aber diese
	Lebenshaltung ist mir in dem Licht kräftig abhanden gekommen. Seitdem hat 
	das Leben für mich Aufgabencharakter, und ich weiß, dass es irgend etwas 
	gibt, was größer und stärker ist als ich. Das weiß ich, obwohl es vielleicht 
	etwas schmerzhaft bzw. eine narzisstische Kränkung ist.
	
	
	„Als bräuchte ich nie wieder eine Frage zu stellen"
	
	W.W.: Sie sagten, dass sowohl in dem Licht als auch in Ihnen selbst eine Art 
	Allwissen vorhanden war. Haben Sie noch etwas mehr über die geistige Welt 
	bzw. den Bereich, in dem Sie sich befanden, erfahren?
	
	D. Rau-Lembke: Es war so, als ob ich alles wissen würde und nie wieder eine 
	Frage zu stellen bräuchte. Neugier und Fragehunger waren wie weggewischt. Es 
	war so, als ob ich alles über den Fortgang der Welten, die Zeiten, über 
	mich, auch über meine Zukunft wüsste. Und nur ein Ausschnitt davon — ich 
	deutete es vorhin bereits an — war schlimm, und ich wollte ihn nicht mehr 
	wissen, und ich weiß ihn auch nicht mehr. Das war das Dunkle aus der 
	Zukunft. Im nachhinein hat es mir furchtbare Angst gemacht, so dass ich froh 
	bin, es vergessen zu haben.
	W.W.: Haben Sie auch eine konkrete Zukunftsschau auf Ihr persönliches Leben 
	gehabt?
	D. Rau-Lembke: Nein. Mir wurde nur die Botschaft vermittelt, dass ich 
	liebesfähig sein müsse und an meiner Liebesfähigkeit arbeiten müsse. Das ist 
	mir noch heute als Botschaft geblieben, so als wäre es mir mit einem Stempel 
	auf das Rückgrat geprägt worden.
	W.W.: Sind in diesem Lichtreich weitere Wesen aufgetaucht, die Sie klar 
	identifiziert haben?
	D. Rau-Lembke: Nein. Es waren sehr viele Gestalten dort, aber ich könnte von 
	keiner bestimmten sprechen, außer den beiden anfangs erwähnten, meiner 
	Freundin und meiner Großmutter. Im Grunde war ich ganz allein dort. Ich 
	hatte auch keinen Begleiter.
	W.W.: Was haben Sie in diesem Lichtreich noch erlebt?
	
	D. Rau-Lembke: Die Aufhebung von Zeit, von Materie und Raum, und wichtig war 
	auch die Aufhebung von Macht. Schön war zugleich die Harmonie. Unter allen 
	Gestalten in dieser Atmosphäre herrschte eine unendliche Harmonie, 
	allerdings keine lähmende, sondern eine vitalisierende. Obwohl ich mich mit 
	allen Gestalten verständigen konnte und mich mit dem Licht austauschte, so 
	machte ich doch die sehr wichtige Erfahrung, dass ich ich selbst blieb und 
	eine Einheit war. Im nachhinein habe ich mir immer gewünscht, 
	dass ich gerne noch konkretere 
	Dinge erlebt hätte, z.B. einen Begleiter oder andere ganz konkrete Dinge. 
	Mein ganzes Erleben war für mich doch eine sehr abstrakte Erfahrung. Deshalb 
	waren auch abstrakte Themen und Motive vorrangig, z. B. Liebesfähigkeit, 
	Toleranz, Freude, Schmerzfreiheit. Ganz stark war der Sog in das Licht 
	hinein, und es war mir völlig klar, dass ich diesem Sog auch nachgeben 
	wollte.
	W.W.: Obwohl es Ihnen bewusst war, dass Sie sich endgültig von der Erde lösen 
	würden, wenn Sie diesem Sog weiter nachgeben würden?
	
	D. Rau-Lembke: Ja, es war mir vollkommen klar, dass ich dann wirklich tot 
	sein würde.
	W.W.: Haben Sie von der Erde überhaupt noch Wahrnehmungen gehabt, als Sie 
	sich in diesem Lichtreich befanden?
	D. Rau-Lembke: Als ich mich in dem Lichtreich befand, war die Erde so gut 
	wie weg. Vielleicht hing noch etwas an mir wie ein schweres Gewicht, aber 
	eigentlich war die Erde während dieser Erfahrung verschwunden. Die Erde 
	spielte keine Rolle mehr.
	
	Der Befehl aus dem Licht
	W.W.: Auf welche Weise geschah die Umkehr? Hat Ihnen jemand gesagt, 
	dass Sie 
	zurück müssten?
	D. Rau-Lembke: Ich war ja bereits im Licht und wollte dort bleiben, und wenn 
	es nach mir gegangen wäre, dann wäre ich dort auch geblieben. Aber plötzlich 
	kam aus dem Licht etwas wie ein Befehl: Du musst zurück!
	
	W.W.: War das eine Stimme, oder wie wurde Ihnen dieser Befehl 
	bewusst?
	D. Rau-Lembke: Es war ganz bewusst in mir, wie vom Licht mitgeteilt. Ich 
		wusste gleichzeitig, dass ich zurück musste. Mir wurde mitgeteilt, dass ich 
	zurück ins Leben müsste, um noch einmal neu anzufangen.
	W.W.: Haben Sie dagegen protestiert?
	
	D. Rau-Lembke: Total! Ich habe mich richtig dagegengestemmt. Ich wollte 
	nicht zurück.
	W.W. Wurde der Befehl dann wiederholt?
	
	D. Rau-Lembke: Ja, er wurde immer wieder wiederholt und wurde dabei zugleich 
	immer stärker.
	W.W.: Wurde der Befehl auch begründet?
	
	D. Rau-Lembke: Vielleicht, aber ich weiß es nicht mehr. Ich wusste natürlich, 
	was mich wieder auf der Erde erwarten würde, und das wollte ich vermeiden.
	
	W.W.: Was wussten Sie dort von Ihrem irdischen Dasein?
	
	D. Rau-Lembke: Dass ich wieder in die Mühle von Raum, Zeit und Materie komme 
	und die furchtbaren Schmerzen meiner Krankheit aushalten müsste.
	
	W.W.: Waren bei dem Rückzug zur Erde Ihre Großmutter und Ihre Freundin 
	anwesend, oder waren Sie auch dort allein?
	D. Rau-Lembke: Ich war ganz allein. Die Verstorbenen kamen gar nicht mehr, 
	sie waren nur zu Beginn der Nah-Todeserfahrung bei mir. Im nachhinein möchte 
	ich meinen, dass Sie mich zu meiner Orientierung empfangen haben.
	
	„Ich war völlig überfordert,
	wieder in meinem Körper zu sein"
	W.W.: Bitte beschreiben Sie den Prozess des Abstiegs in Ihren Körper.
	
	D. Rau-Lembke: Der Befehl, zur Erde zurückzukehren, wurde beständig stärker. 
	Ich wehrte mich zwar dagegen, konnte aber überhaupt nichts dagegen 
	ausrichten. Eigentlich ging dieser Abstieg ganz schnell. Es war eine Kraft, 
	die mich von dem Licht wegschob. Zu Beginn meiner Nah-Todeserfahrung wurde 
	ich ins Licht hineingezogen. Nun wurde ich zurückgeschoben. Es ist mir 
	liebevoll beigebracht worden, war aber doch kraftvoll und bestimmt. Ich kam 
	dann einfach wieder in meinem Körper zu mir, spürte, dass ich in dem 
	Krankenhausbett lag und bemerkte natürlich als erstes meine wahnsinnigen 
	Schmerzen. Und zwar waren dies keineswegs nur Schmerzen im Bauch, sondern 
	zusätzlich noch Kälteschmerzen in den Beinen, so als wären mir die Beine 
	erfroren. Um mich zu orientieren, habe ich als erstes versucht, ein bisschen 
	die Füße zu bewegen, und dabei das Baumwollbettlaken gespürt. Seit dieser 
	Zeit hasse ich Baumwolllaken.
	Mein Vater war bis kurz vor meinem Nah-Todeserlebnis an meinem Krankenbett, 
	und als ich zurückkam, war es mir, als wäre die Kraft oder das Gebet bzw. 
	seine Liebe zu mir noch in der Ecke, wo er gesessen hatte. Zumindest hatte 
	ich dieses Gefühl. Ich war völlig überfordert, wieder in meinem Körper zu 
	sein. Ich machte meinem Vater sogar innerlich Vorwürfe, weil ich dachte, 
	dass 
	er daran schuld sei, daß ich wieder zurückgeholt worden bin.
	
	W.W.: Haben Sie auch in irgendeiner Weise den Fall in Ihren physischen 
	Körper erlebt, z.B. so wie man es manchmal im Traum erlebt, kurz bevor man 
	aufwacht?
	D. Rau-Lembke: Nein, es war eher ein sanftes Nach-unten-Gleiten, so als 
	würde mich die Kraft bis nach unten in meinen Körper begleiten.
	
	W.W.: Welche Spanne der irdischen Zeit waren Sie aus Ihrem Körper heraus?
	
	D. Rau-Lembke: Das ist eine sehr schwere Frage, denn es können Stunden oder 
	auch nur Minuten gewesen sein. Ich kann es nicht definitiv sagen. Es wird 
	allerdings keine sehr große Zeitspanne gewesen sein, da die Nachtschwester 
	hin und wieder reinschaute.
	W.W.: Es hat also auf der Erde niemand mitbekommen, dass Sie aus Ihrem Körper 
	herausgegangen sind?
	D. Rau-Lembke: Nein, niemand. Man hat nur hinterher festgestellt, 
	dass sich 
	meine Werte total verschlechtert hatten und dass ich ganz starke 
	Untertemperatur hatte. Ich habe es auch lange Zeit niemandem erzählt. Der 
	erste, der es erfuhr, war mein Vater. Später dann eine Mitpatientin, die 
	etwas Ähnliches erlebt hatte und kurz darauf verstarb.
	
	W.W.: Aber für Sie war es unmittelbar klar, dass Sie eine wirkliche Erfahrung 
	einer geistigen Welt erlebt hatten?
	D. Rau-Lembke: Ja, gezweifelt habe ich nie. Es war mir ganz deutlich, 
	dass 
	dies kein Traum war.
	W.W.: Es sprach durch sich selbst.
	D. Rau-Lembke: Ja, und ich bedauere heute, dass ich nicht sofort mit mehreren 
	Menschen darüber gesprochen habe. Denn heute weiß ich, dass sehr viel mehr 
	Menschen diese Erfahrungen durchmachen, vor allem Patienten, und ich weiß 
	auch, dass sogar einige vom medizinischen Personal davon Kenntnis haben. Es 
	hätte mir damals auch sehr gut getan, überhaupt mit jemandem über mein 
	Erlebnis zu sprechen.
	W.W.: Vielleicht wäre Ihnen auch mehr in Erinnerung geblieben, wenn Sie es 
	damals gleich mit einigen Menschen besprochen hätten?
	
	D. Rau-Lembke: Das glaube ich nicht, denn ich habe seitdem jeden Tag daran 
	gedacht. Ich habe es — wie gesagt — meinem Vater erzählt, später dann auch 
	der Mutter meiner verstorbenen Freundin. Mein Vater war sehr erstaunt über 
	mein Erlebnis, aber auch sehr verständnisvoll und offen. Er weiß eben aus 
	seiner seelsorgerlichen Praxis, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde 
	gibt, als man gemeinhin anzunehmen geneigt ist. Aber viel darüber sprechen 
	wollte er nicht, er hat mich eher im Zuhören und Schweigen verstanden und ernst
	genommen. Und er empfand vor allem die 
	Mitteilung über seine Mutter als Trost, denn sie ist damals unter 
	furchtbaren Schmerzen an Krebs gestorben. Ich denke sehr viel über mein Erlebnis nach und kenne mittlerweile auch 
	einige Menschen, die ein ähnliches Erlebnis durch einen Unfall erlebt haben. 
	Ich vermute, dass mein Erlebnis ein wenig dadurch geschmälert wurde, dass ich 
	vorher und nachher eine lange Krankheitsgeschichte hatte. Es war zwar ein 
	sehr schönes Erlebnis, aber es war teuer erkauft.
	Schöpfungsstaunen
	
	W.W. Wie hat sich Ihr Leben durch dieses Erlebnis verändert?
	
	D. Rau-Lembke: Das hat sich ungeheuer verändert! Vorher war ich ein sehr 
	angepasster und leistungsorientierter Mensch, hinterher hatte ich das Gefühl, 
	als wäre ich durch mein Erlebnis in das Weltall hinauskatapultiert worden 
	und könnte nicht mehr auf der Erde landen. Ich hatte Jahre danach Sehnsucht 
	nach diesem Licht, nach diesem Glück und dieser Liebe, empfand sogar Groll, 
	weiterleben zu müssen. Leben bedeutete in der ersten Zeit für mich nur noch 
	Arbeit und Anstrengung. Ich habe dann aber nach und nach entdeckt, dass ich 
	Teile dieses Glücks, das ich während meiner Nah-Todeserfahrung erlebt habe, 
	auch in meiner Arbeit mit Sterbenden erleben konnte und dass ich in dieser 
	Arbeit Orientierung und Sicherheit an den Patienten und an seine Angehörigen 
	weitergeben kann.
	Ich sehe in dieser persönlichen Aufgabe auch ein Stück 
	gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die ich wahrnehme. Damals habe ich 
	begonnen, mich mehr und mehr denjenigen Menschen zuzuwenden, die an der 
	Grenze des Todes stehen, und mache deswegen seit vielen Jahren Sterbe-und 
	Trauerbegleitung. Dabei habe ich entdeckt, dass ich überhaupt keine 
	Schwierigkeiten habe, mit Menschen, die ähnliches erlebt haben, in 
	Kommunikation zu kommen.
	Kurz gesagt: Ich habe mich von einem sehr ehrgeizigen Menschen zu einem 
	sozialen entwickelt. Früher war es für mich wichtig, was Autoritäten sagen, 
	und ich konnte in jeder Machthierarchie schnell ausloten, wer das Sagen hat 
	und wie man vor ihm gut dasteht. Heute dagegen ist für mich das schwächste 
	Glied in der Kette am wichtigsten. Das sind meist diejenigen Menschen, von 
	denen ich am meisten lernen kann und die am meisten zu sagen haben.
	Ganz stark habe ich etwas seit meiner Erfahrung in mir, was ich 
	Schöpfungsstaunen nennen möchte. Wenn es morgens am Horizont dämmert und die 
	Sonne aufgeht, so war das früher für mich nichts Besonderes, heute aber 
	erschauere ich vor lauter Ehrfurcht vor dem, was dort jeden Tag geschieht. 
	Ähnlich geht es mir, wenn ich eine Pflanze betrachte oder einen Menschen 
	sehe, vor allem ein neugeborenes Kind. Dass dies alles gelingen kann, ist für 
	mich immer noch wie ein Wunder. Ich weiß noch, wie es an den Tagen nach 
	meiner Krankenhausentlassung war: Eine Frucht sehen, eine Blüte entdecken, 
	den Duft riechen, den ganzen Busch betrachten, an dem sich viele Blüten 
	befinden — alles das waren für mich Erfahrungen, die mir durch Mark und Bein 
	gingen. Ich muss heute sogar aufpassen, dass ich nicht ständig über alles das, 
	was lebt und sich bewegt, staune, denn dann käme ich nicht mehr zu meiner 
	Arbeit.
	...........
	Auszug aus dem Artikel 
		"Begleitung 
		in den letzten Augenblicken des Lebens"
		
		Heft 51 der Flensburger Hefte. 
		
	 
Der vollständige Artikel ist enthalten in 
		dem Buch 
	
										
"Nah-Todeserfahrungen - Rückkehr zum Leben".  
	Mit 
		Beiträgen von: Phyllis Atwater, Yolande Eck, 
		Harald Kiczka, Florin Lowndes, Dorothea Rau-Lembke, Kenneth Ring, George 
		Ritchie, Tom Sawyer, Michael Schröter-Kunhardt, Wolfgang Weirauch, 
		Siegfried Woitinas.
		 Bestellmöglichkeit des Buches (15.- €)